An deiner Seite || Captain America 2 [Band 5]

Kapitel 7

11th January, 2014

Ich klopfte verzweifelt an die Scheibe der Terrassentür und kurz darauf erschien ein verwirrter Sam Wilson.
»Hey, Mann«, sagte er, als er Steve erkannte.
»Das hier tut mir wirklich leid«, sagte dieser. »Wir müssen irgendwo untertauchen.«
»Alle, die uns kennen, wollen uns töten«, meinte Natasha.
Sam sah uns an. »Nein, nicht alle.«
Er ließ uns rein, schloss hinter uns die Tür und zog den Rollladen herunter. Natasha ging es bereits besser. Sie hatte nicht viel abbekommen, dennoch war sie von uns dreien die Schwächste, wenn man es auf das menschliche Wesen bezog.
Wir machten uns im Bad sauber. Meine nassen Haare hingen mir ins Gesicht und energisch wischte ich sie weg. Genervt stöhnte ich auf, als sie wieder nach vorn rutschten und kleben blieben, und verzweifelt umgriff ich den Waschbeckenrand.
»Hey, alles in Ordnung?«, fragte Steve, der ins Bad gekommen war. Er trug ein Top und seine Hose, ebenso wie meine Sachen gezeichnet vom Staub und Dreck.
Natasha saß im Nebenzimmer auf Sams Bett.
»Ja ...«, sagte ich und ließ den Kopf sinken. Kurz darauf schüttelte ich ihn und wandte mich Steve zu. »Nein ... Ich meine ... Was läuft hier, Steve?«
Er seuzfte. »Das wüsste ich auch gern ...«
»In den letzten Monaten habe ich so viel über Hydra gehört und nie verstanden, was das ist, und jetzt auf einmal, wo ich dachte, ich's verstehe, verwirrt es mich mehr als zuvor. S.H.I.E.L.D. ist Hydra? Oder zumindest größtenteils? Ich habe die ganze Zeit für Verbrecher gearbeitet?«
»Das haben wir alle.«
»Ich dachte, ich tue Gutes, helfe den Menschen, rette Leben, und dann erfahre ich, dass ... dass alles umsonst war?«
Steve kam auf mich zu. »Alle Leben, die du, ich, Tony oder wer auch immer gerettet haben, waren es wert, klar? Es war es wert, dass wir gekämpft haben. Wir haben für das Gute gekämpft, Enna.«
»Wie sicher kannst du dir da sein, Steve? Vielleicht haben wir auch die Befehle von ... von dieser Organisation, Hydra, befolgt. Die ganze Zeit.« Hilflos sah ich ihn an. »Ich weiß einfach nicht mehr, was richtig und was falsch ist, Steve.«
Mitfühlend sah er mich an. »Ich auch nicht ...«
»Hey, Leute«, erklang auf einmal Sams Stimme, »ich hab euch Frühstück gemacht. Falls ihr so was überhaupt esst ...«

»Die Frage lautet, wer kann bei S.H.I.E.L.D. Raketenangriffe im eigenen Land anordnen?«, fragte Natasha in die Runde, als wir am Tisch saßen.
»Ein hohes Tier auf jeden Fall«, sagte ich. »Fury ist tot. Also, wer bleibt?«
»Pierce«, sagte Steve.
Natasha lief auf und ab. »Der zufällig ganz oben im sichersten Gebäude der Welt sitzt.«
»Aber er arbeitet nicht allein. Zolas Algorithmus war auf der Lemurian Star.«
Natasha sah uns an. »Genau wie Jasper Sitwell.«
Steve dachte kurz nach, dann nickte er. »Dann lautet die Frage, wie entführen die drei meist gesuchten Menschen in Washington einen S.H.I.E.L.D.-Offizier am hellichten Tag?«
»Die Antwort lautet, gar nicht«, sagte Sam und legte Steve eine Akte auf den Tisch.
»Was ist das?«
»Nennen wir's 'ne Bewerbung.«
Natasha nahm das Foto, welches auf der Akte lag. »Ist das Bakhmala? Die Khalid Khandil Mission? Das warst du?« Sie wandte sich an Steve. »Du hast nicht erwähnt, dass er Rettungsspringer ist.«
Auf dem Foto waren Sam und ein anderer Mann zu erkennen.
»Ist das Riley?«, fragte Steve.
Sam nickte.
»Ich hörte, Hubschrauber waren nicht möglich wegen der RPGs«, sagte Natasha. »Habt ihr Tarnfallschirme benutzt?«
»Nein.« Sam ergriff die Akte und reichte sie Steve. »Die hier.«
Als der Mann diese öffnete, zog er die Augenbrauen hoch. »Hast du nicht gesagt, du wärst Pilot?«
Sam schmunzelte. »Ich hab nie was von Pilot gesagt.«
Steve schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht von dir verlangen, Sam. Du hattest 'nen Grund, auszusteigen.«
»Nein. Captain America braucht meine Hilfe. Der beste Grund, wieder einzusteigen.«
Steve nickte. »Und woher kriegen wir so 'n Ding?« Er hob die Akte hoch.«
»Das letzte ist in Fort Meade, hinter drei bewachten Toren und einer dicken Stahlwand.«
Natasha zuckte mit den Achseln und Steve nickte. »Gut, kein Problem.«

Wir beobachteten Jasper Sitwell aus der Ferne, wie er sich gerade von einem Mann verabschiedete. Er war beschützt von S.H.I.E.L.D.-Offizieren.
Sam rief ihn an, mit einer leichten Trick von Natasha - die Nummer so umstellen, dass Sitwell dachte, Pierce, der der Secretary von S.H.I.E.L.D. war, riefe ihn an.
Sam sagte Sitwell, was er zu tun hatte, wir bereiteten uns vor. Mit einem Laserpointer getarnt als Sniper saß er bald bei uns im Auto und kurz darauf hatten wir ihn auf ein Dach gebracht, weit entfernt von allen Augen.
Steve schubste den Mann zu Boden. »Erzählen Sie uns von Zolas Algorithmus«, wies der Captain an.
Hastig erhob Sitwell sich. »Nie davon gehört.«
»Was wollten Sie auf der Lemurian Star?«, fragte ich.
»Da war mir nur schlecht. Ich werd immer seekrank.«
Während wir immer weiter auf ihn zugingen, lief er rückwärts, gefährlich nahe auf den Rand des Daches zu. Bevor er stürzte, hielt Steve ihn fest.
Sitwell grinste. »Soll diese kleine Vorstellung andeuten, dass Sie mich vom Dach werfen würden? Denn das ist gar nicht Ihr Stil, Rogers.«
»Sie haben recht«, Steve strich seinen Anzug glatt, »nicht meiner ... Sondern ihrer.« Er trat zur Seite und Natasha verpasste Sitwell einen Tritt, der rücklings und schreiend in die Tiefe stürzte.
»Sag mal, was ist eigentlich mit der Kleinen aus der Buchhaltung?«, fragte die Rothaarige Steve.
»Lillian? Mit dem Lippenpiercing?«
»Ja, die ist doch 'ne Süße.«
»Ja ... Deine Idee beflügelt.«
In diesem Moment erschien Sam, der die EXO-7-Falcon-Flügel trug, und schmiss uns Sitwell vor die Füße, während er hinter uns landete. Seine Flügel klappten ein und er kam auf uns zu.
»Zolas Algorithmus ist ein Programm«, sagte Sitwell sofort, »um Ziele für Insight auszuwählen.«
»Welche Ziele?«, verlangte ich zu wissen.
»Sie, Rogers, einen TV-Star in Kairo, einen stellvertretenden Verteidigungsminister, Bruce Banner, Steven Strange - jede mögliche Bedrohung für Hydra. Heute oder in der Zukunft.«
»Zukunft?«, fragte Steve. »Woher kann es das wissen?«
Sitwell lachte. »Wie kann es das nicht?« Er erhob sich. »Das 21. Jahrhundert ist ein digitales Buch. Zola hat Hydra gelehrt, es zu lesen. Ihre Bankdaten, Krankenakten, Wahlzettel, Emails, Telefongespräche, ihre verdammten Schulnoten. Zolas Algorithmus wertet die Vergangenheit der Leute aus, um ihre Zukunft vorherzusagen.«
»Und was dann?«, fragte ich. »Was passiert dann?«
Sitwell ließ fassungslos den Kopf sinken. »Oh mein Gott, Pierce wird mich umbringen.«
Ich packte ihn am Kragen. »Was dann?«, schrie ich. »Sagen Sie's, verdammt!«
»Dann streichen die Insight-Helicarrier die Leute von der Liste«, erklärte er. »Ein paar Millionen auf einmal.«
Ich sah ihn schweigend an, dann verzerrte sich meine Miene voller Wut und ich schlug ihm meine Faust ins Gesicht, so dass er zu Boden stürzte. »Sie mieses Schwein! Sie und Ihre Leute werden für alles bezahlen! Für alles!« Ich trat nach ihm, einige Male, doch dann wurde ich von Steve zurückgezogen.
»Hör auf, Enna!«
Verzweifelt wandte ich mich ab, die Hände über die Kopf verschränkt. Wie sollten wir das Leben so vieler Menschen retten?

1151 Wörter

Noch ein Kapitel zu Weihnachten.

Ein Frohes Fest euch allen 🎅🎄