12 | friends talk and confusion

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Chapter 12 | friends talk and confusion

Whoever told you that life would be easy, I promise that person was lying to you

Das Nachsitzen verlief ruhig. Dieses Mal gab es keinen blöden Plan, um mich herauszuschleichen oder den Lehrer in Verlegenheit zu bringen. Ich saß vorne und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück, mit meinen Armen verschränkt. Alec saß ganz hinten am Fenster und hatte seinen Kopf auf seine Tasche gelegt, die auf dem Tisch lag. Es sah aus, als würde er schlafen. Noch zwei andere waren heute dabei, die ich aber nicht kannte. Es schienen Footballer zu sein, die dauernd flüsterten und zu mir herüber gafften. Sie sahen nicht gerade so aus, als würden sie an etwas Nettes denken. Statt wie letzte Woche einen Film zu schauen, las der Lehrer ein dickes Buch mit dem Titel "Das Lied von Eis und Feuer". Es schien ihn ziemlich zu fesseln, denn er sah nie auf, um nach uns zu sehen. Und so verstrichen die endlos scheinenden Minuten mit der tickenden Uhr über der Tür und dem Geflüstere von diesen zwei Lackaffe in ihren Footballjacken. Ich schnappte mir meine Kopfhörer aus meiner Jackentasche und hing erstmal fünf Minuten daran, diese zu entwirren und dann endlich an mein Smatphone anzuschließen. Danach erhöhte ich die Lautstärke und schloss genervt meine Augen. Ich könnte meine Zeit echt mit besseren Dingen verbringen, als Nachmittags in einem stickigen Raum in der Schule zu sitzen und nichts zu tun. Zum Beispiel nach Summer sehen und ihn zur Rede zu stellen.

Seit heute Morgen bekam ich ihn nicht mehr aus dem Kopf. Wieso meldete er sich nicht zurück? Ich konnte ihm wohl kaum plötzlich egal sein, nach fünf Jahren. Irgendetwas musste vorgefallen sein. Vielleicht wurde er ja wieder wegen Vandalismus verhaftet, weil er Graffiti auf die Hauswände sprühte. Dinge wie: »Love is love« oder »Make love great again« und »Love is not illegal«. Schon immer kämpfte er für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit, was ihn nur zu einem cooleren Typ machte. Doch dann wäre er ja nicht so lange nicht erreichbar? Ich musste der Sache auf den Grund gehen, bevor es mich noch verrückt machte.

Er würde mich nicht ohne einen triftigen Grund so ignorieren, das wusste ich. Dennoch konnte ich die aufsteigende Wut in mir nicht zurückhalten oder gar aufhalten. Auch wenn ich im Internat immer lernen sollte, meine Wut zu kontrollieren, hatte es nie wirklich geklappt. Ich hatte lediglich gelernt, es zu verstecken, wenn ich es wirklich wollte. Damit ich da raus kam, hätte ich alles getan.

Als es schließlich punkt drei Uhr war, sprang ich wie wild geworden von meinem Platz auf und eilte ohne ein Blick zurück zu werfen nach draussen. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt, dieses Ziehen in meinem Magen ließ mich nicht wohl fühlen. Zum Glück musste ich nicht warten, denn meine Mutter stand bereits auf dem üblichen Parkplatz und wartete auf mich. Ich stieg wie immer auf dem Rücksitz ein und behielt die Kopfhörer in meinem Ohren, um ein peinlich erdrückendes Gespräch mit ihr zu vermeiden. Sie sagte ausnahmsweise auch nichts dazu und schwieg ebenfalls. Aus dem Fenster blickend, sah ich Alec nach draussen eilen und unserem Auto schließlich enttäuscht nachsehen. Für einen kurzen Augenblick hielten wir Augenkontakt; sein Blick strahlte pure Verwirrung aus. Tatsächlich hatte ich ihn absichtlich gemieden, da ich mir wegen dem Treffen am Freitag nicht sicher war, ob ich es wirklich durchziehen sollte. Also brauchte ich etwas Abstand, um darüber nachzudenken und es mir selbst irgendwie auszureden. Außerdem hatte ich gerade wichtigere Dinge im Kopf, nämlich meinen Möchtegern besten Freund. Da konnte ich mich nicht noch um den Lockenkopf kümmern. Ich musste ein Problem nach dem anderen lösen, denn sonst würde nichts mehr funktionieren.

Zu Hause angekommen war mein Vater bereits da und spielte im Wohnzimmer mit seinem kleinen Sohn. Er lächelte erfreut, als meine Mutter das Haus betrat, doch es erfror so schnell wie es kam auch wieder, als ich nach ihr herein getreten kam. Augenverdrehend über das Bild, das sich mir jedes Mal von einer perfekten Familie bot, lief ich ohne ein Wort hoch in mein Zimmer und fiel mit dem Gesicht nach vorne auf mein Bett. Ich vergrub mein Gesicht in der Bettdecke und dachte darüber nach, einfach für den Rest des Tages so liegen zu bleiben, doch ich musste noch etwas erledigen. Betrübt zwang ich mich also dazu aufzustehen und bequemere Sachen anzuziehen, schnappte mir dann meine Handtasche und ging wieder nach unten. Das alles tat ich ohne nachzudenken. Denn ich wusste, wenn ich darüber logisch denken würde, würde ich vielleicht anders handeln, als ich jetzt vorhatte. Ich durfte mein Ziel nicht aus den Augen verlieren; ich musste fokussiert bleiben und alles andere ausblenden.

ʙᴀᴅ ᴄʜᴏɪᴄᴇsKde žijí příběhy. Začni objevovat