Kapitel 8

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"Großvater?!"

"Ámbar" begrüßt er mich freudig und kommt mir mit offenen Armen entgegen, bevor er mich fest drückt.

"Ich hab dich vermisst"

"Ich dich mehr meine Kleine, obwohl das wohl nicht mehr ganz passt. Jedes Mal habe ich das Gefühl du bist um 10 Zentimeter gewachsen"

"Liegt an den Schuhen" schmunzel ich und wir setzen uns ins Wohnzimmer.

"Also, was machst du hier? Warum bist du nicht in Mexiko?"

"Hat es dir deine Mamá nicht erzählt?"

"Nein. Was denn?"

Sie hatte mir heute Morgen nur geschrieben, dass jemand auf mich wartet und ich nach Hause kommen solle.

"Ich habe beschlossen wieder nach Argentinien zu ziehen. Zum Einen, um euch unterstützen zu können und zum Anderen, um dich öfter sehen zu können. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass das nicht nur an den Schuhen liegt"

"Also, erzähl einem alten Mann mal was in deinem Leben gerade so vor sich geht" fügt er grinsend hinzu.

"Okay, mal überlegen. Erinnerst du dich an meinen Freund, Matteo?"

"Natürlich, ein sehr netter Junge"

"Naja, er ist nicht mehr mein Freund"

"Siehst du, um sowas mitzukriegen, bin ich zurückgekommen" lacht er und auch ich muss schmunzeln.

"Ich hab vor ein paar Monaten mit ihm Schluss gemacht, weil er mich... weil er einen Fehler gemacht hat. Seitdem hatten wir so gut wie keinen Kontakt und jetzt macht er mir Eifersuchtsszenen wegen meinen Freunden. Dabei war er Schuld daran, dass wir Schluss gemacht haben und jetzt will er wieder mit mir zusammen sein und so tun, als wäre nichts gewesen"

"Kannst du es ihm verübeln Ámbar? Du bist ein wunderschönes Mädchen. Natürlich möchte er wieder mit dir zusammen sein. Er wird bereuen, dass er es nicht mehr kann. Was war denn dieser Fehler"

"Das ist unwichtig... Er hat gestern einen Freund von mir gedemütigt und ehrlich gesagt, hat er das nicht verdient. Im Gegensatz zu Matteo ist er da und kümmert sich um mich, anstatt mich anzugreifen"

"Und für diesen Jungen hast du Gefühle? Ich sag dir nur eins, sollte er dich schlecht behandeln, wird er mich kennenlernen. Immerhin muss ich mich dazu jetzt nicht mehr ins nächste Flugzeug setzen"

"Nein, was denkst du? Wir sind nur Freunde und selbst wenn, würde er das niemals tun"

"Ámbar schau, du musst mit jemandem zusammen sein, den du wirklich liebst und so wie es sich für mich anhört, weißt du längst, wer das ist. Auch wenn du es dir nicht eingestehen willst. Guck mich an, du willst, zumindest was die Beziehung angeht, in 60 Jahren doch nicht auch so enden, wie ich"

Wenige Monate nachdem meine Tante Mónica geboren war, verließ meine Großmutter meinen Großvater und machte sich in einer Nacht und Nebel Aktion aus dem Staub. Mamá erzählte mir, sie habe nur einen Brief hinterlassen. Großvater zog seine beiden Töchter alleine auf. Von Großmutter hörten sie jahrelang nichts mehr, bis eines Tages die Meldung ihres Todes kam. Mamá erzählte mir, dass das Großvater damals sehr mitgenommen hat, da er all die Jahre noch immer die Hoffnung hatte, dass sie zurückkommt. Seitdem hat er sich nie wieder auf eine andere Frau eingelassen.

"Ámbar tu was dein Herz dir sagt. Ich versichere dir, es wird das Richtige sein. Also, wie heißt dein Freund?"

"Simón"

"Ah, der mit dem du zusammenlebst. Deine Mamá hat schon davon gesprochen. Simón Álvarez?"

"Ja"

Solos ~ SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt