(5) Go away!

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Knapp vier Tage später hatte ich gerade meine letzte Lesung hinter mich gebracht, da klingelte auch schon mein Handy. Ohne darauf zu achten, dass es eine Nummer war, die ich nicht eingespeichert hatte, nahm ich ab. „Hallo?“ fragte ich und kam mir dabei ein wenig blöd vor. Leider war mein Hirn durch die Lesung quasi matsche und dementsprechend hatte ich keinen Plan, was ich sonst sagen sollte. „Leonie?“ drang eine mir nur zu bekannte Stimme aus dem Handy. Ich zog scharf die Luft ein und verengte die Augen zu schlitzen. „Woher hast du meine Nummer?“ fauchte ich und hörte ein seufzen von dem Player am anderen Ende der Leitung. Was bildete er sich ein, mich anzurufen?
„Ich hab mir Mikes Handy geborgt und da nach deiner Nummer gesucht.“ erklärte Collin ruhig und in mir flammten leise Gefühle auf, die ich jedoch im Keim zu ersticken versuchte. „Ruf mich nicht wieder an.“ knurrte ich und legte ohne auf seine Antwort zu warten wieder auf. Ich sollte nicht bei irgendwelchen unbekannten Nummern anrufe annehmen, dachte ich mir und steckte mein Handy weg. Glücklicherweise rief Collin nicht wieder an und ich konnte mich in meinem Zimmer dann etwas entspannen.
Ich war froh, dass ich wieder den Anschluss an die Lesungen gefunden hatte und somit auch mal wieder verstand, was mein Professor vorne redete. Ich saß mittlerweile mal wieder über meinen Büchern, driftete mit den Gedanken aber immer wieder zum Zeichnen ab. Ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr gezeichnet, weil ich keine der Zeichnungen sehen wollte, die ich gemacht hatte, als ich bei Collin war. Mein Blick blieb an meinem Zeichenblock auf dem Schrank neben meinem Schreibtisch stehen und ich seufzte. Nachdenklich schob ich mein Buch beiseite und griff nach dem Zeichenblock.
Bevor ich jedoch anfangen konnte, zu zeichnen, klopfte es an meiner Türe. War Sky etwa schon aus ihrer Philosophie-Lesung zurück? Ich ließ den Zeichenblock links liegen und ging zur Tür, als es nochmal klopfte. Seit wann hatte sie es denn so eilig, dass ich öffnete? War etwas passiert? „Ich bin doch gleich da! Stress mich nicht!“ rief ich und stolperte beinahe über einen Haufen Bücher, die am Boden lagen. Ich riss die Tür auf, in der Erwartung, meiner besten Freundin gegenüber zu stehen, war dann aber total überrascht, wer da wirklich vor mir stand. Aus Reflex wollte ich die Tür schnell wieder zu knallen, aber mein Gegenüber hatte schon einen Fuß zwischen Türrahmen und Türe gestellt. Verdammt!
„Geh weg, Collin!“ fauchte ich etwas überfordert und hielt krampfhaft die Tür zu, soweit es ging. „Bitte lass uns reden, Leo.“ erwiderte Collin und schob die Türe auf. Er war natürlich um einiges stärker als ich, weshalb er kurz darauf die Tür komplett geöffnet hatte und in meinem Zimmer stand. Er sah sich neugierig um, was mich leicht wütend machte. Was sollte das bitte?! Er durfte nicht so in meine Privatsphäre eindringen! „Nein. Jetzt verschwinde und lass mich in Ruhe.“ brummte ich und wollte ihn aus dem Zimmer schieben. Er lächelte plötzlich spitzbübisch und ich dachte mir noch, was das denn sollte, da hatte er mich auch schon blitzschnell über seine Schulter geworfen.
„Collin! Lass mich sofort runter!“ kreischte ich überrascht und realisierte kaum, wie er meine Schlüssel nahm und dann aus meinem Zimmer ging. „Was soll das werden?“ fragte ich und zappelte auf seiner Schulter so stark es ging. Der Player ließ sich davon jedoch nicht beirren, schloss meine Zimmertür und lief dann in Richtung Treppenhaus. Im ganzen Gang streckten mal wieder alle möglichen Leute ihre Köpfe aus den Zimmern und sahen uns neugierig an. Als die ersten Mädchen Collin auch noch erkannten, regte sich ein etwas seltsames Gefühl in mir. Ich wollte den Mädchen irgendwie zeigen, dass sie ihn nicht haben konnten.
Ich sollte das nicht fühlen. Collin hatte mich im entscheidenden Moment weg gestoßen. Trotzdem spürte ich jetzt dieses angenehme Gefühl, wenn er mich berührte. Ich gab es auf, mich in Collins Armen zu winden und schloss einfach nachdenklich die Augen. Wieso konnte er denn immer noch dieses wohlige Gefühl in mir auslösen? Ich sollte ihn mit jeder Faser meines Körpers verachten. Er hatte mich wahrscheinlich nur für die Presse benutzt. Mir kamen die Worte seiner Schwester wieder in den Kopf. Sie hatte gesagt, er hätte sich verändert. War wirklich ich der Grund für eine Veränderung oder hatte er da seiner kleinen Schwester nur etwas vorgemacht?
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Collin plötzlich eine Autotüre öffnete und mich dann ins Auto setzte. Erschrocken machte ich die Augen auf und sah mich um. Wir waren in der Tiefgarage meines Wohnheims und ich saß in meinem roten Maserati. Verwirrt sah ich hoch in Collins grün-blaue Augen und verlor mich natürlich in ihrer unendlichen Tiefe. Ich war von ihnen gefesselt und konnte mich auch nicht abwenden, als Mister Arrogant mir langsam näher kam. „Ich habe dich vermisst.“ murmelte er und strich mir leicht über die Wange. Ich schloss die Augen und spürte, wie sich alles in mir entspannte.
Wie konnte Collin nur eine solche Wirkung auf mich haben? „Was willst du hier, Collin?“ fragte ich ihn, wobei es eher ein wohliges Seufzen war, als eine Frage. Ich musste mich langsam wieder zusammenreißen. Ich hatte es gerade wieder in mein Leben vor ihm geschafft. Das durfte ich mir jetzt nicht wieder kaputt machen lassen. „Ich musste dich sehen.“ erklärte der Player vor mir und ich kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. „Ich meine, was machst du noch in Los Angeles? Dass du mich hier gerade Kidnappst, ist mir schon klar.“ stellte ich meine Frage um und schnaubte.
Er runzelte die Stirn und schien über meine Frage verwirrt zu sein. „Ich will dich zurück gewinnen, was sonst?“ meinte er nach kürzerem Schweigen, als wäre diese Antwort doch schon klar gewesen. Ich legte den Kopf aufgrund seines selbstverständlichen Tonfalls schief und versuchte mich etwas mehr von ihm zu entfernen. Mit Betonung auf 'versuchte', denn Collin legte einfach schnell einen Arm um mich und zog mich einfach nur näher an sich heran. „Ich meine es ernst, Leo. Ich will dich zurück haben.“ sagte er, während ich versuchte, ihn von mir weg zu schieben.
„Du hattest mich aber nie Collin! Jetzt gib mir meine Schlüssel zurück und verschwinde endlich dahin zurück, von wo auch immer du her kamst!“ sagte ich wütend und war langsam frustriert, dass ich noch nicht einmal stark genug war, um Collin von mir weg zu schieben. „Ich will dir etwas zeigen.“ murmelte er und sah mich aus traurigen Augen an. Ich sah ihn eine gefühlte Ewigkeit an. Zu diesen Augen konnte ich einfach nicht 'Nein' sagen. Ich seufzte schwer und setzte mich anständig ins Auto. Mit meinem nächsten Blick auf Collin, bekam ich ein strahlendes Lächeln geschenkt. „Jetzt steig schon ein.“ murrte ich, um mich selbst nicht ganz so schwach zu fühlen.
Schnell machte Collin einige große Schritte zur Fahrerseite, während ich meine Türe zu zog. Jetzt stand es fest. Ich war verrückt. Verrückt nach Collin. Verrückt nach dem Typen, der mich verletzt hatte. Verrückt nach einem wundervoll süßen Player. Verrückt nach dem Bruder meines besten Freundes. Früher hatte ich mich immer darüber lustig gemacht, wenn ich solche Geschichten gelesen hatte und jetzt lebte ich sie selbst. Die Frage war nur, wie das ganze enden würde. Normalerweise verlief das Leben nämlich nicht wie in Geschichten.
„Weißt du, es gibt das dieses neue Café in der Innenstadt, das extrem schick sein soll... “ fing der Player an und grinste mich etwas unsicher an. „Das ist, was du mir so unbedingt zeigen willst?“ fragte ich skeptisch, als er rückwärts aus der Parklücke fuhr. Sein Grinsen wurde etwas selbstbewusster und er schüttelte nur den Kopf. Dass er nicht antwortete gefiel mir gar nicht und ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Sag mir, wohin du willst oder ich spring aus dem fahrenden Auto!“ schnauzte ich Collin an und schon drückte er auf die Bremse, als würde er erwarten, dass ich jetzt sofort springe. Als wollte er verhindern, dass ich mich verletzte.
Das Auto stand nun mitten im Parkhaus und ich war einen Moment etwas erschrocken. „Bremse doch nicht so abrupt! Das nutzt die Bremsen schnell ab! Ich hab keine Lust das Auto schon wieder in die Werkstatt bringen zu müssen.“ fauchte ich und erntete einen leicht belustigten Blick, der deutlich macht, wie komisch es der Player neben mir fand, dass ich mich so um mein Auto sorgte. „Lach mich jetzt bloß nicht aus!“ fuhr ich im selben Tonfall fort. „Natürlich nicht, Honey. Das würde ich mir nie erlauben.“ erklärte er und schaffte es sogar wieder ernst zu wirken.
„Also wohin willst du mit mir?“ fragte ich in nun wieder versöhnlichem Ton. „Am Stadtrand hab ich einen ziemlich ruhigen, aber wirklich schönen Park gefunden. Den wollte ich dir zeigen. Und besonders den See dort. Bitte komm mit.“ antwortete Mister Arrogant und fuhr langsam weiter. „Na gut. Aber versprich mir, mich auch wieder nach Hause zu fahren, wenn ich will.“ verlangte ich. Dass ich dann die ganze Zeit abhängig von Collin war, wollte ich jetzt nicht so unbedingt. „Natürlich. Sobald wir dort sind gebe ich dir auch deine Schlüssel wieder.“ versprach der Player und ich nickte.
So nah bei Collin zu sein, fühlte sich an, wie ein Deja Vu. Wir waren vor etwas über einem Monat schon so nah beieinander und damals hatte ich mich so unglaublich wohl in seiner Nähe gefühlt. Auch jetzt konnte ich mich nicht davon abbringen, dieses wohlige Gefühl zu spüren. Diesmal wurde das Ganze jedoch von dem Gedanken, wieder von ihm im Stich gelassen zu werden, überschattet und ich konnte mich nicht wirklich entspannen. Ich sah nach links und musterte Collin nachdenklich. Was er wohl fühlte? Bemerkte er auch dieses unsichere Wohlbefinden? Das leichte kribbeln in der Luft? Die ungesagten Worte nach unserem katastrophal geendeten Kuss?
Ich traute mich nicht mehr zu reden, nachdem meine Gedanken mehr und mehr abdrifteten. Collin hatte es mal wieder geschafft meine gesamte Aufmerksamkeit für sich einzunehmen. Ich dachte an die ständigen Neckereien zwischen uns, wie wir uns gegenseitig ärgerten, aber letztendlich immer wieder zusammen lachen konnten. Fast immer. Jetzt war das vorbei. Er hatte mich nicht mehr gewollt. Hatte mich weg geschickt und sich nicht mehr gemeldet, bis er mich wieder sah. Ob er mich wirklich 'zurück haben' wollte? Oder war das vielleicht nur ein Trick, um mich noch ins Bett zu bekommen, bevor er mich endgültig abschrieb? Hatte vielleicht auch Mike etwas damit zu tun?

Nächstes Kapi 🎉❤
Sorry, dass kaum noch was kommt.

The Player's Love Where stories live. Discover now