Kapitel 10

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Das letzte Mal das es mir so beschissen ging, war als... als keine Ahnung... ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern. Vermutlich war es irgendwann nach dem Tod meiner Mutter.


Den Sonntag hatte ich wie in Trance in meinem Zimmer verbracht und meine Stereo Anlage auf Anschlag aufgedreht. Ich konnte nicht einmal etwas essen und ich konnte eigentlich immer etwas essen. Ich wusste nicht einmal so richtig, warum es mir so schlecht ging.


War es wegen Tom, Luke oder Austin Hayes?


Ich wusste nur, dass mein Leben ohne das männliche Geschlecht wesentlich einfach wäre.


Tom merkte nicht einmal, dass es mir schlecht ging, für ihn war es normal, dass er einfach aus dem Haus ging, wenn ich zu laut Musik hörte. Mein Vater fragte mal nach, aber ich antwortete ihm, dass mir nur langweilig war und ich mir vorstellte auf einem Taking Back Sunday Konzert zu sein. Ich war mir nicht sicher ob er mir das wirklich glaubte, aber zumindest fragte er nicht weiter nach.


Irgendwann kam Kendall vorbei und brachte mir Gummibärchen und fragte vorsichtig ob ich die Musik ausschalten würde, er würde sich dann auch die Schlümpfe mit mir ansehen. Mein kleiner Bruder konnte ja nichts dafür, dass seine Geschlechtsgenossen so bescheuert waren und deshalb sahen wir dann die Schlümpfe. Dabei schlief ich dann ein, wurde aber gegen neun wieder wach, weil mir von den Gummibärchen so schlecht war. Aber ich lag einfach nur im Bett und versuchte mich gegen das schlecht sein zu wehren, ich war viel zu niedergeschlagen um ins Bad zu gehen. Außerdem hatte ich fast panische Angst davor mich zu übergeben. Ich hasse dieses Gefühl, wenn einem das Wasser im Mund zusammenlief und sich der Magen umdrehte. Irgendwann war ich tatsächlich eingeschlafen und am nächsten Morgen leider wieder aufgewacht.


Mein Vater fragte, ob ich zuhause bleiben wollte, aber ich lehnte ab. Ich wusste, dass das ein „Nachspiel" haben würde. Er würde wissen wollen, was los ist, sich Sorgen machen, dass es mir wegen meiner Mutter so schlecht ging. Ich wollte nicht, dass er sich sorgte und deshalb log ich, dass wir in Physik eine Arbeit geschrieben hatte, in der es mir richtig mies ging und ich jetzt Angst hatte sie heraus zu bekamen. Er glaubte mir oder tat zumindest so.


In der Schule wartete ich das die Zeit verging, ich vermied Augenkontakt mit allen, insbesondere mit Adam, dessen Blicke ich in jeder Mathestunde an mir kleben spürte. Austin Hayes sah ich nur Dienstagmittag, als ich gerade auf den Weg zum Klo war um mich dort zu verkriechen. Er unterhielt sich mit einer Brünetten, doch als er mich sah hörte er auf zu sprechen und glotzte mich an. Einen kurzen Moment lang keimte in mir die Hoffnung auf, dass er sich von dem Mädchen abwenden würde und zu mir zu kommen. Ich wollte nicht einmal, dass er mich küsste oder so, ich wollte einfach nur seine Stimme hören und wissen, dass wir uns immer noch verstanden.


Was war eigentlich sein verdammtes Problem?


Sollte es ihm nicht egal sein, was Tom sagte?


Tom war nicht mal mehr auf unserer Schule und er hatte doch sowieso schon so viel Zeit mit mir verbracht ohne, dass irgendetwas passiert war. Auch wenn Tom oft ein riesen Arsch war und die Sache mit Luke immer noch unvorstellbar war, konnte ich mir nicht vorstellen, dass er Austin Hayes bei der nächstbesten Gelegenheit ähnlich vermöbelte. Luke war sein bester Freund, ein bisschen konnte ich schon verstehen, dass er das jetzt nicht so toll fand. Streng genommen haben wir ihn ja auch angelogen, wobei das natürlich in keinster Weise seine krasse Reaktion entschuldigt.

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