Kapitel 1

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7th January, 2014Washington D

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7th January, 2014
Washington D.C.

Ich stieg aus dem stickigen Bus aus und sah mich um. Unzählige Menschen liefen hier herum, versuchten ihre Busse zu erreichen, zogen ihre Koffer eilig hinterher. Ich stellte meine Tasche neben mich ab und holte den Zettel aus meiner Jackentasche, den Skye mir vor meiner Abfahrt geschrieben hatte.
Caps Adresse, stand darauf. Bring mir ein Autogramm mit!
Ich musste lächeln. Skye war wirklich toll.
Mit der Hilfe einer Touristenauskunft fand ich die angegebene Adresse. Doch als ich vor dem Wohngebäude stehenblieb, durchfuhr mich ein leichtes unwohles Gefühl.
Ihr kennt euch doch nicht einmal richtig!, ermahnte ich mich selbst. Und nun stellte ich mir zwei Fragen, die gegensätzlicher nicht hätten sein können. Einerseits fragte ich mich, warum ich überhaupt hier war; ja, wir kannten uns nicht einmal richtig. Wir hatten nur Seite an Seite gegen Loki gekämpft. Andererseits wusste ich nicht, warum ich so ein ungutes Gefühl hatte. Wahrscheinlich, weil ich mich nie wieder bei Steve gemeldet hatte und nun einfach nach beinahe zwei Jahren hier erschien.
Steve war der einzige Avenger, unabhängig von Hulk, den ich nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, seit der Schlacht in New York. Er hatte mich nur nach Hause gefahren, wir hatten uns verabschiedet, und das war es gewesen - seit knapp zwei Jahren kein einziges Wort mehr.
Das war wohl der Grund, warum ich in dem Moment mit mir ring, das Gebäude zu betreten. Ich benutzte die Treppe, einfach nur, damit ich länger darüber nachdenken konnte, was ich sagen sollte. In der richtigen Etage angekommen, kam mir eine blonde Frau in Krankenhausuniform entgegen. Ihre Haare trug sie hochgesteckt, und mit gerunzelter Stirn musterte sie mich.
»Verzeihung, wenn ich Sie frage, aber wer sind Sie?«, wollte sie wissen.
»Ähm«, hilflos wedelte ich mit dem Zettel in meiner Hand, »ich bin eine Freundin von Steve Rogers. Ich wollte ihn besuchen. Wissen Sie zufällig, wo er wohnt?«
»Ah«, machte die Frau und lächelte. »Letzte Tür am Ende des Korridors. Einfach gerade zu laufen und dann sind Sie da.«
Ich lächelte zurück. »Danke.« Meine Tasche fest umklammert lief ich den Flur entlang, bis ich die besagte Tür mit der goldenen Nummer vier fand. Ich stockte. Ich konnte doch nicht einfach so klopfen und sagen: »Hey, Steve, ich bin's, Enna. Lange nicht gesehen, ich weiß. Ach, falls du's noch nicht mitgekriegt haben solltest, ich bin jetzt Tonys Adoptivtochter.«
Gott, das klang so jämmerlich.
»Entschuldigung, wollen Sie zu mir?«, erklang auf einmal eine Stimme in meinem Rücken; und sie hätte nicht unpassender kommen können.
Vor Schreck zuckte ich zusammen und ich wandte mich mit klopfendem Herzen um. Der Mann hatte sich kaum verändert. Die Gesichtszüge wirkten noch genauso jung und frisch wie vor zwei Jahren. Seine blonden Haare saßen etwas anders - vom Schnitt waren sie mehr an die moderne Zeit angepasst - und unter seinem Shirt waren deutlich seine Muskeln zu erkennen.
»Enna?«, fragte er kurz darauf, als er mich erkannte.
Ich hob zögernd die Hand und lächelte verschmitzt. »Hey, Steve. Schön, dich wiederzusehen.«
Und dann tat der Mann etwas, womit ich am wenigsten gerechnet hatte - er kam freudestrahlend auf mich zu und schloss mich in seine Arme. »Wieso hast du nicht angerufen?«
»Sollte 'ne Überraschung sein«, erklärte ich, während ich hilflos in seinen Armen lag.
Er ließ mich los. »Das ist dir gelungen.« Ohne zu fragen, ergriff er meine Tasche und schloss seine Wohnung auf. »Ist lange her. Hab 'ne Menge von dir gehört. Du wohnst jetzt bei Tony?«
Langsam folgte ich Steve hinein. »Ja, so in etwa.«
»So in etwa?« Kurz sah er mich mit einem belustigten Schmunzeln an, ehe er weiter in seine Wohnung ging.
»Lange Geschichte.«
Alles war etwas altmodischer eingerichtet. Ein Plattenspieler stand im Wohnzimmer sowie alte Sessel aus dunklem Leder.
»Schön hier«, sagte ich und Steve stellte meine Tasche auf einen der Sessel ab.
»Wahrscheinlich nichts im Vergleich zum Avenger Tower, aber, ja, es ist wirklich schön.« Er lächelte mir zu. »Willst du was trinken? Oder verspüren Halbgöttinnen keinen Durst?«
»Egal, ob Gott oder Halbgott - ich habe auch Durst«, sagte ich grinsend. »Also, ja, gerne ein Glas Wasser.«
Der Mann nickte und ging in die Küche, aus welcher ich kurz darauf den Wasserhahn hörte.
»Und? Was verschlägt dich hierher?«, fragte er, als er zurückkam und mir das Glas reichte. Mit einer Handbewegung bedeutete er mir, mich auf die Couch zu setzen, und ich ging dieser nach.
»Eine Freundin hat mich wieder in die Realität zurückgeholt«, erklärte ich nur.
Steve zog die Stirn in Falten. »Du sprichst gerne in Rätseln, oder?«
Ich lächelte leicht. »Sehr gerne.«
Einige Sekunden unerträglicher Stille vergingen, bis Steve sich erhob. »Wenn du willst, kannst du hier schlafen. Du nimmst mein Bett, ich schlaf auf der Couch. S.H.I.E.L.D. hat momentan keine Aufträge für mich. Ich hab also Zeit.«
Auch ich erhob mich. »Nein, ich schlafe auf der Couch, Steve. Das reicht vollkommen.« Der Mann wollte etwas erwidern, doch sofort hob ich den Finger. »Es wird nicht diskutiert.«
»Ich hol dir mal ein paar Decken«, sagte er deswegen und ging herüber in sein Schlafzimmer.
»Du arbeitest jetzt also für S.H.I.E.L.D.«, stellte ich fest, während ich mich noch einmal umsah.
»Ja. Seit New York.« Er kam zurück ins Wohnzimmer. »Aber es gingen Gerüchte herum, dass du jetzt ebenfalls für S.H.I.E.L.D. arbeitest.«
»Mit S.H.I.E.L.D.«, entgegnete ich nachdrücklich, »aber, ja, tue ich.«
Der Captain beäugte mich kurz, während er das Sofa rauszog. »Und, was erledigst du so für Aufgaben?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Mal dies, mal das. Unterschiedlich. Hauptsächlich Außeneinsätze, um die bösen Jungs hinter Gitter zu bringen.« Ich lächelte aufgesetzt - Steve durfte nicht erfahren, dass Coulson lebte; das hatte mir der Mann ausdrücklich gesagt, bevor ich gefahren war. Entweder er sagt es oder keiner.
»Dann stehen wir so ziemlich auf derselben Seite.« Steve strich die Decke glatt und richtete sich auf, um das gemachte Bett kurz zu betrachten.
»Das tun wir sowieso«, sagte ich. »Wir gegen das Böse. Solange ich lebe, wird niemand mehr diese Welt zerstören. Und ich lebe lange.«
Steve sah mich an. »Willkommen im Team.«
»Ich glaube, ich lebe länger als du«, erwiderte ich lachend, und auch Steve musste grinsen.
»Es ist schön, dich wiederzusehen, Enna«, sagte er aufrichtig.
»Dasselbe kann ich nur zurückgeben, Steve.«

Am nächsten Morgen weckte Steve mich so früh, so dass noch nicht einmal die Sonne aufgegangen war.
»Als richtiger S.H.I.E.L.D.-Agent muss man topfit sein«, erklärte er mit einem Schmunzeln und ging mit seinen Joggingsachen in die Küche.
»Ich bin kein richtiger Agent!«, entgegnete ich sofort und sank zurück ins Kissen, doch kam der Mann kurz darauf wieder, zog meine Decke weg und warf sie in die andere Ecke des Raumes.
»Aufstehen, Enna! Die Pflicht ruft!«
»Seit wann ist Joggen Pflicht?«, murmelte ich genervt ins Kissen. Doch eine halbe Stunde später liefen wir im Park des Lincoln Memorials entlang, immer wieder um das große Wasserbecken herum. Der Captain war weitaus durchtrainierter und schneller als ich, weswegen er mich irgendwann mehrere Male überholt hatte; und er kam nicht drumherum, jedes Mal »Achtung, links« zu sagen. Doch auch ein anderer, ein dunkelhäutiger Mann, musste sich das immer wieder anhören, und als ich ihn, als er irgendwann wütend über Steves Worte stehenblieb, überholte, warf ich ihm nur einen entschuldigenden Blick zu.
Nach einer knappen dreiviertel Stunde hatte ich Steve dann auch eingeholt.
»Ganz ehrlich, Steve? Ich tue mir das nie wieder an. Nie - wieder.« Schwer atmend hielt ich mir die Brust. Man konnte meinen Herzschlag förmlich aus tausend Meter Entfernung hören.
»Dir fehlt es einfach nur an Training«, entgegnete der Captain. »Hast du nie mit deinem neuen Team geübt?«
Deinem neuen Team, diese Worte, auch wenn er sie nicht böse meinte, trafen mich. Direkt in mein hochrotes Gesicht.
»Da ist ein Wasserspender«, sagte ich, ohne auf ihn einzugehen, und deutete auf den Brunnen. »Geh schon mal vor, ich komme nach.«
Steve nickte und ich entfernte mich von ihm. Gedankenverloren beugte ich mich zum Spender hinunter und trank davon. Es war seltsam, so zu tun, als ob nichts wäre. Immerhin waren beinahe zwei Jahre vergangen - ohne ein einziges Wort von uns beiden.
Als ich mich wieder aufrichtete, sah ich Steve mit dem dunkelhäutigen Mann am Straßenrand reden, und langsam lief ich zu ihnen herüber.
»Hey«, begrüßte ich den Unbekannten.
»Sam Wilson? Enna Wilson. Ihr beide seid Namensvetter«, stellte Steve uns vor.
Ich schlug bei Sam ein. »Nicht wirklich. Wilson ist nur Tarnung. Genau genommen heiß ich jetzt Enna Stark.«
»Hab von dir gehört«, sagte Sam. »Freut mich, euch beide kennenzulernen.«
Auf einmal piepte Steves Handy und er holte es hervor. »Na, schön, Sam. Die Pflicht ruft.« Die beiden schlugen ein. »Danke für den Lauf. Wenn du das laufen nennst.«
»Ach, das sollte laufen sein?«, gab Sam belustigt zurück.
»Ja, genau«, sagte Steve ebenso ironisch.
Auch ich schlug mit Sam ein, dann wandten wir uns ab.
»Und wenn du mich im Kriegsveteranministerium bei der Kleinen am Empfang mal gut aussehen lassen willst, komm einfach vorbei«, sagte der Mann noch an Steve gewandt.
»Ich merk's mir.«
Wir drehten uns um.
»Wo, genau, gehen wir hin?«, verlangte ich von Steve zu wissen.
»Wir tun das, was wir immer tun«, sagte er, »böse Jungs jagen.«
Bevor ich etwas erwidern konnte, hielt ein Wagen neben uns.
Die Scheibe wurde heruntergelassen. »Hey, Jungs. Enna.«
Ein Lächeln voller Verblüffung erschien in meinem Gesicht. »Natasha?«
»Lange nicht gesehen, Kleines. Los, steigt ein.«
»Das wird sich wohl als schwierig erweisen, immerhin ist das ein Zweisitzer«, meinte ich.
Natasha drückte einen Knopf und mich nächsten Moment erschien ein weiterer Sitz zwischen den anderen beiden.
»S.H.I.E.L.D.«, murmelte ich. »Warum frag ich eigentlich?«
»Anschnallen nicht vergessen«, sagte die rothaarige Frau, als Cap und ich einstiegen.
»Man kann nicht überall hinlaufen«, sagte Steve an Sam gewandt.
Dieser grinste. »Nein, kann man nicht.«
Und bevor ich reagieren konnte, drückte Natasha aufs Gaspedal und raste davon.

1625 Wörter

Enna und Steve wieder vereint :3

Was sagt ihr dazu? Glaubt ihr, Steve findet es wirklich nicht schlimm, dass Enna sich nicht gemeldet hat?

Ich würde mich sehr über Kommentare freuen ❤

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