Kapitel 1.

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Kapitel 1.

Geschlagene Minuten verharrte der österreichische Schauspieler schon vor der immer noch verschlossenen Garderobentür des Entertainers. Für ihn war es unfassbar, einfach schier unmöglich, dass er einfach so dir nichts mir nichts eine sündhaft teure Sendung so leichtfertig abgebrochen hat und keiner der Verantwortlichen, die in der Hierarchie über Thomas standen hatten eingegriffen. Das wäre in der Tat mit viel Ärger verbunden gewesen, welchen er selbst auch nicht haben wollte. Thomas war manchmal schon schwierig. Aber in letzter Zeit war hatte er sich äußerst merkwürdig verhalten. Nicht seinem ursprünglichen Charakter entsprechend. Er war zurückgezogener und stiller, in sich gekehrter, wie er es ansonsten war. und das bereitete dem Schauspieler mehr als nur große Sorgen.
Man kannte sich nur flüchtig. Eine enge freundschaftliche Bindung hatten die beiden nie. Doch da er gerade sowieso in München war, wo er auch geboren wurde, weil er dort seinen neusten Film vorstellen wollte, wollte und konnte er Thomas Angebot, ausnahmsweise mal das Warm-Up für „Wetten, dass..?" zu übernehmen nicht abschlagen. Diese Sendung hatte er als Kind immer vergöttert und tat es heute immer noch. Natürlich hatte er den Host der Sendung immer mit der ein und selben Frage gelöchert, warum ausgerechnet heute. Aber Thomas hatte eisern geschwiegen, wofür der Österreicher, dessen Vater aus Tunesien stammte, ihn bewunderte. Jetzt wusste man ja den Grund. Und dieser klang doch nun wirklich mehr als surreal. Unglaublich das Ganze einfach!
Er seufzte schwer. Genug still und leise vor der Garderobentür ausgeharrt, jetzt ist es an der Zeit endlich die Karten auf den Tisch zu legen und Tacheles zu reden. Er wollte nichts als die Wahrheit und endlich die Hintergründe erfahren, da er ganz stark vermutete, dass Thomas ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte.
Komischerweise hatte Elyas M'Barek nach Thomas Rückzug keinen Mitarbeiter gesehen und auch das Publikum verhielt sich ungewohnt still. Sollte er einen Blick in die Halle werfen? Nein, entschied er. Thomas war für den Moment wichtiger. Geräusche vonseiten der Bühne waren auch keine mehr zu vernehmen, geschweige denn eine Anwesenheit der Gäste und den Wettkandidaten, was Elyas sehr suspekt vorkam. Aber darüber konnte er sich immer noch Gedanken machen.
Denn er trat nun zielstrebig auf die Garderobentür zu und klopfte energisch an diese. Innerlich bang und hoffte er, dass Thomas ihn öffnen würde.
Elyas hielt für einen Moment die Luft an, als er plötzlich langsame Schritte hinter der Tür vernahm. Ein Schlüssel wurde im Schloss umgedreht und so die Tür geöffnet. Das Herz des Schauspielers klopfte vor lauter Nervosität als er in das müde Gesicht des Entertainers blickte.
„Darf ich reinkommen?", fragte der Jüngere nachdem seiner trockenen Kehle ein heiseres Räuspern entsprungen war. Schwach nickte der Moderator und trat zur Seite um Elyas mit einer einfachen Handbewegung zu signalisieren, dass er eintreten konnte. Dieser trat in die penibel aufgeräumte Garderobe, schloss die Tür hinter sich und ging nachdenklich im Zimmer auf und ab, kam gar nicht zur Ruhe. Wollte Elyas ehrlich gesagt aber auch nicht. Dafür hatte er einfach zu viele Fragen.
Thomas zog verwundert die Augenbrauen in die Höhe. Was war denn mit dem los? Aufmerksam verfolgte er jeden seiner Schritte, bis es ihm letztendlich zu viel wurde und er Elyas energetisch an den Schultern packte, um ihn zum Stillstand regelrecht zu zwingen. „Was ist denn los mit dir?", lautete auch schon prompt die Frag des Moderators, woraufhin Elyas nur müde mit dem Kopf schüttelte. „Dasselbe könnte ich dich auch fragen. Verdammt! Bist du denn noch ganz richtig im Kopf? Du hast da gerade eine Sendung abgebrochen! Und zwar deine, welche du über alles liebst! Damals der Unfall von Samuel mag eine absolute Ausnahme gewesen sein, aber deine Offenbarung mag doch keine Entschuldigung dafür sein!"
Thomas blickte seinen Gegenüber eine ganze Weile stumm an, ehe er seinen weißen Drehstuhl vom Tisch zurückzog und sich darauf niederließ. Verlegen senkte er den Blick, sah Elyas gar nicht mal mehr an, welcher die Hände in die Hüften stemmte und dem Showmaster einen drohenden Blick zuwarf. „Ich verstehe es nicht. Also erklär's mir!"
Der Ausdruck auf Thomas Gesicht spiegelte sich von neutraler Ernsthaftigkeit zu purer Erbostheit und mündete schließlich in fast schon väterlicher Verständlichkeit.
„Schweigen hilft uns da auch nicht weiter", brummte der Schauspieler und fixierte den Moderator mit schmalen Augen, die Arme vor der breiten Brust eisern verschränkt. Es schien so als käme sie einer Rüstung gleich oder einem Schild, was dem dahinter verborgenen schützen sollte.
Der blondgelockte Entertainer zog nachdenklich seine Stirn in Falten und stand dann plötzlich auf. Sein Weg führte ihn zur Tür, an der sich ein Kleiderhaken samt seiner Jacke befindet.
Thomas begann in der linken Jackentasche zu kramen und förderte einen Zettel zutage. „Auf diese Zettel stehen die Auserwählten drauf und dein Name steht auch darauf. Ich kann von Glück sagen, dass ich dich so schnell gefunden habe. Elyas, der Auserwählte!"

Wie Elyas darauf reagieren wird?
Wir sehen es im nächsten Kapitel.
Ich hoffe, dass es euch gefallen hat.
Wir lesen uns dann beim nächsten Kapitel.

Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag!
Eure Nessi

Die etwas andere LegendeWhere stories live. Discover now