3.Chapter

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3.Chapter - Das Armenviertel

Ich war weiter gegangen, es war bereits 22 Uhr und langsam war es zu dunkel, um sich noch orientieren zu können.
Natürlich hatte dies nun dazu geführt, dass ich mich verlaufen hatte.
Es war nicht so, dass ich mich in meiner Umgebung nicht auskannte, doch dieser schwarz Bekleidete ließ mich nicht mehr los oder wohl eher meine Gedanken.
Verzweifelt suchte ich nach einem Gassenschild, als ich plötzlich auf eine riesige freie Fläche mit Zelt artigen Gehäusen trat, das Armenviertel.
Ich stand im Ghettoviertel, in dem ich etwas erblickte, was meine Stimme zuvor bestätigt hatte.
Dort stand er und verteilte Lebensmittel an die Menschen...der junge Mann, der sein Leben möglicherweise opfern hätte müssen, wenn er erwischt worden wäre, diese Stimme, sie hatte Recht behalten.

~*~

The drinks are all gone,
but that's fine baby, so am I.
I'm about to take you back to church...

Mit halb geschlossenen Augen tastete ich nach meinem Handy, welches gerade anfing mein Lieblingslied zu wiederholen und versuchte vergeblich, den Wecker, welchen ich mir gestern gestellt hatte, zum Schweigen zu bringen.
Als ich es nun doch geschafft hatte, wurde ich, wie sonst auch, von einer Flut von Enttäuschung erfasst, ich lebte immer noch, noch immer führte ich dieses Leben, in dem ich so oder so nur als Fußabtreter galt.
Gab es etwas schöneres, als mit diesem Gedanken aufzuwachen, ich denke nicht.
Dies war jedoch, zu meinem Verblüffen, meine kleinste Sorge diesen Morgen, vielmehr beschäftigten mich die gestrigen Geschehnisse.

Ich blickte noch einmal genauer hin, aber nein, mein Auge täuschte mich nicht, es war der Mann oder wohl eher Junge von vorhin.
Eine Zeit lang beobachtete ich die Massen von Menschen, die sich um ihn scharrten, sie waren alle so glücklich, nur wegen einem Stück Brot oder anderen völlig alltäglichen Lebensmittel.
Als ich jünger war, war ich mit meiner Schwester öfter hier gewesen, wir hatten immer mit den Kindern von dort gespielt, bis an den Tag, an dem meine Eltern uns es verboten.
Sie meinten diese Kinder seien Abschaum und hätten nichts anderes im Sinne, als an unser Geld heranzukommen.
Nachdem ich versuchte erneut in das Viertel zu gelangen, erzählten sie mir lauter Geschichten, dass diese Leute sogar Morde verübten und so weiter, damals war ich naiv genug es zu glauben.
Eine unbewusste Träne rollte mir über die Wange, als plötzlich eines der Kinder vor mir stand und mir lächelnd eine halbe Brotscheibe hinhielt.
Und erneut spürte ich die warme Flüssigkeit über mein Gesicht wandern, während sich ein Lächeln auf meinen Lippen bildete und ich dem kleinen Jungen meinen Apfel, den ich in der Schule nicht gegessen hatte, entgegen streckte:
,,Lass uns tauschen.
Er begann zu strahlen, sobald er das Gewächs in die Hand gegeben bekommen hatte und rannte sofort in Richtung des schwarz bekleideten Mannes, welchen er den Apfel stoltz präsentierte.
Schneller als ich reagieren konnte, sah dieser zu mir hinüber und sogar von weiter Entfernung, konnte ich sehen, wie sich sein Blick veränderte, ob positiv oder negativ war nicht zu erkennen.
Ich erwachte erst aus meiner Starre, als er Anstalten machte, auf mich zu zukommen und auch wenn ich keinen Grund dazu hatte, ich rannte weg, so schnell und so weit ich konnte.

Ich konnte mir ehrlich gesagt selbst nicht erklären, warum ich weggelaufen war, ich hatte es getan ohne nachzudenken.

~*~

So leise wie möglich verließ ich das Haus, nachdem ich mich fertig gemacht hatte und ließ noch schnell einen Apfel in meine Tasche wandern, schon seit Jahren bevorzugte ich es, auf ein "richtiges" Frühstück zu verzichten.
Warum? Weil ich lieber ein blaues Auge von San Hee in Kauf nehmen würde, als mit Menschen an einem Tisch zu sitzen, die so taten, als würde ich gar nicht anwesend sein.
Wenn ich Glück hätte, würden sie mich vielleicht sogar anschreien und sagen, dass ich es nicht wert wäre ihre Tochter genannt zu werden.

~*~

Wie sonst auch folgte ich dem Pfad durch den Wald, welcher zu meinem Schulgebäude führte und sang leise vor mich hin.
Da außer mir niemand diesen Weg kannte, konnte ich mir hier hin und wieder erlauben glücklich zu sein, zumindest war mir hier noch nie jemand begegnet, somit ging ich davon aus, dass nur ich hier jeden Tag aufs neue lang spazierte.
Meine Schwester war die Erste, die diesen Pfad und die dazugehörige Lichtung, die sich bei einer anderen Abzweigung befand, entdeckt und mir gezeigt hatte.
Seit diesem Tag lief ich nun bei jedem Wind und Wetter hier lang und genoss die paar friedlichen Minuten, ohne geschlagen oder als minderwertig bezeichnet zu werden.

Eine dicke Wolkenschicht lag am Himmel, weshalb mir nicht einmal, dieser sonst so vertraute Platz, ganz geheuer zu sein schien, irgendetwas war anders und das gefiel mir ganz und gar nicht.
Meine Vermutung wurde bestätigt, als ich Schritte hinter mir vernahm...

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