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Kapitel 62

Harry holt gerade Theia aus dem Kindergarten. Er wusste, dass ich meine Entscheidung durchsetzen würde. Tatsächlich denke ich aber darüber nach, was mich eigentlich dazu gebracht hat so schnell meine Sachen zu packen und zurück zu meinem Vater zu gehen. Ich weiß es nicht mehr, ich habe mich aber schon auf die Entscheidung festgebissen.

"Bist du dir wirklich sicher?", fragt er bestimmt zum gefühlten tausendsten Mal. Jedes einzige Mal denke ich erneut darüber nach, ob ich vielleicht doch lieber noch mehr darüber nachdenken soll. Schließlich habe ich mich erst heute morgen entschlossen, dass es nicht gut ist wenn ich bei ihm wohne. Nicht weil ich die Zeit mit ihm nicht genieße, sondern weil ich nicht will, dass irgendwer unsere Beziehung zerstören kann, da er unerwartet bei Harry auftaucht. Seine Hand liegt auf meinem Oberschenkel. Ich starre sie eine Weile an. Seine ständige Wärme wird mir fehlen, aber wir werden uns auch noch so oft genug sehen, weshalb ich nicke und warte, dass er endlich losfährt um es mir nicht noch schwerer zu machen. Ich schweige. Es ist feige von mir, dass ich ihn so damit konfrontiert habe. Da mich die Unsicherheit immer mehr einholt steige ich so schnell wie möglich aus. Harry trägt mir die Tasche die Stufen zur Haustür hoch.

"Willst du noch hier bleiben?", frage ich ihn dann. Ich gebe nach. Ich will, dass er bei mir bleibt. Er muss ja nicht sofort gehen und außerdem kommt hier bestimmt keine Scarlett Evans hin.

"Mach es mir nicht noch schwerer Gaia...", antwortet er dann letztendlich. Harry ist sichtlich fertig und das tut mir unendlich Leid, so habe ich mir das Ganze auch nicht vorgestellt. Er fährt mir durch die Haare und kommt mir näher, "Ich hole dich morgen früh ab.."

Dann nimmt er mich in den Arm und zieht mich an ihn ran. Ich weiß, dass es das letzte Mal für heute sein wird. Es tut schon weh zu wissen, dass er mir heute Nacht nicht diese Wärme schenken kann, aber ich bin selbst Schuld. Es wird besser so sein. Hoffentlich. Seine Lippen berühren dann langsam meine, aber es hält nicht lange an, da Theia auch noch hier ist. Eigentlich bin ich froh, dass sie hier ist, sonst würde es uns noch schwerer fallen, so wie Harry sagt. Er hat Recht. Verdammt Recht. Jetzt kann ich aber meine Tasche nicht mehr nehmen und sie in sein Auto legen. Es wird aber alles wieder normal, wie bevor ich Harry getroffen habe; naja nur der Fakt, dass wir zusammen sind ist anders. Wir werden uns aber an die neue Situation gewöhnen müssen. Schließlich ist es nicht normal, dass ich als siebzehnjährige schon ausgezogen bin oder noch besser sogar rausgeschmissen wurden bin und bei meinem Freund, der auch zeitgleich mein Lehrer ist, wohne. Harry verabschiedet sich von Theia und mir. Er macht keine große Sache draus, es fällt ihm zwar schwer, aber wir sehen uns in ein paar Stunden wieder um in die Schule zu gehen. Er läuft zu seinem Wagen, dreht sich zwar noch mal um, aber ich kann es mir nicht länger ansehen, dass wir daraus einen riesigen Abschied machen. Ich sehe ihn morgen wieder, wo ist das Problem, für alle Paare ist das ganz normal, wir können auch normal sein. Mein Vater ist nicht zu Hause. Der Kühlschrank ist sperrlich gefüllt und gesäubert wurde hier auch lange nicht mehr. Ich trage meine Tasche in mein leergeräumtes Zimmer. So lange ist es auch wieder nicht her, als ich wirklich so viel wie möglich von hier mit Harry geholt habe. Es war Luxus bei Harry zu Leben. Auch wenn jetzt schon Frühling ist, merkt man, dass die richtig funktionierende Heizung fehlt. Ich mache Theia aus den letzten Resten etwas zu Abend und bringe sie anschließend ins Bett. Danach mache ich alles sauber und räume das komplette Haus auf. Ich versuche mich von Harry abzulenken. Auch wenn ich später totmüde bin, da es genug Arbeit war, liege ich lange mit offenen Augen in meinem Bett. Harry hat bis jetzt nicht auf meine Nachricht geantwortet, die ich ihm geschickt habe, nachdem er gegangen ist. Ich weiß nicht warum er auf mein "Danke für alles..." nicht antwortet. Ich weiß, dass die Entscheidung plötzlich kam, es auch nicht ganz fair ihm gegenüber ist, aber ich hoffe nicht, dass er sauer auf mich ist.

i trust my teacher. » h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt