der Neuling

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Unser Auto hielt auf dem großen Parkplatz der Akademie. Morgen würde das zweite Halbjahr beginnen und auch wenn ich gerade mal eine Woche zu Hause gewesen war, freute ich mich schon wieder riesig meine Freunde wieder zu sehen. Als ich aus dem Auto stieg, entdeckte ich sofort meine beste Freundin Anna auf der anderen Seite des Parkplatzes. Kreischend rannten wir aufeinander zu und umarmten uns lachend. ,,Ich muss dir nachher unbedingt etwas erzählen!",plapperte Anna gleich los und nahm ihrer Mutter den Koffer ab, den diese gerade aus dem Auto hob. ,,Sollen wir noch mit zum Haus kommen, oder ist es dir lieber, wenn wir gleich fahren?",fragte Annas Vater grinsend. Anna verabschiedete sich lieber gleich und auch ich schickte meine Eltern nach einer langen Umarmung und Abschiedsküssen nach Hause.

Nun standen Anna und ich mit unseren Koffern auf dem Parkplatz. ,,Los komm, wir bringen die Sachen auf die Zimmer und gehen dann gleich zu den Pferden!",schlug Anna vor und ich fand, dass das eine super Idee war. Ich hatte meine beiden echt vermisst.

Royal, mein schwarzer, riesiger Wallach lag gemütlich im Stroh und hatte die Augen geschlossen, aber die Ohren gespitzt. ,,Hallo mein süßer",begrüßte ich ihn. So ganz wohl war ihm anscheinend dann doch nicht bei der sache, liegen zu bleiben, während ich neben ihm stand, also erhob er sich und schüttelte das Stroh ab, das in seinem Fell hängen geblieben war. Ich zog ihm sein leuchtend rotes Halfter über und führte ihn nach draußen, um ihn ein bisschen zu bürsten. Doch bevor ich anfing lief ich nochmal in den Stall um meinen zweiten Wallach Playboy, einen sportlichen Apfelschimmel zu holen. Auch Anna kam mit Callimero vom Paddock. Jedes Pferd hatte nämlich seine eigene, große Box mit angrenzendem Paddock. Den Zugang konnten die Reiter nach eigenem Bedarf öffnen und schließen. Ich beschloss meine beiden gleich ein bisschen nach draußen zu lassen. Nun aber begann ich erstmal das Fell der beiden zu striegeln und meine Pferde mit Umarmungen und Küsschen zu überhäufen.

,,Hey Lilli",plötzlich schlang jemand von hinten seine Arme um meine Hüften. Ich wusste sofort, dass es mein Freund war. ,,Hey Vinc",sagte ich, drehte mich um und wir küssten uns zur Begrüßung. Das hatte ich auch vermisst!

Als wir die Pferde zurück auf ihre Ausläufe gebracht hatten, liefen Anna und ich in den Gemeinschaftsraum im Wohnhaus, wo wir den Rest unserer kleinen Clique vorfanden. Kim mit ihren Markenklamotten saß mal wieder perfekt gestylt auf dem Sofa und unterhielt sich mit Jonas, dem besten Freund von Vinc und Schwarm von Anna. ,,Hey Leute! ",rief sie, als sie uns entdeckte und wir umarmten uns zu dritt. ,,Hey Jonas",grüßte ich den Jungen und lies mich ebenfalls aufs Sofa fallen. ,,Endlich wieder hier",seufzte Anna und setzte sich auf die Armlehne. ,,Ja, endlich wieder Hausaufgaben, Arbeiten schreiben und das Zimmer mit Chaoten teilen, bei denen es nicht einmal etwas bringen würde, jeden Tag aufzuräumen",mischte sich meine Zimmergenossin Sofie ein. ,,Sofie, wie sehr ich dich doch vermisst habe",meinte ich ironisch und sie erwiederte lächelnd:,,Ganz meinerseits, Lilli Weber. " Sofie konnte eigentlich richtig nett sein, aber meistens war sie ziemlich überheblich und oft zickig. Aber ich denke, das lag daran, dass ihre Eltern sie hierher abgeschoben hatten, immer Bestleistung erwarteten, aber ansonsten kein Interesse an ihr zeigten. Sofie kassierte Geld, mit dem sie nur zum Teil etwas anfangen konnte, doch das, was sie von ihren Eltern am nötigsten gebrauchen konnte, bekam sie nicht. Liebe.Ich nahm ihr daher ihre Zickereien und fiesen Sprüche meist garnicht mehr übel, sondern bemitleidete sie eher.

Am Abend ging ich schon gegen zehn Uhr schlafen, denn am nächsten morgen müsste ich gleich früh aufstehen. Da Royal umsonst hier stehen durfte, musste ich jeden Morgen beim ausmisten und füttern helfen und außerdem immer die Paddocks meiner Pferde selbst säubern.

Sofie lies wie immer um Punkt zehn Uhr die Rolladen runter, setzte ihre Schlafmaske auf und kuschelte sich in ihre Kissen. Ich las noch kurz ein bisschen, bevor auch ich mich schlafen legte.

Mein Wecker klingelte und ich war sofort hellwach. Schnell zog ich mich an und lief runter zum Stall. Ich startete meine Fütterungsrunde und kuschelte kurz mit meinen beiden Pferden, bevor ich begann, die mir zugeteilten Boxen sauber zu machen.

Als ich endlich fertig war, sprang ich unter die Dusche und traf mich anschließen mit Anna, Kim, Jonas und Vinc in der Cafeteria zum Frühstück. Die Jungs und Kim gingen schon etwas früher, da sie auch zum Fußballteam der Schule gehörten und heute ein Spiel hatten.

Als sie weg waren, hielt mir Anna ihr Handy unter die Nase. ,,Hier, lies das mal!! Jonas hat mir in den Ferien geschrieben",sagte sie aufgeregt. Ich las gespannt die Nachrichten: Hey - hey Jonas :) wg? -ganz gut :D freue mich aber euch alle nach den Ferien wieder zu sehen, auch wenns nur eine woche ist ;) - Ja, ich mich auch :) - Okay, die frage hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber....- Was?- ach nix-komm, jetzt musst dus auch sagen- ne...-Jonas!!!!Sag jetzt!!!- okay: also hast du einen Freund? - Warum fragst du? :P - Nur so... - Nein, hab keinen :/ - okay -  Ich konnte mich nicht zurück halten und musste total anfangen zu lachen. Das hörte sich nach verliebten Fünftklässlern an, die nicht wussten, was sie ihrem schwarm schreiben sollten. Anna sah mich verwirrt an. ,,Was denn?",fragte sie. ,,Naja, das hört sich eben lustig an, aber irgendwie ist es ja süß",meinte ich, immernoch lachend. Anna sah mich etwas beleidigt an, aber als ich sie nach machte, musste sie lachen und schlug mir gespielt wütend auf den Oberarm. ,,Man Lilli, du bist sowas von scheiße!",meinte sie und schien als wüsste sie nicht, ob sie jetzt lachen, oder weinen sollte.

Nach dem Essen hatten wir noch kurz Zeit bis zum Unterricht. Anna und ich liefen ein bisschen draußen auf dem Innenhof herum, als plötzlich ein riesiges, schwarzes, blank poliertes Auto mit einem genauso edlen und riesigen Pferdehänger die Einfahrt hinunter brauste und auf dem Parkplatz schliddernd zum stehen kam. Wir warfen und nur einen Blick zu und rannten gleichzeitig durch den fast vollständig geschmolzenen Schnee. Beim Parkplatz angekommen, sahen wir einen älteren Herrn aussteigen und hinten einen Jungen, der etwas älter als wir aussah. ,,Hallo, suchen sie jemanden? ",fragte ich freundlich den älteren. ,,Ne, ich muss nur schnell das Pferd in den Stall bringen und dann sofort wieder los. Mein Sohn kann sich wohl selbst nach seinem Zimmer erkundigen",meinte dieser nur. Aha, der Junge war also sein Sohn und neu hier an der Akademie. Er kam nun auch um das Auto herum gelaufen und sah mürrisch auf den Boden. ,,Können wir ihnen beim ausladen helfen?",fragte Anna. ,,Ne, das kann der selbst",meinte der Alte wieder und der Junge brummte irgendetwas vor sich hin. Er öffnete die Hängerklappe und stieg hinein, nur um gleich darauf mit einem wunderschönen Friesen wieder heraus zu kommen. Das Pferd passte perfekt zu dem Jungen. Dieser hatte nämlich auch schwarze, allerdings kurze Locken , braune, fast ebenso schwarze Augen und reine, sonnengebräunte Haut. ,,Wo soll er hin?",brummte der Junge. Anna und ich zeigten ihm den Stall und als wir zu dritt zum Parkplatz zurück kamen, standen dort nur noch zwei riesige Reisetaschen im braunen Schneematsch. Der Mann war einfach davon gefahren. ,,Ich bin übrigens Anna",meinte meine beste Freundin und auch ich stellte mich vor. ,,Giulio",murmelte der Junge, nahm seine Taschen und stapfte ohne ein weiteres Wort Richtung Wohnhaus.

heyho ! der zweite Teil der Reitakademie Haagen ist schon da :D ich hoffe, es gefällt euch genauso gut, wie der erste teil. Viel Spaß beim lesen und bis bald, lg firejoy :*

Reitakademie Haagen - neues Jahr neues GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt