Kapitel 30

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Hallo ihr lieben,

etwas verspätet kommt das neue Kapitel. Ich hatte leider viel um die Ohren und nicht genügend Zeit zum schreiben. Vielen Dank für eure Votes und Kommentare! :)

Es dauerte eine weitere Woche, bis Anne sich bei mir meldete und ihre Nachricht war so nichts sagend wie befürchtet.

„Können wir uns treffen?"

Eine simple Frage, die so gut wie alles bedeuten konnte. Es gab zig Möglichkeiten, die ich in meinem Kopf durchspielte. Vielleicht hatte sie es ihrem Mann gesagt, vielleicht auch nicht. Vielleicht hatte sie sich von ihm getrennt, vielleicht auch nicht. Vielleicht gibt sie mir eine Chance, vielleicht auch nicht. Ich könnte diese Auflistung bis ins unendliche weiterführen, doch es machte mich nicht schlauer. Für mich war alles offen, obwohl sie vermutlich schon ihre Entscheidung getroffen hatte. Um ehrlich zu sein, wollte ich gar nicht daran denken, was passiert, wenn sie sich gegen uns entschieden hatte. Mir war klar, dass meine Welt zusammen brechen würde, denn ich wollte mir ein Leben ohne Anne nicht mehr vorstellen. Ich ärgerte mich selbst über die starken Gefühle, die sich in der kurzen Zeit noch intensiviert hatten. Nun brauchte ich sie wie die Luft zum atmen und ich hatte Angst zu ersticken.

Wir hatten uns in dem Park bei mir um die Ecke verabredet und auch das wusste ich weder als positives noch negatives Vorzeichen zu deuten. Glücklicherweise spielte das Wetter mit, die Sonne brannte vom Himmel auf meine Armen, als ich das Haus verließ. Nervös versuchte ich meinen Schlüsselbund in meiner Hosentasche zu verstauen, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ohne wirklich darauf vorbereitet zu sein, ging ich die wenigen Schritte bis zu dem gut besuchten Park nebenan. Das Wetter hatte offenbar nicht gerade wenige Menschen vor die Tür gelockt. Die meisten saßen auf der Wiese und den Bänken verstreut und genossen die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres. Ich brauchte nicht lange, bis ich Anne auf einer der Bänke entdeckte. Ungewollt machte mein Herz einen Luftsprung, es tat so gut sie endlich wiederzusehen. Obwohl ich nicht wusste, ob dieses Gespräch für mich gut oder schlecht ausgehen wird, war ich froh darüber, sie endlich wieder in meiner Nähe zu haben und gleich ihre Stimme zu hören.
Als ich zu ihr ging und sie mich erkannte, lächelte sie zurückhaltend. Es könnte schiefgehen, ja. Aber es könnte auch endlich alles so laufen, wie ich es mir erträumte. Als ich nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war, stand Anne auf und kam mir das letzte Stück entgegen. Ihre kurzen dunklen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden, vereinzelt hatten sich jedoch schon Strähnen gelöst. Sie trug eins meiner dunkelblauen Lieblingskleider und ihre weißen Chucks - ein Anblick, den ich vor Monaten kennen und lieben gelernt hatte.

„Hallo, Hannah.", sagte sie ungewohnt schüchtern und zog mich etwas unbeholfen in ihre Arme. Vermutlich war sie sich nicht sicher, ob ich die Umarmung zulassen würde. Doch ich konnte gar nicht anders als meine Arme ebenfalls um ihren schmalen Körper zu schlingen und die Augen zu schließen. Genau hier fühlte ich mich angekommen. Ihre Arme waren mein Zuhause und gaben mir die Zuflucht, die ich so lange gesucht hatte. Hier fühlte ich mich sicher und geborgen, zumindest normalerweise. Heute hatte unsere Umarmung jedoch einen bittersüßen Beigeschmack, denn ich wusste nicht, ob es die letzte sein würde. Doch keine von uns beiden machte den Anschein sich aus den Armen der anderen lösen zu wollen. So verblieben wir länger als normal in dieser Position, bis wir uns letztendlich doch gemeinsam auf die Bank setzten.

„Wie geht's dir?", fragte sie noch immer vorsichtig.

„Blendend, Anne. Mir ging's nie besser.", sagte ich mit einem sarkastischen Unterton und fragte mich, ob sie das wirklich ernst meinte. Ich wollte mich auf keinen Fall streiten, jedoch merkte ich plötzlich die Wut der letzten Tage in mir hochkommen.

„Es tut mir leid, dass es so gelaufen ist. Ich wusste doch selbst nichts davon. Ich hätte uns niemals freiwillig in so eine Situation gebracht.", erklärte sie und ihre grünen Augen sahen mich eindringlich an.

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