Meine Überheblichkeit, meine Fahrlässigkeit sollte mich noch teuer zu stehen kommen. Ich hätte besser auf Dulacres Urteilsvermögen vertrauen sollen. Wenn sogar Kuzan meinem Onkel zustimmte, wäre es klug und sehr viel schmerzloser für mich gewesen, ihren Ratschlag zu Herzen zu nehmen und dem Jäger mit Vorsicht zu begegnen, besser noch, eine Begegnung zu vermeiden. Aber ich war dumm, ich war naiv, ich war berrauscht von der Macht, die meine Dämonenkräfte durch meinen Körper sendeten.

Ich lebte in einer völlig anderen Welt, in einer Realität, die  so nur in meinem Kopf existierte. Meine Fantasien zeigten vor meinem inneren Auge, wie die Schattententakeln den mickrigen Jäger auseinander rissen.

Dementsprechend ungläubig und wütend schaute ich drein, als der Jäger beinahe mühelos zwei meiner Tentakel mit Pfeilen niederschoss, was mich stark darauf schließen ließ, dass sie in Himmelstropfen getränkt waren.

Der Jäger wirbelte durch die Luft, betat an seinem Bogen einen Mechanismus was diesen innerhalb von Sekunden veränderte. Ich wollte meinen Augen nicht trauen. Die Bogensehne schnalzte, zog sich zusammen und verschmolz nahezu mit dem Bogenrücken, der nun alles andere als gekrümmt war. Er wirkte nun viel mehr wie ein Stock aus dessen Enden zwei Sicheln herausschnellten. Was zur Hölle? Mit dieser mit Doppelklingen ausgerüsteten Sense zerschnitt der Jäger gnadenlos meine Schatten. Noch nicht mal mehr die Schattenpeitsche, die sich von unten durch die Planken fraß, das Holz zerfetzte und sich um das Bein des Jägers schlang, schien ihm viel Aufwand zu bereiten, denn nach dem er beinahe verdutzt verharrte, rammte er schlicht und einfach seine verblüffend moderne Sense in den Boden.

Die Marine musste alle Hebel in Gang gesetzt haben, sich alle Asse aus den Ärmel gezogen haben um so eine Waffe zu konstruieren. Und ja, verdammt, ich war bodenlos neidisch.

Mürrisch betrachtete ich meine eigene Sense. Ich versuchte meinem Ego die positiven Aspekte aufzuzählen. Der Griff war länger, dafür schmaler und leicht gekrümmt. Da ich sie seit Jahren benutzte war der Griff außerdem an manchen Stellen abgenutzt und lag dementsprechend perfekt in der Hand. Die Sichel war außerdem größer und wesentlich breiter. Filigrane goldene Verzierungen schmückten die ansonsten komplett schwarze Sense.

Und der wesentliche Faktor, warum meine Waffe sehr viel besser war: Es war MEINE.

Und eher nebensächlich: es handelte sich bei der Sense um ein Erbstück der Dämonen, eine heilige Waffe, die sich ihren Besitzer aussuchte um mit ihr in völligem Einklang und in Harmonie... ach was redete ich hier. Meine Waffe fand mich einfach grandios, wir hatten denselben Blutdurst und mochten beide den Klang vom Abtrennen der Gliedmaßen und so weiter und sofort.

Trotzalledem musste ich zugeben, dass die Waffe des Jägers nicht schlecht war... Dieser hatte seine gläsernen Linsen in meine Richtung gewandt und es juckte mich unter den Fingern herauszufinden, was in seinem Kopf so vor sich ging, geschweige denn wie sein Gesicht aussah.

Er ließ etwas in der Hand auf und ab hüpfen, drehte es mehrmals in der Handfläche, so dass es in der Sonne funkelte und warf es dann zielsicher mitten in meine Schattenkuppel. Der Gegenstand - ich hatte wahrlich keine Ahnung um was es sich dabei handelte- polterte über die Planken und blieb zu meinen Füßen liegen. Es war...eine Spraydose mit einem Ring? Ich Dummerchen hatte noch nie in meinem entzückenden Leben das Vergnügen, Bekanntschaft mit einer Blendgranate zu machen. Aber... aus Fehlern lernt man bekanntlich.

"Du bewirfst mich mit Müll? Du... Umweltverschmutzer!", schrie ich, absolut irritiert von dieser Aktion. Nichtsahnend griff ich nach der mutmaßlichen Spraydose und wollte sie zurück schmeißen als diese detonierte.

Man konnte nicht sagen was ich zuerst spürte. Meine Reize waren hoffnungslos überfordert, mein Verstand spielte verrückt- er wurde wahnsinnig.

Feuer in meinen Händen, meine Haut verbrannte, sendete unvorstellbare Schmerzen durch meinen Körper.

Lorelei Morgenstern (OnePiece FF)Kde žijí příběhy. Začni objevovat