Nächtliches Telefonat

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Juni 2018 in Berlin

„Junge, was willst du von mir?" stöhnte ich genervt in mein Handy. Max, am anderen Ende der Leitung, lachte nur auf. „Dir auch einen wunderbaren guten Abend, Marisa." Genervt von seiner, für diese Uhrzeit viel zu guten Laune verdrehte ich die Augen. „Laber keinen Müll. Was für guten Abend? Es ist mitten in der Nacht und normalsterbliche pennen schon längst. Aber erzähl jetzt, was du willst." Max lachte nur. „Ganz ruhig, ich hab schon meine Gründe, dich um drei Uhr nachts zu wecken." Seine Stimme wurde wieder ernst. „Zieh dir was vernünftiges an und komm dann runter auf die Strasse. Is' wichtig." Erneut verdrehte ich die Augen. „Haha, wie witzig. Willst du mir vielleicht auch mal sagen, was so wichtig sein soll, dass ich mich mitten in der Nacht anziehe und zu dir runter komme?!" Anstelle einer Antwort hörte ich nur noch ein monotones Piepen aus meinem Handy. Na toll, aufgelegt. Kurz hielt ich inne. Es war wirklich nicht Max' Art, mitten in der Nacht anzurufen. Ausserdem hatte er zu ernst geklungen, um mich zu verarschen. So gut kannte ich Max mittlerweile schon, um das sagen zu können. „Dann mal los." sagte ich mehr zu mir selbst, als zu jemand anderem.
Ich schnappte mir die erstbeste Hose, die ich in meinem Kleiderschrank fand und zog sie über. In der hinteren Hosentasche verstaute ich mein Handy. Mein Schlafshirt knotete ich vorne zusammen und schnappte mir von der Kommode noch meinen Schlüsselbund, die Geldbörse und ein Haargummi. Während ich vor dem Spiegel im Flur einen hohen Zopf machte, betrachtete ich mein Outfit. Die, an den Knien zerschlissene Boyfriendjeans hatte auch schon bessere Tage erlebt. Genau wie das Tshirt, dessen Aufdruck man mittlerweile nur noch erahnen konnte. Die oversized Vintage-Jacke, die ich mir von meinem Kleiderhacken an der Flurwand gegriffen hatte, rundete meinen Pennerlook ab.

„Schiess los." sagte ich und liess mich auf die Ledersitze von Max' Auto fallen. Dieser sagte erstmal nichts und lenkte sein Auto konzentriert auf die Strasse. Dann seufzte er. Aufmerksam schaute ich ihn von der Seite an. „Bitte tick' jetzt nicht aus, aber es geht um Raf." Entgeistert starrte ich den tätowierten Mann auf der Fahrerseite an. „Halt sofort an." Max drückte geistesgegenwärtig einen Knopf und ein Klicken verriet mir, dass er soeben die Türen seines sündhaft teuren Autos von innen verriegelt hatte. „Dieses Thema hatten wir in den letzten Tagen schon zu genüge. Lass mich damit einfach in Ruhe. Und mach verdammt noch mal diese scheiss Türen wieder auf." Langsam wurde ich verzweifelt. „Komm runter, Marisa. Und hör mir erst mal zu. Raf braucht dich. Der ist nicht mehr normal. Er dreht durch ohne dich. Vor den Fans und so probiert er sich das nicht anmerken zu lassen, aber seine Jungs und ich merken das. Wir haben das sogar bemerkt, noch bevor er selbst richtig gecheckt hat wie scheisse es ihm geht. Ohne Scheiss. Der rennt Tag täglich blass wie 'n Bettlaken rum. Gepennt hat er seit Tagen nicht mehr richtig. Er lebt nicht mehr, er funktioniert nur noch. Bitte Marisa." Max' Worte taten weh. Er hatte recht und das wusste ich in meinem Inneren ganz genau. Ich war Schuld, dass es Raphael so dreckig ging. „Und was soll ich jetzt machen? Mir ist ja klar dass er wegen mir so drauf ist.  Ich komme damit doch selbst nicht klar." seufzte ich. „Rede mit ihm." Max sah mich eindringlich an, bevor er den Blick wieder konzentriert auf die Strasse wendete.

"Veux-tu être ma jolie?" RAF CAMORA FFHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin