33.Kapitel

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Ich habe absolut keine Ahnung, was ich erwartet habe, doch das ganz sicher nicht. In der Schachtel liegt ein Buch. Es ist nicht ganz so groß, wie die ganze Schachtel und ist mehr als nur verstaubt.

Fast bin ich sogar ein bisschen enttäuscht. Klar, in den meisten Büchern gibt es immer diese alten Bücher, die so alt und verstaubt sind, aber dann auch noch gleichzeitig geheimnisvoll und wundervoll geschrieben. Das hier scheint nur Ersteres zu sein.

„Vielen Dank", meine ich, wobei ich versuche, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Marian nickt einfach nur lächelnd. Plötzlich kommt mir eine Idee.

„Marian?", fragend sehe ich sie an. „Ja, was bedrückt dich?", verständnisvoll sieht sie mich an. „Also ich könnte deinen Rat gebrauchen. Besser gesagt eine Freundin, die mich um Rat gefragt hat", erkläre ich ihr, wobei ich ziemlich unsicher wirken muss.

Diesmal nickt sie als Antwort einfach nur. „Meine Freundin hat etwas vor ihren Freunden geheim gehalten. Doch jetzt könnte genau das die Lösung für all ihre Probleme sein. Aber sie hat Angst, dass wenn sie es erzählt, dass ihre Freunde sich von ihr abwenden", erkläre ich ihr.

Innerlich hoffe ich, dass sie keinen Verdacht schöpft. „Oh, dass ist ja eine schöne Zwickmühle, in die sich deine Freundin da gebracht hat", bemerkt Marian. „Ja und genau deswegen hat sie mich um Rat gefragt, aber ich weiß selber nicht so genau, wie ich mich entscheiden würde", erwidere ich.

„Weißt du, manchmal schaden zu viele Geheimnisse. Auf der anderen Seite können ein paar wenige Leben retten", rät Marian mir. Ich nicke einfach nur, obwohl mir diese Antwort nicht wirklich weiterhilft.

„Ich sollte jetzt so langsam auch mal wieder gehen", verabschiede ich mich von ihr und stehe auf. Doch kurz bevor ich die Tür erreiche, fragt Marian mich: „Sag, wie geht es eigentlich deinem Vater?"

Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Am liebsten würde ich mich umdrehen und sie mit Fragen bombardieren, woher sie die Wahrheit kennt. Den genau das bedeutet dieser Satz.

Nie hätte ich gedacht, dass so ein Satz eine solche Wirkung auf mich hätte. Wie erstarrt bleibe ich stehen. Ich kann mich nicht bewegen.

„Du wolltest doch gehen?", erinnert Marian mich und reißt mich aus meiner Starre. Und schon wieder bedeutet dieser Satz mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Sie weiß, dass ich jetzt weiß, dass sie es weiß. Dass sie mein Geheimnis kennt.

Ohne zurückzublicken, verlasse ich den Raum und gehe wieder die Treppe hinunter. Nebenbei bekomme ich auf meinem Handy eine Nachricht. Wir sind übrigens wieder da. Möchtest du gleich mal vorbeikommen? -K. Als ich die Nachricht lese, kann ich mein Lächeln nicht mehr verbergen. Auf einmal kommt mir eine Idee. Schnell tippe ich meine Antwort ein.

Nachdem ich die Nachricht abgeschickt habe, betrete ich das Wohnzimmer, wo Newt, Lenya und Kilian immer noch sitzen. „Hey, Newt. Eben wolltest du mir doch was zeigen. Was hälst du davon, wenn wir jetzt mal losgehen?", er versteht sofort, was ich von ihm will und steht auf.

„Lenya, ich bin mal eben mit Newt weg. Ich komme gleich direkt zu dir nach Hause", informiere ich sie, bevor Newt und ich das Heilerhaus verlassen. „Wo gehen wir hin?", erkundigt sich Newt bei mir, nachdem wir schon ein paar Minuten gegangen sind.

„Eine Überraschung", meine ich einfach nur, wobei ich mir das Grinsen verkneifen muss. „Du bist blöd", meckert Newt, wobei er dabei einen so süßen Gesichtsausdruck hat, dass ich mir das Lachen nur noch mehr verkneifen muss.

„Und jetzt hör endlich auf zu lachen", meckert er weiter. „Okay", meine ich mit einem Schulterzucken, „Von mir aus, müssen wir auch nicht dorthin, wo wir hingehen. Aber wenn du wüsstest, wo wir hingehen, würdest du mich hassen, wenn ich dich nicht dorthin bringe."

Newt wirft mir einen beinahe schon verzweifelten Blick zu: „Wieso bin ich nochmal so abhängig von dir?" „Keine Ahnung", murmel ich und wir legen den Rest des Weges schweigend zurück.

Schließlich bleiben wir vor einem Haus stehen. „Dein Haus?", erkundigt Newt sich bei mir. Ich schüttel einfach nur den Kopf. „Und was wollen wir dann hier?", fragt er mich schon fast genervt.

„Jetzt hör auf rumzumeckern, sonst können wir gleich wieder gehen", schnauze ich ihn an. Bei meinem etwas härteren Tonfall zuckt er kurz zusammen. „Tschuldigung. War alles nicht so gemeint", entschuldigt er sich bei mir, wobei ich so langsam ein schlechtes Gewissen bekomme.

„Nein, ich muss mich entschuldigen, dass ich dich so angefahren habe", meine ich. „Schon in Ordnung. Ich verzeihe dir", sagt er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

„Okay, bevor wir den ganzen Tag hier herumstehen, klingel doch mal", fordere ich ihn auf. Er nickt einfach nur, ehe er ein paar zögernde Schritte auf die Haustür zu macht. Ich merke, wie er nochmal tief Luft holt, ehe er auf die Klingel drückt.

Es dauert ein paar Sekunden, ehe eine Person die Tür öffnet. Die zwei brauchen einen Moment, bis sie sich erkennen und keine Sekunde später liegen sie sich in den Armen.

Die weiße AlphaWhere stories live. Discover now