(8) Lolli

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Eine Staffelei und Ölfarben! Collin hatte tatsächlich eine Staffelei und lauter Ölfarben im Park hergerichtet und das genau da, wo man die schönste Aussicht auf den See hatte. „Das ist genau das, was ich jetzt gerade brauche. Als könntest du Gedanken lesen!“ gestand ich voller Freude, als Mister Arrogant mich grinsend dort hin führte. „Das ist reiner Eigennutz. Ich bewundere deine Kunst, Honey.“ erwiderte er und hielt mir eine Auswahl an Bleistiften hin. Ich strahlte ihn an, nahm einen der Stifte und fing an den See zu zeichnen. Heute schimmerte der See in einem wunderschönen Türkis und ich fragte mich, wie ich das am besten auf Papier bringen sollte.
„Willst du darüber reden, was dieser Typ von dir wollte?“ nahm ich nach längerer Zeit wieder Collins Stimme wahr. Beinahe war ich so ins Zeichnen vertieft, dass ich vergessen hatte, dass er ja auch noch neben mir stand und mich beobachtete. „Eigentlich nicht... “ murmelte ich, fuhr aber dann doch fort. Irgendwie war es mir wichtig, dass Collin wusste, was bei mir los war. „Er ist ein ehemaliger Freund von mir und ich weiß auch nicht so genau... er wollte mit mir reden. Ich habe keine Ahnung, was er damit bezwecken will... Ich glaube, meine Schwester hat ihn irgendwie dazu angestiftet, mir näher zu kommen.“ erzählte ich zögerlich, merkte aber, wie gut es mir tat, Collin gegenüber unbefangen reden zu können.
Wieder trat ein kurzes Schweigen ein, in dem ich zwei Farben auf einer Palette vermischte. „Vielleicht hat er auch einfach erkannt, was für eine atemberaubende Person du bist. Das könnte ich gut nachvollziehen. Du ziehst Menschen einfach so leicht in deinen Bann.“ meinte Collin schließlich leise und ich glaubte, mir das nur eingebildet zu haben. Seit wann sagte der Player denn bitte so etwas? Irritiert und etwas verunsichert sah ich ihn an. Ich wurde aus seinem Verhalten nicht wirklich schlau. „Ist okay. Du musst darauf nichts sagen.“ erklärte er scheinbar unbehaglich und sah hinaus auf den See. Es brachte mich durcheinander, wie leicht er sich verunsichern ließ.
So kannte ich Collin nicht und ich war mir nicht sicher, wie ich damit umgehen sollte. „Du verwirrst mich, Mister.“ erwiderte ich also nur und konzentrierte mich wieder aufs Zeichnen. „Warum?“ fragte er und ich spürte, wie sein Blick zu mir zurück huschte, bevor er wieder zum See ging. „Du benimmst dich so anders. So zurückhaltend. Als wäre ich aus Glas.“ erklärte ich mich und da fing er plötzlich an, leise zu lachen. Meine Brauen schnellten überrascht in die Höhe. „Oh, keine Sorge, Honey. Ich bin nicht so vorsichtig, weil ich mir Sorgen mache, du könntest zerbrechen. Ich hatte nur einfach nie so eine Situation. Es ist also alles irgendwie Neuland für mich.“ meinte der Player und jetzt sah ich ihn nur noch verwirrter an.
„Neuland? Für dich? Was ist denn bitte Neuland für dich, Mister Arrogant?“ lachte jetzt ich und ein Grinsen huschte über seine vollen Lippen. Wie gerne ich diese doch wieder auf meinen spüren würde, schoss es mir durch den Kopf, aber das durfte ich nicht denken. „Du, Leonie McArthur. Du bist Neuland und dass du mir wichtig genug bist, dass ich mich als gut für dich erweisen möchte.“ erklärte Collin und stupste mir mit einem Finger auf die Nase. Erst war ich überrascht von dieser Berührung, dann rümpfte ich die Nase und Collin fing nun wirklich an zu grinsen.
„Es gab doch sicher schon Mädchen vor mir, die dir etwas bedeutet haben.“ versuchte ich zu überspielen, wie erschrocken ich von seiner Aussage war. Meinte er es doch ernst mit mir? „Nicht wirklich. Ich war ein ziemlicher Freigeist, wenn du verstehst, was ich meine.“ grinste Collin und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen, was mich wiederum zum Lachen brachte. „Du bist unverbesserlich.“ kicherte ich und fing an die Seerosen mit einem zarten Rosa auf die Leinwand zu bringen. Er grinste nur weiter vor sich hin und lief dann ohne ein weiteres Wort zu dem See, der nur ein paar Meter entfernt war. Ich runzelte die Stirn, dachte mir dabei aber nichts weiter und zeichnete nur weiter.
Als er dann kurz darauf zurück kam, hatte er etwas in der Hand. Jetzt war ich doch neugierig und sah ihn fragend an. Er hatte eine kleine Seerose in der Hand, die er sicher gerade aus dem See gepflückt hatte. „Eine kleine Erinnerung an heute. Ich dachte, wenn ich schon das Bild behalte, kannst du wenigstens eine der Seerosen haben.“ erklärte er und ich bemühte mich wirklich, ihm nicht sofort um den Hals zu fallen und ihn zu küssen. Wenn ich nur vorher gewusste hätte, wie unfassbar liebevoll er sein konnte. Ich milderte meinen Enthusiasmus zu einem Lächeln ab und setzte meine Kürzel auf die Leinwand. „Danke.“ hauchte ich schließlich und nahm die Rose entgegen.
„Ich muss danken. Es grenzt an ein Wunder, dass ich diese wundervollen Bilder umsonst bekomme. Jeder andere Künstler würde mindestens 24 Tausend dafür verlangen.“ erwiderte der Player neckend und zauberte eine Picknickdecke hinter seinem Rücken hervor, die er zu meinen Füßen ausbreitete. „Für dich zeichne ich doch immer wieder gerne. Du bietest mir schließlich immer wundervolle Kulissen.“ erwiderte ich und setzte mich neben ihn auf die Decke. „Heißt das, dass ich für jede malerische Kulisse, die ich dir biete, ein Bild bekomme?“ wollte er grinsend wissen. „Ich kann sehen, ob es sich einrichten lässt.“ antwortete ich mit einem strahlenden Lächeln.

Knapp zwei weitere Stunden später verabschiedete ich mich wieder von Collin und lief strahlend in mein Wohnheimzimmer. Wir hatten noch über alles mögliche belanglose geredet und ich war einfach nur glücklich. Da klopfte es stürmisch an meiner Zimmertüre und ich plumpste von Wolke sieben zurück auf den Boden der Wirklichkeit. Collin hatte mich damals abgewiesen. Was sollte sich seitdem groß geändert haben? Ich öffnete die Türe und meine beste Freundin kam verschwörerisch grinsend ins Zimmer. „Na, beste Freundin. Wie war dein Date mit Collin?“ wollte sie sofort wissen.
Klar hatte sie schon lange mitbekommen, wo ich war. Sie war ein Ass, wenn es darum ging, Tratsch aufzuschnappen. „Es war wirklich schön.“ erklärte ich etwas knapp, um sie zu ärgern und schloss die Türe hinter ihr. Sie ließ sich auf mein Bett fallen und starrte nachdenklich an die Decke. Ich ließ sie noch einen Moment schmoren und kramte nach einer Vase für die Seerose. Schnell füllte ich sie im Badezimmer mit Wasser und stellte sie dann aufs Fensterbrett. „Ist die von ihm? Wie romantisch.“ versuchte Sky meine Aufmerksamkeit ungeduldig auf sich zu lenken und ich ließ mich endlich dazu bringen, etwas mehr zu sagen.
„Ja! Er hat sie extra für mich aus dem See geholt, an dem wir waren und meinte, sie soll mich an heute erinnern. Ach Sky! Er war so unfassbar liebevoll.“ schwärmte ich und ließ mich neben sie aufs Bett fallen. Sie lächelte mich freudig an. „Ich freue mich so für dich! Lolli geht in die nächste Runde.“ meinte sie und ich sah sie etwas verständnislos an. „Lolli?“ kicherte ich und musterte meine Freundin fragend. „Leonie und Collin... Lolli. Ich habe mir die Freiheit genommen und euch einen Shippingname gegeben.“ erklärte sie sichtlich stolz und musterte die Seerose.
Ich dachte einen Moment darüber nach und musste erst noch breiter grinsen, bevor mein Lächeln verschwand. Lolli hatte zwei Sachen zu bedeuten. Einerseits wurde das mit Collin und mir tatsächlich etwas greifbarer und fester, aber andererseits würde das bedeuten, dass ich wieder etwas mehr in die Öffentlichkeit gezerrt wurde. Collin führte ein ziemlich öffentliches Leben und wenn ich ein Teil davon wurde, würde das auch mich wieder präsenter in der Öffentlichkeit machen. Alte Sünden und Gerüchte könnten wieder aufkommen und man würde mich sofort wieder mit jemand anderem in Verbindung bringen.
Skyla, die meinen Stimmungsumschwung offensichtlich bemerkt hatte, strich mir beruhigend über den Arm. „Mach dir über die Vergangenheit keine Gedanken, Leni. Er weiß sicher, wie die Medien die Wahrheit häufig verdrehen oder welche Hirngespinste sie erfinden. Er wird sich nicht von dir abwenden, nur weil in den Nachrichten Lügen über dich erzählt werden. Ich denke, er ist anders als die meisten Männer.“ versuchte sie mir meine Sorgen zu nehmen und schien genau zu wissen, wovor ich gerade Angst bekam. Ich musterte jetzt ebenfalls die Seerose. Sie war wunderschön und hatte eine volle Blüte, die so Facetten reich war, dass ich zum Abzeichnen ziemlich lange gebraucht hätte.
Dennoch sprang ich aus meinem Bett und holte eilig meinen Zeichenblock. „Ich hoffe so sehr, dass er anders ist, aber was wenn nicht? Ich habe Angst, dass er genauso ist wie andere vor ihm. Aber er könnte einer der wenigen sein, die mich tatsächlich verstehen, weißt du? Er ist in einer ähnlichen Situation, wie ich.“ murmelte ich vor mich hin und begann die Seerose auf dem Fensterbrett abzuzeichnen. Es beruhigte mich zu zeichnen. Wie immer. Und es half mir, mich auf das wesentliche zu konzentrieren. „Ja. Er könnte tatsächlich verstehen, was so in dir vorgeht. Selbst ich schaff das nicht immer. Du bist so undurchschaubar wie ein achtstelliges Passwort. Man kann nie wissen, was tatsächlich die richtige Lösung ist, wenn man nicht alle Aspekte weiß.“ brachte Sky einen ihrer komischen Vergleiche an.
Ich hatte es auch vermisst, so mit ihr zu reden. Ich hatte unsere Freundschaft in den letzten Wochen so stark vernachlässigt. „Es tut mir leid, dass ich solange eine schlechte Freundin war und mich nur für meinen eigenen Liebeskummer interessiert habe.“ entschuldigte ich mich und warf jetzt meiner besten Freundin einen Blick zu. Sie lächelte mich versöhnlich an. „Mach dir keinen Kopf. Als ich damals mit Enno eine schwierige Phase hatte, warst du auch so für mich da und ich war keine besonders gute Freundin für dich. So läuft das eben bei uns. Wir kümmern uns umeinander.“ erklärte Skyla und kuschelte sich in meine Decke.
„Ja. Da hast du auch wieder recht. Was hältst du von einem Filmabend mit Pizza und Eis?“ wechselte ich das Thema und natürlich war Sky sofort Feuer und Flamme für diese Idee. „Spätestens bei Pizza hattest du mich!“ erklärte sie freudig und sprang auf. Sie lief zu meiner Türe. „Ich hole Filme aus meinem Zimmer und du bestellst Pizza. Eis hast du doch noch oder?“ meinte sie auf meinen fragenden Blick und sofort grinste ich vor mich hin. „Wird gemacht und ja, ich habe noch einen ganzen Vorrat an Eis hier.“ erklärte ich und schon eilte sie von meinem Zimmer in ihres.

Hey ihr Lieben!
Ich hab gerade die Inspiration bekommen, dieses Kapitel zu schreiben. Ich hoffe, es hat euch gefallen.
LG Ary-Lu

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