59. Kapitel

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„Nein", antwortet er mir nach einigen Sekunden nachdenklich, „Ich hasse dich nicht. Natürlich finde ich es nicht gut, dass du mich belogen hast. Ob ich dir vertrauen kann ich jetzt nicht sagen."

„Danke", ich atme erleichtert auf und zaubere damit ein Lächeln auf Kilians Gesicht.

„Wofür?", fragt er mich lächelnd.

„Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du jetzt gesagt hättest, dass du mich hassen würdest", erkläre ich ihm.

Er nickt einfach nur lächelnd, ehe er erwidert: „Du bist meine Mate. Ich könnte dich nie hassen."

„Du hast am Anfang ja nicht wirklich gezeigt, dass ich deine Mate bin", meine ich, wobei ich ihm einen giftigen Blick zu werfe. Er weiß auch sofort, wovon ich spreche und sieht verlegen zu Boden.

„Ja, ich glaube, deswegen muss ich mich auch noch bei dir entschuldigen. Leider habe ich auch keinen wirklich heldenhaften Grund, warum ich es verschwiegen habe. Mir war schon immer sehr wichtig, dass mein Vater stolz auf mich ist, seit dem Tod meiner Mutter. Und als ich dich getroffen hatte und dich für einen Mensch gehalten hatte, hatte ich Angst, dass mein Vater dich nicht akzeptieren würde, weil er eine nicht sehr hohe Meinung von Menschen hat", erzählt er mir. Jetzt bin ich diejenige, die verlegen zu Boden schaut.

„Ich glaube, ich sollte dir etwas erzählen. Erinnerst du dich noch, als du in das Gespräch zwischen deinem Vater und mir geplatzt bist?", erkundige ich mich bei ihm.

Er überlegt kurz, ehe er nickt und mich fragend ansieht: „Worüber habt ihr gesprochen?"

Ich hole einmal tief Luft, ehe ich ihm antworte: „Dein Vater hat mir gedroht, dass ich dich nie wieder sehen würde, wenn ich ihm nicht helfe, dich zu manipulieren. Wieso genau manipulieren, kann ich dir nicht sagen. Und na ja, grade eben wollte er ..."

„Was wollte er?", fragt Kilian mich eindringlich, wobei ich den Hass in seiner Stimme heraushöre.

„Er wollte meine Antwort hören und hat mein Schweigen als Nein gewertet und wollte mich jetzt gerade eben von seinen Iota umbringen lassen", erzähle ich ihm die ganze Wahrheit und es tut gut, ihm das alles zu erzählen. Sofort verfinstert sich der Gesichtsausdruck von Kilian und er blickt wütend in die Leere.

„Ich werde ihn umbringen", knurrt er, wobei ich es ihm sofort glaube, dass er es tun würde.

„Nein", reiße ich ihn aus seinen Gedanken, „Du wirst ihn nicht umbringen." Eindringlich sehe ich ihn an und wir beide liefern uns ein Blickduell.

„Okay, ich werde ihn nicht umbringen. Aber wieso schützt du ihn?", erkundigt er sich bei ihm.

Ich zucke einfach mit den Schultern und erwidere: „Keine Ahnung. Ich finde es einfach falsch, wenn ein Sohn seinen eigenen Vater umbringt. Das löst absolut keine Probleme." Er nickt einfach nur verständnisvoll und wir beide schweigen ein paar Sekunden.

Schließlich fragt Kilian mich vorsichtig: „Sollen wir vielleicht wieder zurückgehen? Die anderen werden bestimmt schon nach uns suchen."

„Ja und ich muss dringend noch mit Lenya reden", füge ich noch hinzu und wir gehen los.

„Sie bedeutet dir viel, oder?", fragt er mich mit einem leichten Lächeln.

„Ja, ich habe keine Ahnung, wieso, aber in dieser kurzen Zeit habe ich sie schon liebgewonnen", antworte ich, während ich an Lenya denken muss. „Können wir vielleicht eben kurz bei mir vorbeischauen? Ich würde mich gerne wieder verwandeln", frage ich ihn, als wir den Waldrand erreichen. Als er nickt, übernehme ich die Führung und wir gehen zu mir nach Hause. Dort verwandel ich mich schnell und ziehe mir ein paar Sachen an. Gedankenverloren schweift mein Blick zu meinem Handgelenk, wo man das Alpha-Zeichen deutlich erkennen kann. Ich nehme nochmal meinen Mut zusammen und verlasse das Haus, wo vor der Tür schon Kilian wartet. Auch er hat sich zurückverwandelt, wobei ich absolut keine Ahnung habe, woher er die Kleidung hat.

„In dem Gartenhaus da vorne lagern wir neue Kleidung in allen möglichen Größen und darauf kann auch jeder zugreifen, falls man jetzt nicht direkt neben seinem Haus gelandet ist", erklärt er mir, wobei er auf eine kleine Hütte deutet, die neben einem anderen Haus steht. Bisher dachte ich immer, diese Hütte gehörte zu dem Haus. „Also, bist du bereit?", fragt er mich, wobei er mich erwartend ansieht. Ich zögere kurz, ehe ich ihm lächelnd zunicke. Alles wird gut, versuche ich, mich zu beruhigen. Vorsichtig folge ich Kilian, der zielstrebig vorausgeht.

„Können wir vielleicht vorher beim Heilerhaus vorbeischauen? Ich würde den anderen gerne sagen, dass wir aufgeflogen sind", erkläre ich ihm. Er zögert kurz, ehe er nickt. Also schlagen wir einen anderen Weg ein und nach einigen Minuten erreichen wir das Heilerhaus.

Nachdem wir geklingelt, öffnet uns auch direkt Ter die Tür. Ich sehe sofort die Verwirrung in seinem Gesicht. „Ich musste den Zauber brechen", erkläre ich ihm.

Er schüttelt den Kopf und meint: „Das meine ich nicht. Ihr beide?", immer noch verwirrt sieht er zwischen mir und Kilian hin und her.

„Das erkläre ich dir später", antworte ich ihm schnell, „Ich muss jetzt aber noch eben schnell etwas erledigen." Ter nickt mir einfach nur aufmunternd zu und er schließt die Tür.

„Okay, wie kommen wir von hier zu dem Marktplatz?", erkundige ich mich bei Kilian, da ich mich in diesem Dorf nicht wirklich zurechtfinde. Er zögert einen kurzen Moment, ehe er mir deutet ihm zu folgen. Schließlich erreichen wir den Marktplatz. Wieder liegen alle Blicke auf uns, doch ich ignoriere diese. Stattdessen suche ich mit meinen Blick nach Lenya, die ich schließlich auch sehe. Sie sieht mich hingegen in erster Linie geschockt an. Vorsichtig gehe ich auf sie zu, wobei ich gespannt auf ihre Reaktion warte.

Die weiße AlphaDonde viven las historias. Descúbrelo ahora