27. Kapitel - Im Wartungsraum

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Thomas schreckte aus seinem unruhigen Schlaf, er bildete sich ein, Schritte auf dem Flur gehört zu haben. Im Zimmer war es stockdunkel, jemand hatte das Licht abgeschaltet. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass er zusammen mit Newt auf seinem Bett gesessen und geredet hatte. Dann musste er irgendwann eingeschlafen sein. Dem gleichmäßigen Atmen seiner Freunde nach zu urteilen, war außer ihm niemand wach. Schlaftrunken rieb er sich die Augen und lauschte in die Dunkelheit, er hatte sich nicht getäuscht. Mehrere Personen näherten sich ihrem Schlafraum, mindestens zwei, schätzte er. In diesem Moment surrte der Türöffner und die Tür glitt auf. Das grelle Licht der Flurbeleuchtung machte ihn für einige Sekunden blind, so dass er nicht erkennen konnte, wer da so überfallartig den Raum betrat. Thomas fluchte leise und legte sich schützend den Arm über seine Augen. „Wer ist da?", rief er erschrocken. Er spürte, wie sich sein Puls beschleunigte und seine Nackenhaare aufrichteten. „Keine Sorge, Thomas", vernahm er eine weibliche Stimme. „Wir sind's nur." „Julia?", fragte er unsicher. „Ja, und Dylan", antwortete sie. „Was zum Teufel ist denn los?", erkundigte er sich genervt. Er konnte noch immer nicht richtig sehen und außerdem war er diese ewigen Überraschungen sowas von Leid. „Keine Zeit für Erklärungen!", erwiderte Dylan knapp. „Wir müssen hier weg, sofort!" Dylans lautstarke Ansage weckte nun auch die anderen auf. „Was geht denn hier für ein Klonk ab?", murmelte Newt und gähnte ausführlich. Er stand auf und ging zu Thomas hinüber. Das automatische Licht hatte sich noch immer nicht eingeschalten, aber Dylans Taschenlampe sorgte für ausreichende Helligkeit im Raum. „Das fragst du mich?", antwortete Thomas. „Die beiden sind plötzlich hier reingeplatzt, mehr weiß ich auch nicht." Er sah zu Julia und wurde prompt wieder von dem Licht der Taschenlampe geblendet. „Verdammt noch mal!", fluchte er. „Was ist denn mit der beschissenen Beleuchtung los?" Er sah zur Decke, als könne er die Leuchten allein durch seine Willenskraft einschalten. „Wie spät ist es überhaupt?" „Es ist kurz vor sechs", antwortete Julia. Thomas entging trotz dem diffusen Licht nicht, dass die Ärztin nervös und angespannt wirkte. „Gibt es ein Problem?", erkundigte sich Jorge. „Bitte vertraut mir", antwortete Julia. „Ich werde eure Fragen beantworten, aber erst müssen wir zusehen, dass wir von hier verschwinden." „Diese Laier kennen wir ja nun schon zur Genüge", maulte Gally in seiner gewohnt patzigen Art. „Ich für meinen Teil gehe nirgendwo hin, bevor ich keine anständigen Antworten bekomme." Er verschränkte seine Arme vor der Brust und baute sich demonstrativ vor Dylan auf. „Jetzt hör' mir mal gut zu, mein Junge!" Dylans Stimme klang wie ein Schneesturm in Sibirien, rau und eiskalt. Gally wich unwillkürlich einen Schritt zurück. „Du setzt jetzt deinen verdammten Arsch in Bewegung und kommst mit uns mit, oder du bist tot! War das verständlich genug für dein Spatzenhirn?" Gally starrte ihn wutentbrannt an, am liebsten hätte er dem Typ eine vor den Latz geknallt, überlegte es sich aber im letzten Moment anders. Jetzt einen handfesten Streit vom Zaun zu brechen, hätte nicht gerade zu einer Verbesserung ihrer Lage beigetragen. Dylans Ansage verfehlte ihre Wirkung nicht, nun sprangen auch alle anderen aus ihren Betten und griffen nach ihren wenigen Habseligkeiten. Thomas ging zu Julia und zog sie vorsichtig zu sich. „Wohin gehen wir?", fragte er und versuchte seiner Stimme dabei Nachdruck zu verleihen. „In den Wartungsraum in Sektion II, wie wir es mit Peter besprochen hatten." „Warum muss das jetzt so plötzlich in der Nacht sein, reicht das nicht wie besprochen, nach dem Frühstück?" Julia schüttelte den Kopf. „Die Dinge haben sich geändert, Thomas. Gally hatte Recht!" Was meinst du, womit hatte er Recht?", fragte er irritiert. „Nun, wie es aussieht, sind tatsächlich nicht alle Leute aus Jansons Gruppe tot."

Thomas wusste nicht, ob er das eben richtig verstanden hatte. „Was?", rief er aufgebracht. „Und das fällt euch ausgerechnet jetzt ein, wie kommt ihr darauf?" „Dr. Greene wird euch gleich alles erklären", versuchte ihn Julia zu beschwichtigen. „Er hat Dylan und mich beauftragt, euch umgehend abzuholen, bevor uns die anderen zuvorkommen." „Die anderen?", fragte Thomas verwirrt. Dieses Spiel wurde immer seltsamer und je länger es dauerte, desto mehr missfiel es ihm. „Von welchen anderen sprichst du?" „Abmarsch!", rief Dylan und spähte vorsichtig auf den Flur hinaus. Die rötliche Nachtbeleuchtung war noch aktiv und tauchte den Gang in schummriges Licht. „Die Luft ist rein. Los jetzt!", befahl er und trat auf den Flur hinaus. Julia bildete das Schlusslicht, sie huschten an dunklen Laboratorien und Besprechungszimmern vorbei, bis sie schließlich vor den Aufzügen standen. Julia zog mit zittrigen Händen ihre ID-Karte aus der Tasche und hielt sie an das Lesegerät. Rotes Licht in Verbindung mit einem Surren, verkündeten unmissverständlich, dass ihr der Zugriff verweigert wurde. Sie wiederholte den Vorgang, erneut, dann ein zweites und schließlich ein drittes Mal. „Versuch du es mal, Dylan! Mit meiner Karte scheint was nicht zu stimmen", rief sie entnervt. Dylan zog seine Karte hervor und hielt sie gegen das Lesegerät. Augenblicklich sprang das Licht von Rot auf Grün und eine Computerstimme bestätigte monoton: „Expresslift – Anforderung bestätigt!" „Sektor II, Ebene minus zehn", sagte Dylan als sie eingestiegen waren. „Sektor II - Minus zehn", wiederholte die gelangweilte Computerstimme. Die Türen schlossen sich und der Aufzug rauschte in die Tiefe.

Maze Runner 4 - Ein neuer AnfangWhere stories live. Discover now