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Dienstag.

Es regnete. Mit Abstand mein lieblings Wetter.
Ich liebte es einfach nur dem Regen zuzuhören, wie auch zuzusehen, wie er auf den Boden prasselte.
Generell war es immer ziemlich dunkel, wenn es regnete, was ich ja sowieso sehr mochte.
Ich war total der Nacht-Mensch und konnte die ganze Nacht draußen sein: wenig Menschen, ruhe und die Dunkelheit.. Was wollte man mehr?

Es war kurz nach 14:00 Uhr und ich saß an meinem Fenster und beobachtete die Menschen, welche versuchten sich vor dem Regen zu schützen und deswegen in eile durch die Straßen liefen.

Ich hatte sehr viel Zeit, was daran lag, dass ich gerade die Schule beendet hatte und echt keinen Bock hatte, mich für irgendeinen Beruf zu entscheiden um langsam mal 'erwachsen' zu werden und mein Leben in den Griff zu bekommen.

Ich werde weder erwachsen werden, noch mein Leben in den Griff bekommen, das stand fest.
Ganz ehrlich, es interessierte mich auch echt wenig.
Man ging zur Schule, um später einen guten Job zu bekommen, um dann Geld zuverdienen. Nebenbei baute der ein oder andere sich vielleicht noch seine eigene kleine Familie auf.
Und wofür? Man würde doch eh irgendwann sterben.
Und dann war die ganze Mühe umsonst und niemanden juckte es letztendlich, ob du mal existiert hast.

Nachdem ich stundenlang aus dem Fenster gestarrt hatte, es langsam dunkel wurde, jedoch immer noch regnete, beschloss ich nun auch am ersten Mal des Tages meine kleine 2-Zimmerwohnung zu verlassen.

Wieder mal mit kurzer Hose und einem oversized Hoodie lief ich durch die fast leere Innenstadt.
Wie immer bekam ich nur entweder besorgte oder verachtende Blicke von den Bürgern ab.
Ich versuchte sie nicht zu beachten und lief etwas schneller.

Seit Samstag Abend war ich nicht mehr bei dem alten, verlassenen Haus, weil ich die Befürchtung hatte, dass der Junge mit den schwarzen Haaren eventuell dort sein könnte.
Ich brauchte echt niemanden, der sich um mich sorgte, oder jemanden, der sich einmischte.
Und ich hatte das Gefühl, dass er genau das tat.

Jetzt wo ich so darüber nachdachte, fiel mir auf, dass es ganz schön dumm von mir war, einfach meinen Lieblingsplatz aufzugeben. Und das vorallem wegen einem Jungen, den weder ich kannte, noch er mich.
Mich kannte generell einfach keiner.
Wie auch, wenn ich mich nicht mal selbst wirklich kannte?

Jedenfalls beschloss ich mich kurzfrüstig dann doch dazu, zum Dach zu gehen.
Natürlich hoffte ich die ganze Zeit, dass er nicht dort war.

Ich bog rechts in den Pfad ein, der heute noch dunkler wirkte als sonst, als ich ein Pfeifen hörte.
Sofort sprang ich förmlich hinter eine Dornenhecke, um mich zu verstecken.
Auch wenn dies nur ein normaler Passant sein könnte, war ich der festen Überzeugung, dass das der Junge von Samstag war.

Das Pfeifen kam näher und als ich das Gefühl hatte, dass die Person fast direkt vor mir war, hielt ich die Luft an.
Das Pfeifen hörte für ein paar Sekunden auf.
Ich konnte die Umrisse der Person schon erkennen und war mir nun zu 100% sicher, dass er es war.
Dann lief er weiter und bog in die Straße ein, aus der ich gekommen war.

Ich atmete erleichtert aus, als ich mir sicher war, dass er nun wirklich weg war und kroch wieder hinter der Hecke hervor.
Dann joggte ich bis zu dem Haus, wobei ich mich ein paar Mal umdrehte, um nach zusehen, ob er mir irgendwie folgte, was jedoch nicht der Fall war.

Die Treppen waren dann wieder das größte Hindernis, welches ich jedoch auch überwindete.
Ich machte die Tür auf und betrat das Dach.
Alles so wie immer.
Ich lief nach vorne, wo ich immer saß und setzte mich auf meine Knie.

Erst nach ein paar Minuten, in denen ich die Luft genossen hatte, bemerkte ich eine kleine Schachtel, welche ungefähr einen Meter neben mir lag.
Ohne zu überlegen griff ich nach ihr und öffnete sie.

Ich war nicht wirklich ein neugieriger Mensch.
Jedoch lag diese Schachtel an einem Ort, den so gut wie keiner außer mir besuchte.
Deswegen interessierte mich der Hintergrund und Inhalt von ihr.

Das erste was ich sah, war ein zusammengefalteter Zettel, welchen ich in die Hand nahm und öffnete.

"Ich würde dich gerne wieder sehen.
01**********
-Yoongi"

War die Schachtel etwa von dem Jungen? 'Yoongi' hieß er?
Der wollte echt Kontakt aufbauen.
Das konnte er knicken.
Niemals würde ich mich jemandem öffnen.

Oder etwa doch?

'Geliebte, hohe Herzfrequenz, hartes, blaues Blut. Verhasste Tränen, Zeugen von verleugneten Emotionen. Möchte mich in Nichts auflösen oder zumindest meine innere Zerbrechlichkeit nach außen tragen. Ich sehe mich blass und halb daliegend, Augen wie scharf geschliffene Smaragd, den Blick, der den meinen vergeblich sucht, zeischneidend. Weiches Haar auf den Boden fließend, erhaltenes Blut mich benetzend. Gäbe es gewisse Menschen nicht, so würde ich es vielleicht wagen-
lächerlich, sich davon aufhalten zu lassen.
Aber wovon sonst?

Selbstzerstörung, schenke mir das, was sonst niemals mein Herz Streifen
wird.'

-

Hey peeps,
Wie ihr da gerade gelesen habt, werde ich ab und zu mal ein kleines Zitat von Luna Darko einfügen, da ich persönlich ihre Bücher mega feier :3
Lasst gerne Feedback da,
bis zum nächsten Kapitel, byee :)

𝐬𝐮𝐢𝐜𝐢𝐝𝐚𝐥 // 𝐦𝐢𝐧 𝐲𝐨𝐨𝐧𝐠𝐢 Where stories live. Discover now