Kapitel 33

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Die kleine zierliche Person die dort vor mir stand, war tatsächlich Lucy. Ich traute meinen Augen nicht, ich war in einer Art Schockstarre, aus der ich mich nicht befreien konnte. Eine Träne lief meine Wange hinunter.

Sie kam auf mich zu gelaufen. Ich ging in die Knie und als ihre kleinen Arme mich umschlossen, drückte ich sie fester an mich.

"Wieso hast du mir nie erzählt, wie schlecht es dir Zuhause geht?" Brachte ich mit einem leisen Schluchzer hervor.

"Ich wollte es niemandem erzählen, tut mir leid. Aber jetzt geht es mir gut." Ihre Stimme war nur ein Flüstern, aber ich verstand jedes Wort.

"Aber jetzt gibt es keine Geheimnisse mehr, okay?"

"Versprochen."

Ich blickte hoch zu Elijah, der ein leichtes Lächeln auf den Lippen trug.

"Also Lucy, warum bist du nicht bei den anderen?"

Elijah kniete sich zu uns hinunter. "Ich musste kurz auf die Toilette und da habe ich dich und Avery gesehen. Danke, dass du es ihr erzählt hast."

Sie zog nun auch Elijah in eine Umarmung, die er erwiderte. "Kein Problem Süße. Komm wir gehen wieder zurück zu den anderen, damit ich sie dir auch vorstellen kann."

Ich folgte ihm und Lucy in den letzten Raum. Lucy ging vor uns und trat als erste in den Raum ein. Es standen genau acht Betten dort, auch wenn im Moment nur sechs davon belegt waren.

Drei Mädchen und drei Jungs lagen der Reihe nach in ihren Betten, die mit dem Kopfende an die Wand geschoben waren. Ihre Augen lagen nun alle auf Elijah und mir.

Ein junger Mann der auch nicht viel älter als Elijah zu sein schien, saß auf einem Stuhl und hatte ein Buch in der Hand. Doch auch seine Augen lagen schon lange nicht mehr auf dem Kinderbuch.

"Da bist du ja endlich! Ich sitze hier schon seit einer Stunde. Die Kinder geben einfach nicht nach."

Der junge Mann wandte sich verzweifelt an Elijah, der aber nur ein tiefes Lachen für ihn übrighatte.

"Du musst konsequenter werden, Mason."
Das war also Mason. "Und wer ist diese Schönheit hier neben dir?"

Elijahs Blick wechselte sofort zu einem eher genervten Gesichtsausdruck. "Musst du dich gleich immer an alle Mädchen ranmachen?"
Das Grinsen auf Masons Lippen, ließ mich sofort unwohl fühlen. "Sicher doch, wenn sie so hübsch sind."
"Übertreib es nicht Mas.",knurrte der junge Mann neben mir.

"Ich bin Avery." Höflicherweise hielt ich ihm meine Hand hin, die er aber nur mit einer Augenbraue in die Höhe gezogen, begutachtete.
"Ich bin Mason, aber das weißt du ja schon."

Er ignorierte noch immer meine ausgestreckte Hand und ich nahm sie herunter. Er war mir nicht gerade sympathisch.
"Das ist also Avery. Du hast nicht untertrieben."
Untertrieben. Anscheinend sprach Elijah nicht selten von mir und das, machte mich irgendwie glücklich. Ich verhielt mich erneut wie ein kleines Kind. Er hatte nur von mir gesprochen, kein Grund gleich auszurasten.

"Ja. Das ist sie."
Auch Elijah schien die Situation immer unangenehmer zu werden. Ich konnte es nicht fassen, der starke, große Elijah, war verlegen und das wegen mir.

Damit würde ich ihn noch später aufziehen. So oft wie er mich schon mit seinen Sprüchen genervt hatte, so konnte ich es ihm jetzt ein wenig zurückgeben.
"Also, ich stelle dir mal die Kinder vor."
Er hatte schnell das Thema gewechselt, wofür ich ihm zu diesem Zeitpunkt sehr dankbar war.

"Also das ist Tyler."

Er zeigte auf einen kleinen Jungen, der auf dem Bett ganz links am Rand saß. "Er ist seit eineinhalb Jahren bei uns und unser schlauer Kopf."

Tyler nickte nur sehr schnell und schaute dann verlegen in die andere Richtung. Süß der Kleine.
Er wies auf einen weiteren Jungen.

"Das ist Luis. Er ist der Laute, der mich schnell zur Weißglut bringt."
Luis lachte, als Elijah ihm durch die Haare wuschelte.
"Er ist schon seit zwei Jahren bei uns."

Er sah ein bisschen älter als Tyler aus, aber beide waren nicht älter als zehn Jahre.
"Und der letzte Junge in der Runde ist Keaden."
Der Junge der dort auf dem Bett saß war mindestens dreizehn. "Er ist der Casanova und auch der Älteste. Er ist schon seit vier Jahren bei uns."

Der Junge zwinkerte mir zu, aber es war ein süßes Zwinkern, weshalb auch ich ihm spaßeshalber zurück zwinkerte.
"Jetzt kommen wir zu den Mädchen."
"Das ist Liz. Aber sie hast du ja schon unten kennengelernt." Das kleine Mädchen von vorhin saß nun Bettfertig in ihrem kleinen Bettchen und blickte mich mit ihren großen Augen an.

"Sie ist die kleine Diva. Manchmal jedenfalls. Aber sie kann auch sehr lieb sein, nicht wahr, Liz?"
Sie nickte. "Ja. Manchmal." Auch sie war zum Anbeißen süß.
"Sie ist seit einem Jahr bei uns."

Wir gingen über zu einem sehr jungen Mädchen. Sie war sehr klein und hatte eine Narbe an ihrer Wange. Sofort malte ich mir aus, was ihr passiert war, doch schüttelte den Gedanken schnell wieder fort.

"Das ist Olivia. Aber wir alle nennen sie Lia. Sie ist die Jüngste in der Runde. Sie ist die kleine Prinzessin hier."

Elijah kitzelte sie am Bauch und auch sie lachte auf. Elijah konnte gut mit Kindern. Das war schon einmal ein Pluspunkt.

"Sie ist erst seit einem halben Jahr bei uns."

"Und dann gibt es noch Lucy. Aber ihr kennt euch ja schon. Ich denke, ich muss euch nicht vorstellen."

Auch Lucy lag in ihrem Bett. Ihre Hände lagen oberhalb der Decke und sie lächelte. Sie war glücklich hier und das war die Hauptsache.

Tattooed Monster Where stories live. Discover now