02 Ein unerwarteter Urlaubsort

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»Ich kann nicht mehr...«, jammerte Ayumi. »Bitte, ich muss dringend pinkeln.«

Tomoya wandte sich an seine Beifahrerin. »Was meinen Sie, Omura-san? Erlösen wir Shikibu-san?«

»Warum nicht? Da vorne ist ein Dorf. Dort gibt es sicher ein Restaurant oder so etwas. Soll sie dort auf die Toilette.«

Mit gefalteten Händen neigte Ayumi ihren Kopf. »Du bist so gütig, Midori-san.«

»Warum nehmen wir immer auf Ayumi-san und ihren Schwachsinn Rücksicht?«, stänkerte Yuna von hinten.

»Man soll nachsichtig mit Kleingeistern sein, Yuna-chan.« Der Aussage folgte noch ein Kichern der Krankenschwester.

»Ha ha. Ihr seid so lustig.« Sobald Tomoya den Wagen angehalten hatte, sprang Ayumi zur Tür raus und marschierte zum Eingang eines leicht heruntergekommenen Gebäudes auf dessen Eingangsschild 'Izakaya' prangte.

»Sieht ja sehr gemütlich aus«, meinte Yui, hob ihr Handy und machte ein Foto von der Fassade.

»Eine billige Kneipe, aber ich schätze, Shikibu-san hat sich schon an schlimmeren Orten herumgetrieben.« Tomoya trommelte mit den Fingern den Takt der Musik aus dem Radio auf dem Lenkrad.

»Wow...«, entfuhr es der blonden Mittelschülerin.

»Was?« Yuna sah zu ihrer Schwester hinüber.

»Das hier ist das Fischerdorf.« Yui blätterte in dem Buch und zeigte auf ein Foto, worauf diese Gebäudefront unter anderem drauf war.

»Sicher?«

»Das kann fast nicht sein. Wir müssten meiner Berechnung nach noch zwei Stunden fahren, ehe wir dort sind«, gab Tomoya zu bedenken.

»Ich bin sicher. Zeigen Sie mal die Landkarte, Kanade-san.« Yui lehnte sich vor, um die Karte entgegen zu nehmen. Sie fuhr mit ihrem Finger die Strassen entlang und verglich sie mit einer Karte aus ihrem Buch. »Doch. Es ist wirklich hier.«

»Anscheinend haben wir uns doch nicht verfahren«, mutmasste Midori erleichtert.

Rei spähte durch die Fenster nach draussen. »Ich dachte wir fahren an einen Ferienort. Das hier ist ein heruntergekommenes Fischerdorf.«

»Der Schein kann trügen, Schatz«, erwiderte Nagisa und sah auf ihrer Seite heraus. Tama spielte noch immer auf seinem Handy. »Es gibt hier bestimmt interessante Dinge zu entdecken.«

»Vielleicht... aber heisse Jungs und Shopping-Touren können wir uns hier abschminken. Shikibu-san wird stinksauer sein.«

Midori lachte auf. »Die kriegt sich schon wieder ein. Etwas Kultur wird sie nicht umbringen.«

»Und sonst schmeissen wir ihre Leiche ins Meer«, ergänzte Yuna lachend.

Die Tür wurde aufgerissen und Ayumi liess sich auf ihren Platz fallen. »Gut. Wir können weiter. Die Leute hier sind vielleicht komisch.«

»Wieso das?«, wunderten sich die anderen.

»Die haben mich angestarrt, als wäre ich ein Alien oder so. Als hätten die noch nie eine Frau gesehen.«

»Ehrlich gesagt, ist das der Ort, Ayumi-san.« Midori drehte sich nach hinten und lächelte milde.

»Du willst mich verarschen, oder?« Ungläubig zuckte das linke Auge der Rothaarigen.

»Nein. Yui-chan hat es gerade bestätigt.«

Die Hostess wirbelte herum und starrte entgeistert die Mittelschülerin an. »Das ist ein Witz.«

Ein japanisches SommermärchenWhere stories live. Discover now