27 Der König der Yōkai

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Shigeru neigte sich zu Chiko hinüber. »Also... wie sieht es aus? Du und Namiko-chan... ist das was Festes?«

Bevor er antwortete, warf er einen verstohlenen Blick in den Raum. »Näh... sie ist ja nett, aber auch ziemlich langweilig.«

»Wirklich?«

»Total, Shiggy. Sie ist verträumt und hängt den alten Zeiten nach.«

»Hm.« Shigeru neigte seinen Kopf. »Früher war es schon besser.«

»Komm mir nicht so. Du hasst die Menschen mehr als ich. Immerhin haben sie deine Mutter...«

»Ja, schon. Aber ich würde gerne mal wieder Sake trinken. Das ist schon Jahrzehnte her.«

Yuna lauerte direkt über ihnen, während Emi beinahe regungslos an der Decke entlang trieb. Die Jägerin hatte sich gründlich überlegt, wie sie die beiden ausschalten konnte. Ursprünglich wollte sie auf Emis Anfrage Rücksicht nehmen, aber nachdem sie die beiden belauscht hatte, war es ihr egal, ob sie ihnen weh tat – Hauptsache die würden endlich Ruhe geben. »Hey, ihr Schwachmaten.«

Beide Ningyo zuckten zusammen und sahen zu ihr hoch. Chikos Augen weiteten sich, dann packte Yuna ihre Köpfe und donnerte sie klangvoll gegeneinander. Shigeru ging sofort bewusstlos zu Boden, doch der andere schlug mit seinen Klauen nach Yuna. Sie zog ihn zu sich und klatschte ihre Handflächen auf seine Kiemenschlitze. Er packte ihre Handgelenke und versuchte sich zu befreien, aber ihrer Stärke war er nicht gewachsen. »W-Wer bist du?«, fragte er, bevor er die Augen verdrehte und erschlaffte.

Yuna liess ihn zu Boden sinken, dann betrat sie den Raum. Direkt nach dem Eingang hing ein Vorhang aus Wasserpflanzen von der Decke. Sie schob sich dazwischen durch und entdeckte Rei, die vor einer leuchtenden Flasche kniete. Sie wirkte traurig und müde. Neben ihr, mit dem Rücken zu Yuna sass Namiko.

»Ihr sollt hier nicht reinkommen, Jungs.« Die Ningyo sah über ihre Schulter und zuckte zusammen.

Rei blickte zum Eingang. »M-Masuda-san!«

Namiko schoss von ihrem Platz weg ans andere Ende des Raumes. Sie sah sich um, doch anscheinend gab es nur einen Weg aus diesem Raum. Die Ningyo bleckte ihre spitzen Zähne und hob ihre Arme. »Bleib weg von mir!«

Rei sprang auf und schwamm zu Yuna herüber. »Ist das ein Traum? Bist du wirklich hier?«

Die Jägerin liess den Yōkai nicht aus den Augen, als sie sagte: »Ja. Ich hol dich hier raus, Kanade-san.«

»Ich bin so dankbar. Ich kann das nie wieder gut machen.«

»Hey! Nein, du kannst nicht weg! Der König...«

»Halt den Mund!«, fuhr Yuna die Ningyo an.

»M-Masuda-san! Hinter dir!« Rei riss ihre Augen auf und hob die Hände vor ihren Mund.

Emis Stimme erklang. »Keine Sorge. Ich tu dir nichts.« Sie sah zur Ningyo. »Namiko-san. Bitte greife nicht ein.«

Namiko schloss den Mund und musterte alle drei, wobei sie den Aal am längsten anstarrte. »H-Hime-sama?!«

»Ja. Ich bin es.«

»Aber... es hiess Ihr seid tot. Der König sagte Benjiro hätte Euch getötet.«

»Hey. Könnt ihr die Plauderei unterlassen?«, mischte sich Yuna ein. »Wir müssen hier raus.«

Emi schwamm vor. »Warte, Masuda-san. Sie kann uns helfen.«

Misstrauisch beäugte Yuna den anderen Yōkai. »Sie ist ein Yōkai. Wir können ihr nicht trauen.«

»Das bin ich auch«, zischte Emi. Sie sah wieder Namiko an. »Namiko-san. Bitte hilf mir diese Mädchen aus dem Palast und ins Menschendorf zu bringen.«

Ein japanisches SommermärchenWhere stories live. Discover now