Zuhause

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Sebastian

Mit langsamen Schritten und gesenktem Kopf ging er den großen Flur des Schloß es entlang.
Wenn man es Schloß nennen konnte.
In der Unterwelt sah alles anders aus.
Rottöne waren diese, die in der Mittelwelt die Blautöne prägten.
In der Oberwelt war hingegen alles weiß.
So ließ sich es Sebastian jedenfalls von Grelle sagen.
Viele große Wesen liefen an dem Schloß vorbei.
Alles Untertanen des Oberteufels.
Fleischwunden waren ihre Felle, rot glühende Augen in ihren Gesichtern.
Das waren die ,Haustiere' der Unterwelt.
Sebastian seufzte.
Er würde wohl keine Katze mehr sehen können...
Und seine Lieblingskatze erst Recht nicht.
Wenn Ciel süß guckte, hätte es Sebastian fast gewagt, ihn mit einer niedlichen Katze zu vergleichen.
Und dann sein Lächeln...
Nicht das boshafte Lächeln, nein.
Das freundliche, liebe Lächeln, welches Sebastian leider viel zu selten zu Gesicht bekommen hatte.
Wie er ihn vermisste...
Selbst seine Herumscheuchereien, sein arrogantes Grinsen und seine bossige Art.
Er vermisste alles an ihm.
Ein kleines Ziehen zog sich durch sein Herz.
Was war das gewesen?
Die Strafe des Oberteufels?
Würde er ihn töten?
Sebastian schüttelte den Kopf, um diese Gedanken auszutreiben.
Erst vor Kurzem hatte Sebastian erfahren, dass sein Name nicht nur von einem ganz normalen Hund kam.
Er war ein treuer Seelengefährte Ciels gewesen.
Er hatte den Hund geliebt und ihm vertraut.
Vielleicht war es also doch keine Beleidigung gewesen, ihn so zu benennen?
Vielleicht hatte Ciel ja diesen treuen liebevollen Gefährten vor sich gesehen, der, den er geliebt hatte.
Schon wieder ein Kopfschütteln.

Ich sollte aufhören, über so etwas nachzudenken.

Er hatte wieder seine eigene Gestalt angenommen.
Zwar die Statur eines hochgewachsenen Mannes, auch seine Muskeln waren wie die eines Menschlichen.
Nur sein Gesicht und seine Haut.
Oder besser gesagt keine Haut.
Teufel besaßen keine Haut.
Man konnte das Fleisch sehen, die Wunden.
Ihre Augen waren blutrot.
Und sie besaßen kein Herz.
Aber seit der Ex-Butler in der Welt der Menschen gewesen war, hatte er sich eingebildet, doch eines zu haben.
Diese Angewohnheit war immer noch vorhanden.

Nun war es soweit.
Der Teufel stand vor dem Thron des Oberteufels.
Zum ersten Mal in seinem ,Leben' verspürte er so etwas wie Angst.
Die Wände waren in Rottönen bemalt, viele Pflanzen der Unterwelt standen als Zierde an den verschiedenen Fenstern.

Er hatte Sebastian bemerkt.
Sein Blick durchstach ihn wie Metallstäbe einen Zaun.
Sebastian verbeugte sich, als der Oberteufels die Stimme erhob.

,,Ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen. Lasst uns eine Weile alleine",meinte Sebastians Gegenüber und machte eine Handbewegung zu seinen Dienern, die nickten und den Saal verließen.

Erst jetzt blickte Sebastian den Oberteufel genauer an.
Sein Gesicht sah zornig aus.
Seine gelben Augen sahen ihn zornig an.

,,Hallo Vater"

VeräterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt