19.Chapter

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19.Chapter - Fluch und Segen

Ich begann zu wanken, weshalb ich mich ruckartig an dem Holzgestell abstützte, kurz, bevor ich keuchend auf meinen Knien landete.
Glasröhrchen, leere Plastiktüten, Spritzen.
Ich schluckte, nachdem ich vorsichtig nach der Box, welche daneben ihren Platz gefunden hatte, griff und leichtsinnig den Deckel öffnete.
Und nun wurde mir jeder schreckliche Gedanke, den ich mir jeden Tag aufs Neue verleugnet hatte, endgültigt bestätigt.
Ich kannte mich nicht mit Drogen aus, doch wenn ich es getan hätte, hätte ich hundertprozentig das meiste, welches man in den Städten so zu kaufen bekam, vorgefunden.
Ob legal oder nicht spielte keine Rolle.
Namjoon war süchtig.


~*~

Ich kaute nervös auf meiner Lippe herum, als ein klackendes Geräusch meine Sinne abrupt aufwachen ließ.
Ich saß auf der Couch, dick in eine Decke eingewickelt linste ich abwartend zur Tür.
Ich konnte nicht so tun, als wäre nie etwas vorgefallen, ich würde mich selbst dabei belügen.
,,Hey“, er lächelte sanft, während er den Schlüsselbund, welchen er gerade noch in der Hand gehalten hatte, zur Seite legte und danach selbstredend einen Kuss auf meiner Stirn platzierte.
Doch diesmal fühlte es sich schrecklich an, es war falsch, ihn in dem Wissen leben zu lassen, dass alles gut sei.
,,Namjoon, ich muss mit dir reden“, ich blickte zaghaft zu ihm auf, es schmerzte schon allein nur seinen besorgten Gesichtsausdruck zu erwidern.
,,Ich hab sie gefunden.“
Verwirrt drehte sich der Orangehaarige zu mir:
,,Was?“
Ich rang mit dem Gedanken, es einfach sein zu lassen, doch irgendwann würde es so oder so rauskommen, oder?
,,Ich hab sie gefunden.“
,,(Y/N) von was redest du?“, erwiderte er verzweifelt, nicht vergessend, seine Haut in ernste Falten zu legen.
,,Die Drogen Namjoon“, zittrig versuchte ich meine Stimme aufrecht zu halten,
,,Wie konntest du mir so etwas verschweigen!?“
Es wurde still, unerwartet verärgert presste er seine Hände gegen die Couch, sodass ich nicht aus konnte und sah mich durchdringend an:
,,Hab ich dir nicht gesagt du sollst dich von diesem Kasten fernhalten?!“
,,Du hast schon vieles gesagt“, ein boshaftes Knurren verließ seine Kehle, als ich weiter sprach:
,,Ich bin nicht blöd Namjoon, ich hätte es spätestens in wenigen Wochen herausgefunden. Die Nadelstiche, dein unkontrolliertes Verhalten, deine ,,Termine“, dachtest du wirklich, dass ich nie misstrauisch werden würde?“
Und erneut wurde es ruhig, wie sehr ich es hasste, dieses ständige Schweigen von ihm, was nur versteckte, was er mir wirklich mitteilen wollte.
,,Verdammte scheiße rede mit mir! Schrei mich an, schlag mich, aber mein Gott sprich endlich aus, was du denkst! Ich will keine falschen Spiele mehr, von denen hab ich genug gespielt!“, aggressiv trommelte ich auf seine Brust, auch wenn ich genau wusste, dass es ihm rein gar keinen Schmerz zufügte.
Dafür war ich zu schwach, körperlich und seelisch.
,,Du willst wissen, was ich denke?“, ich stoppte, meine Adern pulsierten von der Wut, welche meinen Körper durchströmte, ,,Ja will ich, ich will wissen was du willst, ist das zu viel verlangt?!“
Ich schluckte, als ich mich einigermaßen abgeregt hatte, woraufhin ich zaghaft von dem Jungen abließ und mich widerwillig ein Stück von ihm entfernte. Warum konnte ich mich bei ihm nicht unter Kontrolle halten, warum brachen all meine Gefühle bei ihm zusammen?
Und warum konnte ich sie nicht verstecken?
Früher hatte ich es doch genauso gekonnt.
,,Ich will, dass du gehst“, ich zog scharf die Luft ein, als sein Flüstern die leise Umgebung in Unruhe versetzte.
Das war nicht sein Ernst?
,,Was...?“, sein raues trauriges Lachen schnürte mir den Hals zu, ,,Du hast mich verstanden (Y/N).“
Es brach mir das Herz den seriösen Klang seiner Stimme zu erkennen...er brach mir das Herz.
Jedes mal, wenn ich in seiner Nähe war, war es Fluch und Segen zugleich.
Er half mir aus der Hölle, schubste mich jedoch ebenfalls wieder hinein.
Allein weil ich nicht verstand, was das alles sollte, an einem Tag sagte er, dass ich alles für ihn war, dass er ohne mich nicht leben konnte und am nächsten Tag kam ich mir vor wie ein Spielzeug.
Ein kleines ungeliebtes Stofftier, welches genau für die zwei Minuten in denen man es geschenkt bekommen hatte, interessant war und danach einfach weggeworfen wurde.
,,Wenn es das ist, was du willst, dann...“
,,Es ist das, was ich will“, Lügen, weitere Lügen.
,,Gut“, die Tränen schossen mir in die Augen, als ich nach meinem Rucksack griff, zu Tür schritt und diese lächelnd öffnete,
,,Weißt du, es ist wirklich erbärmlich, dass ich nach all dem Schmerz, den ich in meinem Leben erfahren habe, ernsthaft immer noch heulen kann.“
Ich lachte, die Tür fiel ins Schloss.

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