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Juni 2000 in Fünfhaus, Wien

„Ich gehe da jetzt noch schnell hin, geh du schon mal nach Hause." Ich stand mit Farido, einem Jungen der eine Jahrgangsstufe über mir war und diesen Sommer seinen Abschluss machen würde, vor dem Rektorat.

Der Direktor hatte ihn hierhin bestellt, warum hatte er nicht gesagt. Nach dem Verschwinden von Raphael, hatte ich mich immer mehr mit Farido angefreundet. In keinem Fall kam es an die Freundschaft zwischen Rapha und mir heran, aber trotzdem waren wir gute Freunde.

„Ich habs nicht eilig nach Hause zu kommen, ich kann auf dich warten." erklärte ich ihm und setzte mich auf einen der Stühle, die im Flur vor dem Büro des Rektors ihren Platz gefunden hatten. „Wie du willst." Farido klopfte an die Tür des Rektorats und betrat nach einem „Herein" das Büro.

Nach etwa zwanzig Minuten wurde die Tür von innen geöffnet. Mit den Worten: „Na, hat der Direx dir verraten, was du ausgefressen hast?" wollte ich meinen Kumpel empfangen.

Diese Worte blieben mir jedoch im Hals stecken, als ich sah, wer hinter Farido das Rektorat verlässt. Dieser Jemand grinste mich schief an. Ein Grinsen, welches ich nun ein ganzes Jahr nicht mehr gesehen hatte.

Raphael breitete die Arme aus und sofort fiel ich ihm um den Hals. Sauer sein konnte ich später noch. Das einzige was zählt ist, dass ich meinen besten Freund wieder zurück hatte.

„Oh mein Gott!" stiess ich hervor und konnte es immer noch nicht fassen. Raphael lachte rau auf: „Raphael reicht vollkommen."

Für diesen dummen Witz kassierte er einen schlag gegen den Hinterkopf. „Du hast dich ja echt nicht verändert." sagte ich und verdrehte die Augen. Die Wut, welche ich im ersten Moment des Wiedersehens heruntergeschluckt hatte, kroch langsam wieder in mir hoch.

Ich kniff die Augen zusammen und betrachtete mein Gegenüber. Seine Haare waren länger geworden und er schien irgendwie ziemlich durch den Wind zu sein.

Eine emphatische Stimme in mir wies mich darauf hin, dass er bestimmt genug um die Ohren hatte und ich mich zurückhalten sollte. Ich ignorierte sie und stellte die Frage, welche mir seit einem Jahr auf der Seele lag: „Wo zur Hölle warst du?" Der vorwurfsvolle Unterton war nicht zu überhören. „Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!" schob ich etwas versöhnlicher hinterher, als ich seinen bedröppelten Blick bemerkte.

"Veux-tu être ma jolie?" RAF CAMORA FFWhere stories live. Discover now