Eifersucht

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Ihr Vater war immer sehr lieb zu ihr. Ruhig und weise, streng und ermutigend. Er ermahnte und belehrte sie. Er war gerecht und geduldig, schnell und stark. Und obwohl er immer sehr beschäftigt war, vergaß er seine Tochter nie.

Vater hat nie über ihre Mutter geredet. Er sah immer sehr traurig aus, wenn er auf sie blickte, würde sie über ihre Mutter fragen. Er würde durch ihre dunkelbraunen Haare streicheln, in ihre silbernen Augen schauen und sie auf die Stirn küssen. Danach würde er lächeln und sie wegschicken.

Er würde seine Geliebte nie auch nur mit einem Wort erwähnen, egal wie oft sie nachfragen würde. Vielleicht war es sein trauriges Lächeln, welches sie immer rechtzeitig stoppte.

Manchmal würde er sie mit zum Kampfplatz nehmen, ihr einen langen Stab in die Hand drücken und ihr die Kampfart seiner Familie beibringen. So war er immer. Er redete nie viel aber er liebte sie. Er wollte, dass sie auf sich aufpassen konnte, egal wann und egal wo. Manchmal würde sie abends mit ihm an einem Tisch sitzen und Tee trinken. Dabei würde er auch nichts sagen. Sie könnten stundenlang so dasitzen und durch das runde Fenster auf die hohen Bäume schauen. Sie hatte schon früh gelernt, wann man reden konnte und wann es lieber war, zu schweigen.

Ihre Stiefmutter war wunderschön. Sie war die schönste Frau im ganzen Haus. Sogar wahrscheinlich in der benachbarten Stadt. Vielleicht auf dieser ganzen Welt. Sie hatte eine schneeweiße Haut und silberne, lange Haare. Ihre blutroten Augen, umrandet von dunklen Wimpern, kniff sie immer zusammen, sobald sie das kleine Mädchen sah. Ihre Haltung strahlte immer Stolz und Eleganz aus.

Obwohl sie es nie verstand aber anscheinend mochte die Herrin des Hauses sie nicht. Sie erlaubte ihr nicht, das Wort „Mutter" vor ihr zu sagen, weder noch mit ihrem Sohn zu kommunizieren. Diese Frau war eisig in ihrem Verhalten, ihre Worte schnitten einem wie Schwerte durch die Seele.

„Wenn du nicht willst, dass unsere Familie wegen deiner Erbärmlichkeit das Gesicht verliert, dann wage es nicht, deinem Vater zu widersprechen."

Dies schienen die ersten Worte zu sein, die das Mädchen als erstes wahrnahm. Damals wusste sie nicht genau, was diese Frau damit meinte aber ihr Ton - und ein paar Jahre später auch die Worte - drückte wie eine Stahlplatte auf ihr Herz. Schon seit klein an hatte sie eine Aufgabe bekommen, von der ihr Vater nichts wusste. Und obwohl sie aus reinem Respekt ihm nicht widersprechen konnte, waren die Worte ihrer Stiefmutter wie zusätzliche Ketten, die sie am Platz hielten. Und schon damalas verstand sie, dass dieses Verhalten nicht normal war. 

Schon von klein an war ihr Platz in der Familie klar. Sie kannte ihre Mutter nicht aber anscheinend war die Liebe zwischen ihr und Vater nicht erwünscht. Wahrscheinlich – nein, ganz bestimmt war sie auch nicht erwünscht.

Dies konnte man am Verhalten der Stiefmutter, der Diener, sogar ihres Halbbruders erkennen.

Hiroel...dieser Junge könnte einen richtigen Engel ausmachen. Und dabei übertrieb sie es nicht mal. Dieser kleine Junge, der mal zwei Jahre jünger als sie war, wurde von jedem geliebt. Sogar von den Tieren. Die Dienerinnen liefen ihm wie Hündchen hinterher und erfüllten jeden seinen Wunsch, müsste er nur seine goldenen Augen kneifen und süßlich lächeln. Für jeden machte sein Leben eine große Priorität aus, denn er war der wahre Erbe der Familie. Er musste geliebt und beschützt werden, denn auch ein Stein könnte den Kleinen umbringen. Wenn der Herr des Hauses mal nicht in der Nähe war, würden sie seine Tochter ab und zu zur Seite schieben, wenn die Herrin oder ihr Sohn ihr mal über den weg liefen. Und obwohl es sich so anfühlte, als ob man im Theater voller schwarzen Humors gefangen wäre, war es nicht das Schlimmste. Eres mit seinen lächerlichen Streichen und Manipulationsversuchen war manchmal viel schlimmer. Er hatte keine Angst sogar vor seinem Vater zu lügen und dabei wie die Sonne zu strahlen. Für ihn war es normal, die Schuld auf jemand anderen zu schieben, Hauptsache es war für ihn zum Vorteil. Es war alles seine Mutter – sie redete ihm ein, dass seine große Halbschwester ihm den Vater wegnahm. Er versuchte mit allen möglichen Mitteln – die ihm natürlich von jemanden vorgeschlagen wurden – die Aufmerksamkeit des Kriegers zu bekommen.

Man könnte Hiro dies aber auch nicht komplett verübeln. Sein Vater schenkte ihm nicht die Aufmerksamkeit, die seine Schwester bekam. Er wurde von ihm gelobt und belehrt aber nicht als würdig für was anderes wahrgenommen. Wenn er mit seiner Tochter seine Freizeit verbringen konnte, ihr das Kämpfen beibrachte und einfach nur sie ins Bett brachte, schätzte er dies bei seinem Sohn zu überflüssig. Hiroel war ein Mann in seinem Kopf und musste mit eher härterem Verhalten seines Vaters zurechtkommen. Und schließlich hatte er auch seine Mutter bei ihm. Obwohl Cai mit Zeina's Erziehung nicht einverstanden war, hatte er nicht die Zeit, noch diese Probleme zu lösen. Vielleicht war das alles nur sein Egoismus und sein Hass auf diese Frau aber dennoch, wenn er wählen müsste, würde es mehr um seine Tochter gehen. 

Silver Heart and Grey WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt