Kapitel 2 | neu

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Tom hatte Recht, wenn er sagte, das man in Carlsbad eigentlich alles hatte was man brauchte.

Carlsbad lag südlich von Los Angeles und direkt am Meer, das Wetter war eigentlich immer gut. Etwas unangenehm war allerdings, dass der größte Teil von Carlsbad an einem Hang lang und mit dem Rad zu fahren doch ziemlich anstrengend war.  Vom Freibad bis zu mir nach Hause war es zwar nicht allzu weit, trotzdem atmete ich schwer und fing zu schwitzen an.

Eigentlich sollten Tom und ich uns ein Auto teilen, aber er war stärker und schneller als ich, weshalb er es so gut wie immer hatte. Also musste ich Rad fahren.

Ins Freibad zu gehen war aber schon die weniger anstrengende Lösung, denn wenn man vom Meer bis zu uns hochradeln musste, war es dreimal so schlimm.

Unser Haus lag drei Straßen von dem unserer Großeltern entfernt, also auch drei Straßen von Christy Haus. Die Gegend war nicht schlecht, die meisten Häuser waren gut in Schuss, aber sie standen wirklich nah aneinander. Wir hatten nur hinterm Haus einen kleinen Garten, aber der Platz dort wurde fast vollständig von Kendalls großem Trampolin in Beschlag genommen.

Wirklich gut war, dass mein Zimmer zu Garten hin zeigte und ich somit um diese Uhrzeit Schatten hatte. In Toms und in Calebs Zimmern, die sich hinter den beiden Dachgauben zur Straßenseite hin, befanden, war es immer ein bisschen wärmer.

Und von Hitze hatte ich heute genug. Erschöpft ließ ich mich in unsere Einfahrt rollen und stellte mein Rad in der offenen Garage ab. Dads Wagen fehlte, aber Tom war anscheinend schon zuhause. Mein Bruder war immer entweder im Fitnessstudio, am Footballfeld unserer Schule oder bei seinen Kumpels Luke und Chris. Eigentlich könnte er dort auch überall mit dem Rad hinfahren, schließlich war er der sportlichere von uns. Tat er aber nicht. Leider. 

Ich ging zur Haustür und sperrte auf, dann stolperte ich beinahe über Kendalls Schuhe, die mal wieder mitten im Weg lagen. Genervt kickte ich sie unter den Schrank und schrie: „Ich bin zu Hause", so wie es meine Brüder und ich immer taten. Manchmal war dies die einzige Kommunikation zwischen uns. Das waren die guten Tage, denn das hieß auch, dass wir uns nicht stritten. 

„Bin in der Küche", schrie Tom.

Gab es was zu essen? Wieso sonst sollte er in der Küche sein? Ich machte mich also ebenfalls auf den Weg dorthin, das Radfahren war anstrengend und ich hatte schon wieder Hunger. Mein großer Bruder lehnte an der Küchentheke und starrte auf sein Handy, offensichtlich hatte er sich für eine Party hergerichtet.

Wann trug er sonst schon ein Hemd? Er hatte mal ne Phase, in der er nur in Boxershorts rumlief, was ihm Caleb und Kendall dann nachmachten. Das führte dazu, dass sich Christy zu dieser Zeit wirklich oft bei mir zuhause aufhielt, aber irgendwann hatte Dad dann ein Machtwort gesprochen. Sonst würden unsere Nachbarn noch glauben, wir würden hier sonst was treiben, wenn meine Brüder so die Tür öffneten oder den Müll nach draußen brachten.

„Wo gehst du hin?" fragte ich, etwas darüber enttäuscht, dass nichts zum Essen auf dem Tisch stand.

„Party", antwortete er und  sah nicht einmal hoch, während ich die Kühlschranktür öffnete und nach etwas Essbarem Ausschau halte. Wir hatten noch ein paar Essiggurken, eine Packung Erdbeerjoguhrts und Käse. Aber ich war nicht schwanger und fand diese Kombination deshalb nicht besonders verlockend.

„Aha", sagte ich und wollte wieder gehen, doch da fiel mir das mit der Challenge wieder ein. Mein Bruder verkehrte in den gleichen Kreisen wie Austin Hayes. Womöglich war der auch auf dieser Party.

„Auf welche Party gehst du denn?" fragte ich deshalb nach.

Tom sah von seinem Handy auf und blickte mich fast schon erschrocken an. Es war durchaus ungewöhnlich, dass ich so viel Interesse an seinem Leben zeigte.

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