» Kapitel 12 «

237 27 10
                                    

Gelangweilt legte ich meinen Kopf auf meinen Armen ab. Jordan rechts neben mir fing, wie ich im Augenwinkel sehen konnte, augenblicklich an zu grinsen.

"Sag bloß, die deutsche Sprache hat es dir nicht angetan?", schelmisch blickte Jordan herunter zu mir.
Ich verdrehte meine Augen: "Nicht jeder kann so ein Sprachen-Genie sein wie du. Ich kann doch schon Englisch, warum muss ich da auch noch eine andere Sprache sprechen können?"
Unmotiviert setzte ich mich wieder auf und blätterte durch einige Seiten in meinem Deutsch-Buch. Was auch immer mich dazu bewegt hatte Deutsch als Fremdsprache zu wählen, ich hatte gerade sehr viel Lust mein früheres Ich dafür zu schlagen.

"Frau Evans, bitte erzählen Sie uns doch von ihren Plänen für das Wochenende.", wandte sich meine Lehrerin Mrs Baldwin überraschend an mich. Hilfesuchend blickte ich zu Jordan, der nur unverschämt grinste. Ich fing an vor mich hinzustottern, als ich überraschend gerettet wurde.
Tims Stimme erklang zwei Reihen vor mir in perfektem Deutsch: "Frau Baldwin, ich denke, Jessica geht es nicht gut. Ich kann sie in den Ruheraum begleiten."
Schnell schüttelte ich den Kopf. Was ich jetzt als letztes brauchte, war die Gesellschaft von Tim. Also brachte ich nur etwas heraus, dass ich die letzten Minuten sicher noch überstehen würde, natürlich auf Englisch und sackte dann gespielt erschöpft an Jordans Schulter. Dieser musterte mich zunächst mit einem besorgten Blick, als Mrs Baldwin jedoch mit dem Unterricht fortfuhr, flüsterte er mir leise zu: "Ich habe es dir vor einigen Monaten schon einmal angeboten, wenn du möchtest, dass ich mal ganz freundlich mit ihm rede um ihm mitzuteilen, dass er dich endlich in Ruhe lassen soll, mach ich das mit Freuden."
Eine Gänsehaut breitete sich überall auf meinem Körper aus als er mir so nahe kam, doch schnell hatte ich mich wieder gefasst.
"Ich denke nicht, dass das hilft. Selbst seine Zwillingsschwester Millie hat auf meinen Wunsch hin schon mit ihm gesprochen, aber es scheint nichts zu nützen."

Millie ging ebenfalls in unsere Jahrgangsstufe, war aber im Gegensatz zu ihrem Zwillingsbruder eher schüchtern, was den Umgang mit anderen Menschen außerhalb ihrer Familie anging. Auch wenn sie sich mit Tim meistens gut verstand, war sie sofort einverstanden gewesen mit ihm zu reden, da sie ebenfalls der Meinung war, dass er endlich einsehen sollte, dass er einen Fehler gemacht hatte.

"Nagut, aber wenn du deine Meinung ändern solltest: Du weißt, wo du mich findest.", erwiderte Jordan nur und widmete sich dann wieder den Aufgaben. Heimlich beobachte ich ihn von der Seite. Jordans grau-grüne Augen flogen über das Papier und es befand sich ein gewisses Leuchten in ihnen, dass man gar nicht wirklich beschreiben konnte. Die leicht herausstehenden Wangenknochen waren angespannt, weil er nachdachte. Seine dunkelbraunen, immer verwuschelten Haare hingen ihm leicht über die Stirn und mich überkam der Reflex, sie wegstreichen zu müssen. Bevor ich diesen Fehler begehen konnte, klingelte es zu meinem Glück und ehe er mich beim Starren erwischen konnte, sprang ich auf und packte meine Sachen zusammen. 

Benji, der einige Reihen vor uns gesessen hatte, schlenderte entspannt zu unserem Tisch und wartete bis Jordan und ich fertig waren, um mit uns rauszugehen. Schnell liefen wir durch die Gänge und als wir den Pausenhof betraten und zu unserem typischen Treffpunkt, unserem Baum, liefen, ließ die kalte Luft mich frösteln. In den unteren Zweigen konnte ich, als wir ankamen, noch einige herzförmige Anhänger finden, die anlässlich des Valentinstages gestern dort aufgehängt worden waren. Lilli kam nach einigen Minuten ebenfalls zu uns, heute mit einem knallroten Mantel und passenden Lippen. Nachdem wir uns eine Weile unterhalten hatten, stupste Lilli mich unauffällig an und deutete nachdem ich ihren Blick aufgefangen hatte nach drinnen. Leicht nickte ich.

"Oh Gott. Da habe ich doch tatsächlich mein Chemie-Buch im Spind vergessen. Dabei beginnt der Unterricht gleich. Tut mir leid, Leute, aber ich sprinte vor um es zu holen.", erzählte Lilli erschrocken.
"Dann begleite ich dich. Wenn, kommen wir zusammen zu spät.", bot ich an. Nickend nahm sie mein Angebot an und nachdem wir nach drinnen gejoggt waren, stoppte Lilli und zog mich in eine Nische auf dem Flur.

ALEX: Fake IdentityWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu