5. Vertrauensbruch

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Jasons Sicht:

Es ist jetzt 16 Uhr. Ich habe das Team in die Duschen geschickt und den Trainingstag für offiziell beendet erklärt. Da ich sowieso nach Hause muss, bevor ich in die Bar gehen kann, um mit dem Hund raus zu gehen, kann ich auch gleich dort duschen. Auf dem Weg zum Parkplatz bemerke ich das graue Wolken am Himmel aufziehen. Es wird bestimmt gewittern, aber das ist egal. Ich mag "schlechtes" Wetter. Ich finde es entspannend und hey, auch der Himmel muss sich ab und an mal entladen, so wie wir auch.
Beim Auto angekommen steige ich ein. Als ich den Parkplatz verlasse, fallen bereits die ersten Regentropfen. Die Strecke zu mir nach Hause könnte ich blind fahren, sie ist nicht weit und dennoch lässt es einen gewaltigen Schlag als ich bei der Hälfte der Strecke angekommen bin. Kurz darauf blitzt es. Da hatten wir beim Training ja echt Glück...
Bei meinen Haus angekommen parke ich den Wagen in der Garage und gehe durch die Hintertür direkt ins Haus, um nicht nass zu werden, was eigentlich nicht schlimm wäre, da ich ja gleich duschen gehe. Mein Auto brauche ich nachher nicht mehr, deshalb habe ich es gleich in die Garage gefahren. Zur Bar kann ich laufen, sonst könnte ich sowieso nichts trinken. Wenn ich später abgeholt werden will, kann ich immer noch Lisa anrufen.

Im Haus angekommen springt mich direkt mein Hund an. Er hüpft hoch und versucht seine Vorderpfoten auf meinen Schultern abzulegen, was ihm aufgrund meiner Größe nicht ganz gelingt. Ja, er ist zwar ein sehr großer, schneeweißer Husky, aber mit mir kann er nicht mithalten.
"Ach Ghost, ist echt schön wie du mich immer vermisst." Ich lächle ihn an. Ja, er heißt Ghost, wie der Schattenwolf von Jon Schnee. Will mich jetzt jemand verurteilen? Wer mag Game of Thrones bitte nicht? Zwar hat mein Ghost keine roten Augen, dafür ist das Eine saphirblau und das Andere bernsteinfarben. Er ist angespannt, dass merke ich. Er hat Angst, wenn es draußen gewittert. "Komm mit hoch ins Bad Ghost, ich geh duschen bevor wir spazieren gehen, vielleicht hat sich das Wetter dann etwas beruhigt."

Mit Ghost zusammen gehe ich die Treppen hinauf ins Bad. Ich streife mir die verschwitzten Klamotten ab und springe unter die Dusche.
Das warme Wasser auf den strapazierten Muskeln fühlt sich wirklich entspannend an. Ein Blick hinüber zu Ghost zeigt mir, dass er immer noch Angst hat. Es gewittert stark, ständig blitzt es woraufhin dann ein Donner kracht. So kann ich nicht mit ihm spazieren gehen.
Nach dem Duschen wickle ich mir ein Handtuch um die Hüfte und betrachte mich kurz im Spiegel. Ein weiteres Mal stelle ich fest wie dumm mein Gesicht mit nassem Bart eigentlich aussieht und muss Schmunzeln. "Schön ist anders, nicht war Ghost?" Schief blickt er mich an, woraufhin ich lache. Nach meinem Gesicht wandert mein Blick zu meiner Brust. Die letzte Schusswunde die dort ragt ist bereits 6 Wochen alt und noch immer nicht richtig verheilt. Vielleicht hätte ich mir mehr Ruhe gönnen sollen. Natürlich hätte ich das, aber mein Team hat mich gebraucht und die Schmerzen der Wunde habe ich für Bones' Tod wirklich verdient.
Mit Ghost im Schlepptau gehe ich ins Schlafzimmer und ziehe mich an. Eine einfache graue Cargo-Hose und ein schwarzes, legeres Hemd reicht für einen Abend in unserer Bar mit meinen Jungs. Jeans sind echt nicht mein Ding, auch wenn ich total das Klischee erfülle indem ich als Soldat auch in meiner Freizeit Cargo-Hosen trage...

Da es draußen sowieso regnet ist es sinnlos sich die Haare zu Föhnen. Ich trockne nur noch einmal schnell meine Haare und meinen Bart. Mit Ghost kann ich so nicht gehen, also lege ich einfach Lisa einen Zettel hin. Es ist jetzt 16:45 Uhr, sie wird bald von der Arbeit kommen also ist es egal, wenn ich jetzt nicht mit Ghost gehe.
Als ich im Schlafzimmer beginne nach einem Zettel zu suchen, fällt mein Blick auf Lisas Nachttisch. Auf ihm entdecke ich eine Verpackung, die wie etwas Medizinisches aussieht. Als ich mich zum Nachttisch begebe und die Packung näher betrachte, stelle ich fest, dass es sich um die
Anti-Baby-Pille handelt. Als ich sie öffne erkenne ich, dass die Pillen bis zum heutigen Datum fehlen, und das bereits bei der letzten Packung. Die anderen Streifen sind bereits ganz leer. Ein wenig perplex erkenne ich was das zu bedeuten hat. Lisa nimmt die Pille. Seit mindestens drei Monaten, aber jetzt wo ich so darüber nachdenke bestimmt schon viel länger, seit wir versuchen ein Kind zu bekommen. Ungläubig denke ich noch einmal darüber nach. Kann es wirklich sein, dass meine eigene Freundin, der ich sogar einen Antrag machen wollte, mich so hintergeht? Ich fasse es nicht. Seit sie mich kennt weiß sie, dass ich einmal eine Familie gründen möchte und wie wichtig es mir ist, Vater zu werden. Sie behauptete sie würde diesen Wunsch teilen, auch Kinder bekommen wollen. Als wir vor mehr als einem halben Jahr damit angefangen haben, es zu versuchen, hat sie immer versucht mich optimistisch zu halten. Sie hat Schwangerschaftstests gemacht, sogar einen heute Morgen. Ich verstehe einfach nicht wie sie mich so hintergehen konnte, so eiskalt ins Gesicht lügen wie heute Morgen als sie mir das negative Ergebnis verkündete. Es konnte ja nur negativ sein! Das ist einfach hinterhältig. Wenn sie keine Kinder wollte, wieso hat sie nichts gesagt? Es wäre okay für mich noch zu warten, aber wenn sie gar keine gewollt hätte, hätten wir uns wohl trennen müssen, dann hätte ich sie verlassen...
Mit diesem Vertrauensbruch kann ich nicht umgehen. Bei der Arbeit ist Vertrauen alles und natürlich habe ich auch Lisa vertraut, aber nach all diesen Lügen kann ich das nicht mehr. Ich werde Schluss machen, ich muss sie damit konfrontieren. Ich will wissen, wie sie mich eiskalt Monate lang belügen konnte. Liebt sie mich überhaupt, wenn sie mich so behandelt? Nach all den Jahren? Ich bin wirklich zutiefst enttäuscht, auch von mir, dass ich diesen Verrat, der unter meinem Dach vor meinen Augen passiert, nicht bemerkt habe.

Immer noch schockiert lege ich die Pillen zurück, ich kann jetzt nicht einfach hierbleiben und darauf warten, dass sie nach Hause kommt. Ich muss raus, mich bewegen, die Wut zügeln die in mir hoch kommt.

Ich beuge mich hinunter und streichle Ghost sanft über den Kopf. "Tschüss Ghost, ich komme bald wieder versprochen. Dann machen wir einen langen Spaziergang." Er schaut mich traurig an. Ich verlasse mein Zimmer, und begebe mich die Treppe hinunter. Dann greife ich nach meiner Regenjacke und streife sie mir über. Als ich die Haustüre hinter mir zu ziehen, lässt es einen gewaltigen Donnerschlag. Ich fange an zu joggen, durch den Regen. Der Himmel über mir tobt wie ich selbst es innerlich tue. Ich verstehe einfach nicht, wie sie mir so etwas antun konnte. Ich muss reden, David wird mich verstehen, er kennt mich. Es wird gut tun jetzt in der Bar mit ihm sprechen zu können. Vielleicht hat er ja eine Idee, wie ich Lisa darauf ansprechen kann. Ich beschleunige um meinen Körper mehr anzustrengen.
Ich folge den bekannten Straßen und komme schließlich vom Regen durchnässt vor der Bar an. Als ich die Tür öffne, sehe ich alle dort sitzen, meine Alpha-Einheit, die Menschen, denen ich bedingungsloses Vertrauen entgegenbringe, wie bis vor Kurzem auch noch Lisa. David wird mich verstehen. Nachdem ich meine Regenjacke an die Garderobe gehängt habe, steuere ich direkt auf ihn zu.

SEALS - auch harte Kerle können liebenजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें