Heather starrte mich an, als ob sie mir jeden Moment eine Ohrfeige geben würde und so setzte ich die Worte nach, die alles ein wenig entschärften. „Ich wäre dir sehr dankbar dafür."

Sie murmelte etwas vor sich hin, was ich nicht verstand, aber es war mir auch egal, denn mein Augenmerk lenkte sich nun auf andere Dinge. Es begann wieder zu regnen und das nicht zu knapp. Wortlos zog ich die Kapuze meiner Regenjacke über den Kopf und beobachtete amüsiert, wie Heather verzweifelt versuchte, ihren Regenschirm zu öffnen, nachdem sie das Sprachmemo tatsächlich aufgenommen hatte. Leider spielte der Wind nicht mit und blies den Schirm in die entgegengesetzte Richtung, sodass er praktisch umklappte.

Ihr Fluchen drang deutlich in meine Ohren. „Verdammter Mist! So ein blödes Ding!"

„Ich habe dir gesagt, er wird dir nichts nützen", sprach ich, wobei sie mir einen missbilligenden Blick zuwarf und gleichzeitig versuchte, den Schirm wieder einzuklappen. Ein hoffnungsloses Unterfangen, wie ich amüsiert feststellte. Warum hörte sie eigentlich nicht auf mich? Ich hatte doch keinen Grund, sie zu belügen.

Schließlich erledigte die nächste starke Windböe alles weitere. Heathers Regenschirm wurde ihr buchstäblich aus der Hand geweht und verschwand am Horizont.

Schnellen Schrittes stapfte sie in Richtung Wagen, den ich mit der Fernbedienung öffnete, damit sie den Fluten, die vom Himmel fielen, entkommen konnte. Mit einem Lächeln auf den Lippen ließ ich mich neben ihr auf dem Fahrersitz nieder und zog die Kapuze vom Kopf. Anschließend startete ich den Motor und fuhr los in Richtung Rosslare.

Während der Fahrt besserte sich das Wetter, die Sonne lugte zwischen den Wolken hervor, was die Landschaft gleich viel schöner wirken ließ. Da mein Magen zu knurren begann, schlug ich vor, einen Zwischenstopp einzulegen.

„Hast du Hunger? Wollen wir eine Kleinigkeit essen?", erkundigte ich mich bei meiner Mitfahrerin.

„Das ist eine gute Idee", bekam ich zur Antwort und deshalb verließ ich die Schnellstraße bei Waterford. Dort suchte ich ein Pub aus, in welchem ich damals mit Liam, Louis und Harry gegessen hatte. Prompt wurden wir bedient und ließen uns das Essen schmecken. Wir redeten nicht viel, denn mir stand nicht der Sinn danach. Meine Gedanken beschäftigten sich mit meinem Vater und ich fragte mich, wie er wohl weiter in dieser Sache vorgegangen wäre.

Zu einem Entschluss kam ich auf jeden Fall nicht und sah deswegen großzügig über Heathers Frage, was ich denn nun zu tun gedachte, hinweg. Ich zuckte lediglich mit den Schultern, wobei ich sie wissen ließ, dass ich mir darüber noch Gedanken machen würde.

Missmutig nahm meine Begleiterin dies hin, ich konnte es deutlich an ihrem Gesicht erkennen, aber sie sprach keinen Ton, sondern verfolgte stumm, wie ich die Rechnung bezahlte.

Erst als wir wieder im Wagen saßen, stellte Heather eine Frage. „Warum sind wir überhaupt hierhergekommen? Ich dachte, du würdest vielleicht mit den Leuten sprechen."

„Nein, das kommt später und du wirst mich zu diesem Gespräch begleiten."

„Davon bin ich auch ausgegangen, denn das lasse ich dich ganz sicher nicht alleine tun", erwiderte sie sofort. „Außerdem rennt dir die Zeit davon. Du solltest das Gespräch nicht unbedingt hinten anstehen lassen."

Sie erzählte mir nichts, was ich nicht schon wusste und vielleicht war es nicht klug gewesen, den Tag auf diese Art und Weise zu vergeuden. Dennoch erachtete ich es als wichtig, mir einen Überblick über das Firmengelände zu verschaffen. Wir hatten Bilder und Heathers Sprachmemo; beides würde in die Strategie mit einfließen.

Die Landstraße, welche wir gerade befuhren war schmal, holprig und wurde von beiden Seiten durch große Bäume umsäumt. Fast wirkte es hier wie im Auenland der Herr der Ringe Filme.

Cross RoadWhere stories live. Discover now