» Kapitel 2 «

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Die Bilder oben im Kapitel spiegeln meistens Situationen aus der Geschichte wieder. In diesem Fall zeigt es das Outfit von Jessi.
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"Verrückt aber geil!" rief Lilli zuletzt noch ihrem Bruder nach, während er die Tür schloss und drehte sich dann zu mir.

"Ich muss dir jetzt unbedingt dein Kleid zeigen! Als ich das im Laden gesehen habe... Ich wusste einfach, dass du das anziehen musst!", rief Lilli hysterisch.

Ich musste bei ihren Worten schmunzeln. Lilli war einfach verliebt ins Shoppen. Klar, ich ging auch gerne shoppen, aber mir reichte das jedes zweite Wochenende. Lilli hingegen ging fast täglich shoppen. 

"Okay, Lilli. Dann zeig mal her!", lachte ich, als sie überdreht aufsprang und wieder ins Badezimmer rannte. Sie hatte das Kleid schon vor einigen Wochen gekauft, doch beschlossen, dass es für mich eine Überraschung sein sollte. Daran, was wir taten, falls es nicht passen sollte, hatte sie natürlich gar nicht erst gedacht.

Mit einem breiten Lächeln kam meine beste Freundin wieder aus dem Bad, in ihren Händen eines der schönsten Kleider, das ich jemals gesehen hatte. Und ich übertrieb nicht. Ich hatte durch Lillis Shopping-Wahn schon einiges bewundern dürfen, doch dieses Kleid toppte fast alles.

Es war ein etwas kürzeres, samtrosafarbenes Trägerkleid, welches, wie ich vermutete, kaum an meine Knie reichen würde. Für gewöhnlich war das überhaupt nicht mein Stil, aber erstens ging es ja heute darum, mich zu verändern und zweitens war dieses Kleid einfach nur zum Verlieben. Das Kleid hatte einen schönen, tiefen Rückenausschnitt und war bis zur Taille anliegend. Danach wurde das Kleid weiter und war in schöne Falten gelegt.

"Jessi!", riss mich Lilli aus meinen Gedanken: "Wenn du fertig mit dem Starren bist, könntest du es so langsam mal überziehen. Dan hat nämlich Recht, wir haben nicht mehr so viel Zeit."

Verlegen nickte ich, nahm ihr das Kleid aus den Händen und öffnete die Zimmertür.
"Ich habe dir noch passenden Schmuck hingelegt!", hörte ich Lilli zuletzt noch rufen, dann schloss sich die Zimmertür und ich starrte in zwei eisblaue Augen. Sie erinnerten mich an Lillis und vor Schreck wich ich einen Schritt zurück. Dadurch hatte ich zumindest wieder einen Abstand von einem Meter zwischen Dan und mich gebracht. Schnell drehte ich mich zur Seite und lief ins Badezimmer von Lilli.

Das Bad von Lilli war fast so groß wie mein normales Zimmer. Die Porters waren nicht gerade arm und das sah man ihrem Haus an. Allerdings sorgte das auch dafür, dass Lillis und Dans Eltern meistens erst spät in der Nacht, wenn überhaupt nach Hause kamen. Außerdem waren Janette und Oliver Porter mehrmals im Jahr für einige Tage bis Wochen auf unterschiedlichsten Geschäftsreisen. Und wenn sie dann doch mal da waren, veranstalteten sie förmliche Abendessen mit Kunden, bei welchen Lilli und Dan auch immer anwesend sein mussten. Die Erziehung der Beiden hatte von Anfang an ihre Nanny übernommen, welche allerdings nur bis zu Lillis zwölftem Lebensjahr bei ihnen geblieben war. 

Im Bad herrschte, wie auch in ihrem Zimmer, totale Unordnung. Auf dem ganzen Boden waren verschiedenste Kleidungsstücke verteilt. Ein pinker Minirock hing über einem Handtuch neben dem Waschbecken, einige zusammen geknüllte Kleider lagen in der Badewanne und ihre ganzen Schminksachen waren auf dem Boden ausgebreitet.

Trotz der Unordnung fand ich relativ schnell den Schmuck, den Lilli mir rausgelegt hatte. Es war eine silberne Kette mit einem Diamanten als Anhänger, welcher die gleiche Farbe, wie mein Kleid hatte. Daneben lagen silberne Armreife, welche ich mit Lilli vor ein paar Tagen gekauft hatte. Zum Schluss noch Ohrringe in der gleichen Ausführung, wie die Kette. Alles in allem, war es wunderschön, doch ich wollte gar nicht wissen, wie viel das alles gekostet hatte.

Mit einem schnellen Blick auf die weiße Wanduhr, stellte ich fest, dass es tatsächlich schon 16:30 Uhr war. Das Konzert sollte 19 Uhr beginnen und der Einlass begann bereits in einer Stunde. Eilig zog ich meinen Pulli und meine Löcher-Jeans aus und öffnete den Reißverschluss des Kleides. 

ALEX: Fake IdentityDonde viven las historias. Descúbrelo ahora