Kapitel 13 - Hanna

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Da jetzt endlich alle über unsere Verlobung Bescheid wussten, konnte ich endlich mit den Vorbereitungen für die Hochzeit beginnen. Dafür hatte ich mir extra eine Woche frei genommen. David musste zwar arbeiten aber er meinte er würde mir vertrauen und ließ mir deshalb ziemlich viele Freiheiten was alle Entscheidungen betraf. Lena die aufgrund ihrer Ereignisse mit Oliver noch eine Woche krankgeschrieben war, sollte jeden Moment vorbeikommen und mir tatkräftig unter die Arme greifen. Ich hatte sie schon vor circa zwei Wochen gefragt ob sie meine Trauzeugin sein wollte und ihre Antwort war nur: „Hol mich der Teufel wenn ich nein sage!"
Lena und ich waren bereits im Kindergarten beste Freunde. Schon damals haben wir fast jede freie Minute zusammen verbracht. Und ich war froh, dass diese Freundschaft bis heute gehalten hatte.

Pünktlich, 10 Minuten vor 11, klingelte Lena an unserer Haustür. Lena war immer, wirklich immer, zu früh dran. Deswegen sind 10 Minuten vorher bei ihr fast pünktlich. Wahrscheinlich hatte sie noch fünf Minuten vor der Türe gewartet wie sie es immer machte wenn sie zu einer für sie noch nicht angebrachten Zeit an ihrem Ziel ankam.

"Wie lange stehst du schon da?", begrüßte ich Lena mit einer Umarmung. "Ach, nur so fünf bis zehn Minuten." Ich schüttelte nur lachend den Kopf während Lena ihre Jacke an einen der Kleiderbügel unserer Garderobe hing. In der Küche hatte ich schon einige Kataloge vorbereitet. Natürlich hatte ich bereits einen Tag nach meinem Antrag Hochzeitszeitschriften durchgeblättert und mir schon einige Gedanken gemacht bevor wir auch nur einem von unserer Verlobung erzählt hatten.

"Also ich möchte auf jeden Fall im Seehaus im Englischen Garten die Feier veranstalten. Das wollte ich schon als kleines Mädchen. Und die Trauung soll dann natürlich draußen am See stattfinden. Und vielleicht so Anfang September wo es nicht mehr so heiß ist aber trotzdem noch schön genug um draußen zu sein." Ich konnte mich gar nicht mehr bremsen. Die Ideen sprudelten einfach so aus mir heraus. Lena hatte es sich inzwischen auf einem der Barhocker an der Küchentheke gemütlich gemacht und blätterte in einem der Kataloge. "Puuuh. Brauchst du mich überhaupt?", fragte sie scherzend. "Gott ja auf jeden Fall. Es sind noch so viele Entscheidungen zu treffen. Kleid, Torte, Einladungen und all der restliche Dekokram. Und David überlasst ja alles mir, weshalb auf jeden Fall du mir helfen musst." Ich rührte gerade das Chaipulver in die in der Mikrowelle erwärmten Milch und stellte die Tasse anschließen vor Lena. Mir selbst ließ ich einen Cappuccino aus unserer Kaffeemaschine. "Okay. Dann rufen wir jetzt erst mal die Brautmodengeschäfte in der Nähe an und machen ein paar Termine aus. Donnerstag gleich? Da müsste auch Dora Zeit haben. Die willst du doch sicher auch dabei haben oder?", Lena nahm schon das Festnetztelefon in die Hand und wählte die erste Nummer.

Natürlich wollte ich das. Auch Dora war mittlerweile ziemlich lange unsere Freundin. Wir lernten sie damals im Urlaub kennen. Als wir mit 16 das erste Mal ohne Eltern eine Jugendreise nach Rimini unternahmen und auch Dora mit zwei Freundinnen zur gleichen Zeit die selbe Idee hatte. Wir hatten uns auf Anhieb verstanden und so ist der Kontakt nie abgebrochen und wurde sogar immer besser, weshalb wir mittlerweile ein super Dreiergespann abgeben.

Lena hatte bereits drei Termine ausgemacht. "Das sollte für den Anfang reichen!", stellte sie zufrieden fest.

Da es mittlerweile fast Mittag war, beschlossen wir eine kleine Pause einzulegen und bei dem kleinen Italiener um die Ecke etwas essen zu gehen. Hier gab es die besten Bruscetta in ganz München. David und mein Stammplatz am Fenster war frei und wir wurden herzlich von Edoardo begrüßt. Edoardo hatte das kleine Lokal namens Masaniello damals eröffnet als er vor ca. 20 Jahren nach Deutschland kam.

"Hast du eigentlich mittlerweile mal mit Eric gesprochen? Du hast noch gar nichts erzählt.", fragte ich Lena als wir unsere Getränkebestellung aufgegeben hatten. Lena spielte verlegen an den Armbändern an ihrem Handgelenk. "Ja hab ich. Also er hatte sich ziemlich gleich nachdem du mit ihm gesprochen hast bei mir gemeldet. Wir hatten uns dann bei mir getroffen und ich hab ihm alles erzählt. Und mit alles mein ich wirklich alles. Ich muss ehrlich sein. Ich hatte euch noch nicht alles über Oliver erzählt. Er hat mir auch ein paar mal ein paar Rippen gebrochen." Damit hatte ich nicht gerechnet und der Schock war mir ziemlich sichtlich ins Gesicht geschrieben. Aber Lena setzte erneut an: "Das ist noch nicht alles. Er hat ...", es fiel ihr spürbar schwer es auszusprechen. "Er hat mich auch vergewaltigt!" "Oh mein Gott Lena. Warum hast du denn nie was gesagt. Das ist ja grausam!" Ich konnte es nicht fassen. "Nicht so schlimm. Ist ja schon vorbei." "Und ob das schlimm ist Lena. Du kannst das doch nicht einfach so abtun als wäre nichts gewesen. Eric weiß davon?", fragte ich als unsere Getränke gebracht wurden. Das Wasser für Lena und mein Weinschorle wurde vor uns auf den Tisch gestellt. "Ja ich hab ihm alles gesagt. Es wird jetzt gegen Oliver ermittelt und Eric hält mich auf dem Laufenden. Ich war gestern bei ihm nachdem ich nicht wusste was ich machen sollte als mich Oliver beim joggen verfolgt hatte. Er ließ mich bei sich duschen und wir haben gemeinsam Blindspot geguckt und gekocht. Danach hatte er mich heimgefahren." Ich konnte mich wieder etwas beruhigen. Eric ist ein echt toller Typ. Immer so hilfsbereit. Obwohl ich mir nicht sicher war ob er das wohl für jeden machen würde.

Wenig später kam auch unser Essen. Das Thema Oliver kam nicht mehr auf den Tisch und wir unterhielten uns lieber wieder über die Hochzeit und welcher Geschmack wohl der beste für die Hochzeitstorte wäre.

Love, Hate& Everyday InsanityWhere stories live. Discover now