(4) Trying it again

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Ich wurde von dem schrillen Klingeln meines Weckers wach und streckte mich genüsslich im friedlichen Sonnenlicht, das durch meine nur halb zugezogenen Vorhänge drang. Ich hatte das restliche Wochenende damit verbracht den in der Uni verpassten Stoff wieder nachzuholen und war dann gestern Abend früh ins Bett gegangen. Ich wollte mich endlich wieder in meinem Leben zurecht finden. Collin hatte mich lange genug daran gehindert. Als ich aufstand, landete mein Blick auf meine Notizen am Boden. Ich hatte gestern keine Lust mehr, aufzustehen und habe deshalb einfach nur alles auf den Boden geworfen. Stumm lächelte ich vor mich hin und machte mich für den Tag fertig.
Ich hatte ausnahmsweise mal wieder das Gefühl, der Tag würde richtig schön werden. Hoffentlich würde sich dieses Gefühl auch bestätigen, denn genau in diesem Moment klopfte es an meiner Zimmertüre. Bitte keine nervigen Tussen! „Leo? Bist du schon wach? Wenn ja, kannst du mal die Tür auf machen?“ drang Skys Stimme durch die geschlossene Tür und ich entspannte mich. Schnell öffnete ich ihr und strahlte, als sie mit zwei Kaffeebechern herein kam. Grinsend reichte sie mir einen. „Danke.“ nuschelte ich, als ich den ersten Schluck nahm. „Ich dachte mir, du könntest etwas Koffein gebrauchen.“ erwiderte meine Freundin und schlürfte ebenfalls an ihrem Kaffee.
Das hatte sie seit Ewigkeiten schon nicht mehr gemacht. Sie hatte mich einfach in Ruhe gelassen und nur gelegentlich gesagt, dass sie immer für mich da sein würde. Anscheinend hatte auch sie bemerkt, dass sich etwas bei mir geändert hat. Sie hatte als meine beste Freundin eben ein Gespür dafür. Seit einer Ewigkeit fühlte ich mich endlich mal wieder leicht. Die Sorgen und die starke Unsicherheit, was Collin betraf, waren wie verflogen. Ganz weit weg und ich genoss einfach nur den Moment mit meiner besten Freundin.

Der ganze Tag verlief wie er angefangen hatte. Mit Skys aufmunternder Art und dem Optimismus, der mich dazu antrieb, mich auf mein Studium zu konzentrieren. Es war, als wäre Collin endlich nur noch Vergangenheit und ich endlich über ihn hinweg. Dementsprechend war ich mehr als zufrieden, als ich Abends in mein Bett fiel. Endlich fertig mit den letzten Aufgaben zum Nachholen und schon kurz vorm Einschlafen. Jedoch zerbrach das alles, als es plötzlich an meinem Zimmer klopfte und jemand meine Ruhe zerstörte.
Sofort war ich genervt von wem auch immer ich da gerade aus meiner Entspannung gerissen wurde. Ich riss ohne nachzudenken meine Türe auf und starrte dann verdutzt in Sebastians Augen. Was wollte der denn bitte hier?! „Ich brauche deine Hilfe.“ sagte er mit einer seltsam krächzender Stimme und lehnte sich an den Türrahmen. Als ich ihn schnell musterte, erkannte ich Blut an seiner rechten Hand, während er den anderen Arm dicht an sich presste. Verdammt.
Ich machte ohne länger zu überlegen einen Schritt zur Seite und schloss dann die Tür hinter ihm, als er im Zimmer war. „Geh ins Bad. Ich komm gleich nach.“ sagte ich, zeigte kurz auf die Badezimmertür und eilte dann in mein kleines Arbeitszimmer. Ich holte einen erste Hilfe Koffer aus einem der Schränke und ging dann zurück zu Sebastian, der mittlerweile im Bad auf dem Toilettendeckel saß. Ohne ein weiteres Wort inspizierte ich seine noch leicht blutende Hand, die anscheinend an den Knöcheln aufgerissen war. Ich ignorierte die Tatsache, dass genau solche Verletzungen unsere Freundschaft beendet hatten und holte Desinfektionsmittel.
Ich sprühte es auf einen Tupfer und entfernte vorsichtig den Dreck aus den Wunden. Sebastian zischte immer wieder, da das Desinfektionsmittel natürlich brannte. Als ich mit dem Reinigen fertig war, verband ich die Verletzungen provisorisch und widmete mich dem seltsam verdrehten Arm. „Was hast du nur wieder mal angestellt... “ murmelte ich eher zu mir selbst und sah Sebastians makelloses Gesicht. Wie konnte er dort keine Verletzungen haben? Ich schob die Gedanken beiseite und betastete vorsichtig und mit geschlossenen Augen Sebastians Arm.
Ich hatte ja leider keinen Ultraschall da, also musste ich spüren, ob der Arm gebrochen oder nur geprellt war. Als ich auf eine leicht verrutschte Stelle am Gelenk stieß, drang ein komisches Stöhnen aus Sebastians Mund. „Du hast dir die Elle leicht ausgerenkt.“ seufzte ich und bemühte mich, keine Mine zu verziehen. Ich hasste es, einen Knochen wieder einrenken zu müssen. Natürlich würde ich es aber tun. Selbst wenn mein Studium noch nicht fertig war, hatte ich mir vor Ewigkeiten geschworen, allen Leuten zu helfen, die mich darum baten. Das wusste Sebastian sicher.
Ich holte tief Luft. Jetzt würde ich mich mehr als zusammenreißen müssen, damit ich das gut hinbekam. Es war schließlich verdammt schmerzvoll und vor allem gefährlich, wenn Elle oder Speiche aus ihrem Gelenk entgleisten. Ich sammelte meine Ganze Konzentration und zog dann mit einem Ruck an Sebastians Arm. Er erschrak, stieß dann einen kurzen Schmerzensschrei aus und sackte dann erschöpft in sich zusammen. „Hättest du mich nicht vorwarnen können?“ knurrte er und zog seinen Arm wieder an sich. „Nein. Sonst hättest du mich das nicht sofort machen lassen... oder so.“ erwiderte ich kühl.
Sebastian musterte mich kurz und konnte sich ein Grinsen anscheinend nicht verdrücken. „Du wolltest den Schreck in meinen Augen sehen, nicht wahr? Du fandest es schon immer zum wegschießen, wenn sich jemand anderes erschrak.“ meinte er und es bestand sogar die Möglichkeit, dass er da Recht hatte. „Warum bist du zu mir gekommen?“ fragte ich schließlich nach einer längeren Stille und fing an, ihn nach weiteren Verletzungen abzusuchen. „Du warst am nächsten.“ erwiderte er nur und zog sein Shirt aus, was ein paar Striemen entblößte, die ich kopfschüttelnd verarztete.
„Aber wir können uns nicht leiden. Woher solltest du wissen, dass ich dir helfen würde?“ murmelte ich nachdenklich und setzte mich ihm gegenüber an die Wand gelehnt. „Gar nicht.“ seufzte er und musterte mich. Irgendwas sagte mir aber, dass er sich dennoch sicher war. Ich ließ das Gesprächsthema fallen und stand schnell auf. „Sonst noch irgendwelche Beschwerden?“ wollte ich wissen und sah in sein seltsam bleiches Gesicht. „Kopfschmerzen.“ erklärte er und lehnte sich leicht nach vorne, damit ich einen Blick auf seinen Hinterkopf werfen konnte.
Getrocknetes Blut verklebte seine Haare an einer Stelle, doch ich erkannte ziemlich schnell, dass es nicht von einer Kopfwunde stammte. Vielleicht war er mit seiner blutenden Hand hindurchgefahren. Ich wollte mich wieder von ihm entfernen, als er mich plötzlich am Handgelenk festhielt. „Geht es dir wieder besser?“ wollte er wissen und jetzt konnte ich nicht anders, als ihn geschockt anzustarren. Seit wann interessierte er sich bitte dafür, wie es mir ging?! „Ich frag nur, weil Jocy sich sorgen macht.“ ergänzte Sebastian augenrollend und ließ mich los.
Ich nickte nur und packte die überall verstreuten Sachen in den Verbandskasten zurück. „Mir ging´s ausgezeichnet, bis du hier verletzt an meine Tür geklopft und mich aus meiner inneren Ruhe gerissen hast.“ erklärte ich leicht von dieser Tatsache genervt. Sebastian lehnte sich wieder nach hinten an meine Wand und musterte mich kurz. „Du brauchst nicht so zu tun, als hättest du mir nicht gerne geholfen, Leni. Wir wissen doch beide, dass du schon immer einen leichten Helferkomplex hast... selbst wenn du mich nicht mehr ausstehen kannst.“ meinte er und bekam endlich wieder etwas Farbe im Gesicht.
So konnte ich ihn wenigstens bald mit gutem Gewissen raus werfen, denn wenn er wieder Farbe bekam, ließen wahrscheinlich auch seine Schmerzen nach und ich hatte den Arm richtig eingerenkt. Ich brachte den Verbandskasten wieder weg und als ich wieder aus meinem Arbeitszimmer kam, ließ Sebastian sich gerade auf mein Bett fallen. Was zum...? „Das kannst du dir sofort wieder aus dem Kopf schlagen! Raus aus meinem Bett!“ sagte ich harsch und starrte meinen ehemaligen besten Freund bitterböse an. „Ach komm schon, Leni. Früher haben wir auch in einem Bett geschlafen.“ erwiderte er mit einem süffisantem Grinsen und wackelte mit den Augenbrauen.
„Lass das, Sebastian. Wie du gesagt hast, war das früher und damals waren wir noch Kinder. Wenn ich gewusst hätte, was für eine Person aus dir werden würde, hätte ich mich niemals in deiner Nähe aufgehalten.“ zischte ich ihn an und spürte, wie die Wut in mir hoch kam. Er hatte mich damals so sehr verletzt, mir mein kleines, jugendliches Herz gebrochen. Durch Collin waren diese unerwünschten Erinnerungen wieder hochgekommen. Jetzt musste ich schauen, dass sie auch wieder dahin zurück gingen, wohin ich sie damals verbannt hatte. „Geh jetzt, Sebastian.“ seufzte ich schließlich und sah ihm kalt in die tief dunkelbraunen Augen, die voller Dunkelheit schienen.
Er seufzte und unterbrach geschlagen den Blickkontakt. „Du bist eine wundervolle Frau geworden, Leni. Es ist echt ein Jammer, dass dieser reiche Schnösel dich so verletzt hat, aber mach dir keinen Kopf. Für irgendwas wird es gut gewesen sein.“ meinte Sebastian und ich schnaubte verächtlich. „Du bist auch ein reicher Schnösel, also mach den Mund nicht zu weit auf. Außerdem bringt es dir auch nichts, wenn du jetzt einen auf verständnisvoller Freund tust. Du wirst hier nicht schlafen.“ brummelte ich langsam von seinen dummen Versuchen genervt. Das zog vielleicht bei seinen Betthäschen, aber sicher nicht bei mir. Dafür kannte ich ihn einfach zu gut.
Der Player grinste breit und schien es total witzig zu finden, dass ich seine Absichten durchschaut hatte. „Immer noch die kleine, skeptische Kratzbürste. Der Typ kann dir ja gar nicht so sehr zugesetzt haben, wie Jocy denkt.“ lachte er jetzt und ich rollte mit den Augen. Als würde ich es mir erlauben, ihm meine Verletzlichkeit zu zeigen. Eigentlich hatte ich ihn für zumindest so geistesgegenwärtig gehalten, dass ihm das klar war. „Geh endlich, Sebastian. Ich hab keinen Nerv mehr für deine Arroganz.“ sagte ich und schob meinen ehemaligen Freund aus meinem Wohnheimzimmer. Natürlich ging er aber nicht, ohne noch einen nervenden Kommentar zu hinterlassen. „Bis zum nächsten mal, Babe.“
Dieser Idiot sagte es natürlich so laut und mit so einem zweideutigen Tonfall, dass sofort einige Leute ihre Köpfe aus ihren Zimmern steckten. Das war ja klar. Sie mussten sich natürlich immer gleich am neusten Klatsch bedienen. Da meine beste Freundin auch eine dieser Klatschtanten war, wurde kurze Zeit später auch die gegenüberliegende Tür aufgerissen. Sky starrte zwischen Sebastian und mir ewig hin und her, bis der Player mit einem verschmitzten Lächeln verschwand und Skyla sich förmlich auf mich stürzte. „Was war das denn bitte?!“ fragte sie und ich zog sie mit in mein Zimmer. Ich würde ihr eine Menge erzählen müssen, damit sie sich zufrieden gab.

Hey meine Lieben!
Sorry, dass solange wieder nichts kam.
Alles Liebe Ary-Lu

The Player's Love Where stories live. Discover now