Prolog

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UNSCHULDIG.

Das Wort hallte in meinen Ohren nach. Im ersten Augenblick konnte ich nicht verstehen, was das bedeutete, doch dann brach die grausame Wirklichkeit über mir ein. Der Mörder meines Vaters war freigesprochen worden? Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Das-... das war unmöglich!

Wie in Trance beobachtete ich Gabe Ugliano, der langsam und mit einem selbstgefälligen Lächeln im Gesicht auf die Tür des Gerichtsaals zulief. Das brachte das Fass zum überlaufen. Dieser Mistkerl! Er war schuldig und sollte einfach so davon kommen, als freier Mann? Weil er reich war und Kontakte hatte? Er war ein Mörder!

Ich sprang auf und wollte auf ihn zu rennen, doch ich spürte wie mich jemand am Arm packte und zurückhielt.

„Stopp, Annabeth! Er ist es nicht wert!", zischte meine beste Freundin seit Kindheitstagen, Katie Gardner. Aus dem Augenwinkel sah ich einen Typen in einem blauen Shirt aus dem Saal huschen, doch das war nebensächlich.

„Er hat meinen Vater umgebracht!", erwiderte ich aufgebracht an Katie gewandt und wollte mich losreißen. Meine Stimme hatte einen schrillen Ton angenommen, ich kreischte beinahe. Meine beste Freundin schluckte und packte noch fester zu. Es kostete sie wohl ihre ganze Kraft mich fest und somit davon ab zu halten, Gabe Ugliano anzugreifen.

„Ich weiß, aber du kannst ihn nicht einfach im Gerichtssaal angreifen! Wir werden eine Lösung finden, das verspreche ich dir. Aber hier ist weder der richtige Ort, noch der richtige Zeitpunkt, um etwas Leichtsinniges anzustellen!"

Ihre Worte klangen logisch. Irgendwie. Erneut holte mich die Realität in einer Welle ein, diesmal grausamer, als zuvor. Egal was ich jetzt tat, nichts würde ihn wieder zurückbringen. Meinen Vater. Ein Journalist, der zu viel herausgefunden hatte. Plötzlich wich die ganze Wut aus mir. Zurück blieb nur eine bodenlose Traurigkeit. Ehe ich es verhindern konnte, fingen die Tränen an zu fließen.

„Was soll ich nur tun?", schluchzte ich, während ich unkontrolliert ein und ausatmete. Meine Freundin nahm mich nur in den Arm und hielt mich fest.

ooo

Nach einiger Zeit hatte ich mich soweit beruhigt, dass ich das Gerichtsgebäude verlassen konnte. Wir stiegen in Katies Auto ein und wenig später erreichten wir die Wohnung von ihr und ihren Eltern. Dort lebte ich seit dem Tod meines Vaters. Ich brachte es nicht über mich in mein altes Zuhause zu gehen. Es war einfach mit zu vielen Erinnerungen verbunden. Gute, aber auch Schlechte. Ich verbannte diese aus meinem Kopf und setzte mich auf das Sofa im Wohnzimmer.

In diesem Moment sagte Katie: „Ich werde uns einen Tee kochen, bin gleich wieder da."

Mit diesen Worten ging sie in die Küche. Ich wusste nicht, wo Mr und Mrs Gardner waren, es war mir auch egal. Als ich alleine auf dem Sofa saß, drohten die Erinnerungen mich einzuholen.

Das Blut auf dem Küchenboden. Der Moment als ich begriff was ich dort sah. Die blauen Lichter der Polizeiautos. Die Tage vor und nach der Beerdigung, die ich von weit weg und betäubt vor Schmerz erlebte.

Ich schob die Erinnerungen beiseite. Ich durfte jetzt nicht daran zerbrechen. Ich musste weitermachen und mich auf andere Sachen konzentrieren. Zum Beispiel wie es weitergehen sollte. Wo würde ich wohnen? Würde ich meinen Abschluss schaffen? Doch all diese Dinge erschienen mir im Moment unwichtig. Wichtig war nur, den Mann der mein Leben zerstört hatte hinter Gitter zu bringen.

Ein weiteres Gefühl holte mich ein. Etwas, das ich noch nie zuvor gefühlt hatte. Dann wurde es mir klar. Rache. Ein schlichtes Wort, aber doch mit so viel Bedeutung. Gabe Ugliano würde für das bezahlen was er getan hatte. Das schwor ich mir in diesem Augenblick.

Katie kam wieder in das Zimmer und stellte eine Tasse Tee vor mir ab. Ich sah auf und blickte ihr direkt in die Augen.

„Annabeth?", fragte sie. „Was hast du vor?"

In ihren Augen sah ich fast etwas wie Angst aufblitzen. Anscheinend hatte ich gerade einen ziemlich mörderischen Blick drauf. Und genauso fühlte ich mich auch. Mörderisch. Dann sagte ich etwas, das den Rest meines Lebens bestimmen würde.

„Dafür wird er büßen."    


Herzlich Willkommen zu meiner ersten Story auf Wattpad!

Hierbei handelt es sich um eine Geschichte, die ich gemeinsam mit meiner Zwillingsschwester sharoncuthalion vor ca. 1,5 Jahren geschrieben habe. Tochter der Rache existiert bereits auf FanFiktion.de und war damals die allererste, lange Fanfiction, die wir beide geschrieben haben. 

Jetzt haben wir uns entschlossen, sie auch hier hochzuladen und sie gleichzeitig ein wenig zu überarbeiten :) Beim Prolog wurde jedoch nicht besonders viel geändert, die Überarbeitung wird sich auch nur auf das Äußere, die Rechtschreibfehler und die Sprache beziehen, nicht auf die Handlung :D 

Sowohl ich, als auch Sharon hoffen, dass euch der Prolog gefallen hat :) Und natürlich würden wir uns über Votes und Comments sehr freuen :D 

glg Scarlet (+ Sharon)

Tochter der RacheHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin