Schnuckibärchen

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Ich bekam nicht mit, wie ein paar Hausabgestellte mich mit sich in einen Raum zerrten. Und wenn darüber nach dachte ,war es mir auch egal, wie die Farbe des Kleides war oder die Frisur.
Wie in Trance, wiederholte ich die Worte in meinem Kopf:

Ich würde meine Brüder wiedersehen.

Ich wusste nicht, wie lange es her war. Jegliches Zeitgefühl war verloren gegangen, aber es musste schon lange sein.
Nach jeglichen Prozuduren, die ich willig über mich ergehen ließ, stellte mich eine eher zierliche Brünette vor einen riesigen vergoldeten Spiegel.

Ein dunkelblaues langes Kleid umschmeichelte ihre Taille und fiel weich zu Boden. Ein tiefer Ausschnitt zeichnete den Ansatz ihres Busens nach und hob ihn hervor. Die Haare wurden zurückgesteckt, nur einzelne Strähnen umrahmten das bleiche Gesicht. Ihre Augen, diese bekannten Augen, stachen hervor, wie Bernstein. Ein Farbe, die sie immer als langweilig und unscheinbar empfand.

Und sie war ich.

Mein Verstand schüttelte sich bei diesem Gedanken und suchte nach einer Erklärung. Das musste der Spiegel sein.
Doch wie könnte ich das Offensichtliche einfach ausschliessen.
Ich sah den Muttermal an meiner rechten Wange, den ich seit meiner Geburt hatte.

Nervosität stieg als die brünnette Angestellte mir aufmunternd zunickte und mich schließlich zu einer großen Tür führte. Sie ging ohne weiteres Wort und für einen Moment wünschte ich mir, ich könnte sie sein. Ich hielt an de Gedanken meine Brüder wiederzusehen fest, atmete tief ein und stieß die Tür auf.

Und da stand er. In seiner vollen Pracht in Smoking mit Krawatte. Wie ein Riese nahm er den ganzen Raum für sich ein und ich konnte nicht verleugnen, dass der Anblick mir mehr als gefiel. Er sah mich nicht an, schaute nur aus dem Fenster, gedankenverloren.

Nervös zwirbelte ich den Stoff meines Kleides in den Händen und ging dann auf ihn zu. Erst langsam mit Vorsicht, als wäre er ein wildes Tier. Was er im weitesten Sinne auch war.

"Ryan."

Ich legte die Hand auf seinen Arm, woraufhin er kurz aufknurrte. Er drehte sich ruckartig herum und griff mit seiner gewaltigen Hand an meine Kehle. Sein Blick legte sich verwirrt auf Meinen. Ängstlich zuckte ich zurück. Sofort ließ er los.

"Verzeih mir, Kendra. Es ist nur..."

"Ich weiss. Ich werde mich auch nicht freuen sie zu sehen."

Und ich wusste es wirklich. Der Hass auf meine Eltern stieg mit jeder einzelnen Sekunde mehr und obwohl ich ihnen vieles zu verdanken hatte, spürte ich sowas wie Rachelust. Dieses Gefühl verband Ryan und mich und ich beschloss Frieden mit ihm zu schliessen.
Heute zumindest.

Sein Blick glitt über mich, während seine Augen sich weiteten. Seine Nasenflügel blähten sich auf und sein Kiefer zuckte leicht.

"Du hast keine Ahnung, wie sehr du mich mit diesem Anblick folterst."

Leicht grinste.

"Doch hab ich."

Sein Blick blieb an meinem Dekollté hängen.

"Treibs nicht zu weit, du Perverser."

Damit drehte ich mich um und lief aus den Raum, wohlwissend der Alpha würde mir folgen. Ich hörte das leichte Lachen hinter mir, was zugegebenermaßen ziemlich sexy war.
________

Ich hasste Aufmerksamkeit.

Das tat ich schon immer, diese Blick, die dich verfolgten und misstrauisch musterten.
Doch genau das geschah jetzt:

Wir standen vor einem riesigen Anwesen, überall Wölfe in prunkvollen Kleidern. Ryan stand schräg hinter mir, seine Haltung angespannt.

"Verdammt, Ryan. Was schauen die so ?"

The Big Bad WolfWhere stories live. Discover now