15.

8.2K 259 2
                                    

Logan's Sicht

Ich habe dem Piloten Bescheid gegeben so früh wie es geht los zu fliegen und nun ist es acht Uhr morgens und wir sind in der Luft. Auf dem Weg nach Hause.
Alison sitzt teilnahmslos mir gegenüber und starrt aus dem kleinen Fenster raus auf die Wolkendecke, die sich unter uns befindet. Es wirkt als würde das Wetter wissen, dass etwas Schreckliches passiert ist und würde mit dem Regen um Henry weinen, genauso wie wir es tun.

Sofort nach der Landung sind wir nach Hause gefahren um bei Dajana sein zu können. In der Wohnung ist es ruhig und kein Licht brennt. Es scheint als wäre auch hier alles von Kälte und Tod eingenommen worden.

Leise suche ich die Zimmer nach Dajana ab, nachdem ich sicher gegangen bin, dass es Alison an nichts fehlt und finde sie in Henry's Zimmer.
Vorsichtig öffne ich die Tür zu Henry's altem Zimmer. Dajana liegt im Bett und weint, weshalb ich mich leise neben sie setze und sie an mich ziehe.
"Hey Schwesterchen." begrüße ich sie leise und streiche über ihre Haare.
Mit Tränen in den Augen guckt sie mich an und legt ihren Kopf auf meiner Schulter ab, bringt ein leises "Hey." heraus, bevor sie erneut die Traurigkeit überkommt und sie ihren Tränen freien Lauf lässt.
"Alles wird gut." sage ich leise, versuche sie zu trösten. "Wir schaffen das. Dieses Mal sind wir nicht allein." Kurz küsse ich sie auf die Stirn.

"Es, es tut mir so leid." stottert sie unruhig und versucht sich für etwas zu entschuldigen, wofür sie nicht schuld ist. "Das ist alles meine Schuld.. hätte, hätte ich besser aufgepasst, wäre er noch hier." fährt sie fort und vergräbt ihr Gesicht an meiner Brust.

Ohne dass sie es bemerkt schüttel ich den Kopf, da ich ihr keine Schuld gebe.
"Nur der, der ihm das Messer in die Brust gerammt hat, ist an seinem Tod schuld. Weder du, noch Jason oder sonst wer. Ich weiß wie es dir geht Schwesterchen. Jetzt sind nur noch wir da.." antworte auch ich traurig und drücke sie noch näher an mich.
"Wir sollten da gar nicht durch müssen." sagt sie nun etwas gefasster. "Der, der ihm das Messer ins Herz gerammt hat, wird seines Lebens nicht mehr froh, das schwöre ich dir." fährt sie fort und ihre Augen verfärben sich rot. Sie steigert sich in ihre Wut rein. "Wir müssen das Messer zerstören Lolo."
"Natürlich." antworte ich ihr darauf, bedacht sie nicht wütender zu machen, sondern ein wenig zu beruhigen. "Schon vergessen? Wir stehen alles zusammen durch."

Dajana beginnt erneut zu weinen, weshalb ich sie tröstend in den Arm nehme und versuche das Thema zu wechseln.
"Sag mal, wie stellst du dir seine Beerdigung vor?"
"Ich finde, dass er eingeäschert werden sollte.. oder was hälst du davon?" fragt sie mich.

Einäschern?

"Einäschern hört sich gut an..." sage ich leise, bin jedoch nicht ganz bei der Sache. Henry soll genau wie Ben, so wie er ist, beerdigt werden, aber wenn Dajana sich eine Einäscherung wünscht soll es so sein.
"Über was denkst du nach?" fragt sie mich besorgt und guckt mich an.
"Ach." seufze ich. "Ich musste nur an Ben und Ellie denken und daran, dass sie auch nicht eingeäschert wurden. Aber wenn du dir das wünscht soll er eingeäschert werden. Wenn du willst kann ich mich um alles kümmern Schwesterchen." antworte ich ihr ehrlich und drücke sie etwas an mich.

"Das wäre toll wenn du das machen würdest.. aber binde Edley bitte mit ein, ihm wäre das sehr wichtig." antwortet sie ehrlich.
Ich nicke. "Natürlich mache ich das. Er ist euer Bruder, genauso wie ich es bin." Langsam löse ich mich von Dajana und stehe auf. "Ich fang dann mal an. Wenn du was brauchst, ruf mich bitte. Ich bin sofort da."
"Und wenn du jemanden brauchst, weißt du, wo du mich finden kannst.." antwortet sie mir und umarmt mich nochmal.
Ich nicke noch einmal kurz bevor ich mich umdrehe und zur Tür gehe. Bevor ich den Türgriff ergreife bleibe ich noch einmal kurz stehen und drehe mich um.
"Ich liebe dich Schwesterchen und kann dich nicht auch noch verlieren." sage ich leise und schaue ihr dabei tief in die Augen. Sie ist alles, was mir aus meiner Jugend noch geblieben ist und bedeutet mir so viel. Ohne auf ihre Antwort zu warten greife ich hinter mich nach der Türklinke und lasse sie allein. Der Schmerz, sie so zu sehen und zu wissen, dass mir wieder ein Teil meiner selbst genommen wurde, fühlt sich an, als würde er mich von innen zerfressen.

Eilig laufe ich in mein Büro und schließe die Tür hinter mir bevor ich mich in meinen Schreibtischstuhl fallen lasse und auf den Tisch schlage. Tränen laufen mir die Wangen herunter und ich lasse meinen Kopf in den Nacken fallen.
Ein leises fuck verlässt meine Lippen und aufgebracht greife ich mir in die Haare.
"Du hättest mich nicht allein lassen dürfen Henry." flüstere ich, als würde er mich hören.
"Und ich konnte mich nicht einmal von dir verabschieden, stattdessen streiten wir zwei Schwachköpfe uns mal wieder wegen einer Frau. Naja, nicht wegen einer Frau, sondern wegen unserer unfassbaren Schwester." lache ich traurig.

Es fühlt sich an als würde ein kleiner Windstoß durch mein Arbeitszimmer gehen, doch ein Blick zum Fenster verrät mir, dass es geschlossen ist. Es muss also Einbildung sein.
"Wieso lässt du mich bloß hier allein? Ich weiß nicht wie ich das alles schaffen soll Bruder. Das Unternehmen, unsere Familie und den Schmerz..." Erneut laufen Tränen meine Wangen hinunter, von denen ich dachte langsam keine mehr zu haben.
"Ich hätte dir doch so gern noch von Alison's und meinen Flitterwochen erzählt.." Ich breche ab. Komme mir albern vor, da Henry mich nicht hören kann.
"Ich hoffe du bist bei Ben und Ellie und euch geht es gut Bruder.."

Es dauert eine Weile bis ich mich wieder gefasst habe und mich bereit dazu fühle mit Edley zu sprechen. Wir haben nie so ein inniges Verhältnis zueinander so wie Henry, Dajana und ich, aber kommen durchaus miteinander zurecht.
Schnell geht er an sein Handy und sofort teile ich ihm mit worum es mir geht, weshalb er einwilligt und wir uns verabreden um die Beerdigung gemeinsam zu planen.

---

Mittlerweile sind zwei Stunden seit unserem Telefonat vergangen und Edley und ich haben fast die gesamte Beerdigung geplant. Wir haben uns darauf geeinigt, dass er alles an Drum und Dran wie Dekorationen und so weiter planen darf und ich einfach nur das Geschäftliche übernehme und mich um die Gäste sowie die Trauredner kümmere. Von Dajana habe ich die gesamte Gästeliste erhalten und ihre genaue Vorstellung für die Einladingskarten, weshalb ich kurz mit dem Mann telefoniere, der auch die Karten zu unserer Hochzeit designet hat.

"Mr. Black, schön von Ihnen zu hören. Was darf ich für Sie tun?" fragt er freudig, was mich die Augen verdrehen lässt. Ganz bestimmt will ich jetzt keine so gute Laune hören.
"Ich brauche ca. 60 Einladungskarten für eine Beerdigung." teile ich ihm kalt mit.
"Oh ok." antwortet er bloß.
"Ich werde Ihnen alle Informationen zukommen lassen und erwarte perfekte Karten." Mit diesen Worten beende ich das Gespräch und gehe auf seine E-mail Adresse um ihn über das Design sowie die Daten zur Beerdigung zu informieren.

Keine fünf Minuten später bekomme ich die Auftragsbestätigung und lächel zufrieden.
"Edley, ich werde jetzt zu meiner Frau gehen. Du darfst dir gern ein Zimmer aussuchen wenn du bleiben möchtest." Mit diesen Worten verlasse ich ihn und mein Arbeitszimmer um zu Alison zu gehen. Auf dem Balkon finde ich sie und sehe wie sie mit Dajana spricht weshalb ich mich leise räuspere bevor ich zu den beiden gehe.
"Hey" begrüße ich sie und küsse beide sanft auf die Wange.

Für Immer und auf EwigUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum