Kapitel 1~ Die blaue Hölle

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Seit Tagen hungerte Akuma, gefangen in dem Schlund der hohen See. Aussichtslos schipperte sie über die blau schillernde Flüssigkeit, die ihre eigene Gestalt nur verzehrt auf seiner Oberfläche spiegelte.

Die Unerträglichkeit der Zeit die ihren relativen Raum scheinbar in einer endlosen Verzögerung fand, paarte sich mit der entschwindenden Hoffnung, deren Hingabe sich die Frau schleichend annahm. Am eigenen Leib befähigte sie die schmerzhafte Erkenntnis zu der Hinnahme der Hilflosigkeit, die ihr Schicksal meuchlerisch Erstach. Wut stieg in ihr auf, das verachtete Gefühl der Machtlosigkeit umklammerte ihre Brust.

In der Verzweiflung strich sie oftmals über das einzig wertvolle Besitztum, das sie über die Jahre an Reisen allzeit begleitete, ihre Schwerter.

Frustriert, darüber, dass selbst diese sie nicht aus der Enge ihrer misslichen Lage befreien konnten, zog sie eines davon leicht aus der Scheide.
Mit einem Zischen machte das an der Hülle reibende Metall auf sich aufmerksam. Der Frau blitzte ein, in der Sonne rot aufleuchtendes, Katana gefährlich entgegen.

Der rote Schimmer überzog die rechte Seite, des sonst dunkel erscheinenden, schwarzen Metalles. Umgeben von einem bedrohlichen Schein, der lüsternd nach Mord zischte, verstummte das Meer. Akuma ließ ihr Schwert sachte, als würde es bei festem Druck in seine Einzelteile zerschellen, in seine Hülle gleiten. Daraufhin legte sie das rot verzierte, nach Blut schreiende Schwert, in seiner schwarzen Hülle, die mit tropfenförmigen Symbolen in derselben blutigen Farbe verziert war, neben sich zu Boden.

Dann nahm sie das zweite ihr gegenüberliegende Schwert in die Hand.

In Opposition entfachte dieses eine Positivität die das Salzwasser in blühende Rage versetzte. Eine weiße mit blauen blitzartigen Symbolen bemalte Hülle umspielte es. Mit demselben Zischen wurde auch das himmlische Schwert vor den Augen der Frau, mit ihren eigenen Händen, aus der Scheide gezogen.
Dieses wirkte als wäre es aus Eis geschmiedet, auch dessen rechte Seite umspielte ein Schimmer, der in einem hellen blau erstrahlte.

Der Gedanke der Beendigung ihres Leides nahm Raum in ihrem Herzen ein. Sie würde Anfang und Ende auf hoher See finden, auf der tiefblauen Hölle, die den Leib der Menschen wie Fraß verschlang. Doch vertrieb die eiserne Beharrlichkeit ihres Willens die Überlegungen und schuf ein Momentum des Glaubens auf vergängliches Glück.
Zumal gewährte der bitterliche Stolz der Schwertkämpferin ihr nur das Ableben über den Kampf.

Die Blauhaarige wendete ihren Blick von dem Schwert ab, richtete ihre Aufmerksamkeit dem Horizont zu und erspähte in der Ferne ein Anzeichen auf Zivilisation. Ein leichter Schimmer legte sich auf die golden glänzenden Augen der Frau. Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hoffte, dass sie Vertrauen in dem Gesehenen finden konnte.
Daraufhin holte sie die Realität ihres  entmachteten Körpers ein die nach Wasser schreiend, sich in ihrem Rachen festkrallte. Hustend, ließ sie ihr Schwert wieder in seine Hülle fallen und legte nun dieses behutsam zu dem anderen Katana.

Je näher sie der Insel kam, desto mehr ummantelte die Frau das Gefühl der Hoffnung. Es stiegen weiße Bauten aus dem Inselinneren empor, umgeben von Wiesen die getränkt von weißen Blumen und umrundet von einer spärlichen Küste waren. Diese bot trotz dessen genügend Raum um auf ihr einen Hafen zu errichten, der aus weißem Gestein bestand. Über diesem schien ein Schild zu hängen, allerdings konnte die Schwertkämpferin aus der Entfernung die darauf niedergeschriebenen Worte nicht entziffern. Erst als sie den Hafen nach einer weiteren Stunde Fahrt in ihrer Nussschale erreichte, konnte sie das auf dem Schild geschriebene erkennen, 'Willkommen auf WhiteRose'.

Vorsichtig band Akuma ihr Boot an einen der Steinpfähle, die den Hafen stützen, mit Mühe kletterte sie diesen empor und landete auf dem weißen, aus Stein bestehenden, Untergrund. Mit kleinen aber schnellen Schritten lief sie auf die Stadt zu.

Red haired devilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt