Während Heather kurz ihr Handy checkte, drehte ich das Radio ein wenig lauter. Bruce Springsteens 'Dancing in the dark' tönte mir entgegen, ein Song, den ich unheimlich gerne mochte. Unbeeindruckt davon, scrollte Heather wenig später auf ihrem Tablet herum, wobei sie einen hochkonzentrierten Gesichtsausdruck aufsetzte. Die brachte wohl gar nichts vom Arbeiten ab.

Die ersten dunklen Wolken zogen auf, als wir uns dem Fährhafen von Holyhead näherten und noch bevor wir auf die Fähre fuhren, begann es zu regnen. Hoffentlich wurde die Überfahrt nicht zu einem Fiasko. Mein Magen vertrug in dieser Hinsicht so einiges aber ich wusste nicht, wie es mit Heather aussah.

Sie machte jedoch keinerlei Anstalten sich zu beschweren oder gar ängstlich zu wirken. Lediglich der Satz: „Nun ja, auf der Fähre sitzen wir ja im Trockenen", fiel, sobald wir den Wagen verließen, um uns einen Kaffee zu gönnen.

Da es sich um eine Schnellfähre handelte, dauerte die Überfahrt keine zwei Stunden und wir legten pünktlich in Dublin an. Dort regnete es zwar im Moment nicht, aber das konnte sich schnell ändern. Zudem hatten wir noch eine längere Autofahrt vor uns, welche uns nach Cork führte.

Die Autobahnen waren um Dublin herum recht gut befahren aber je weiter wir hinausgelangten, desto spärlicher wurde der Verkehr. Hin und wieder überholte ich einen LKW, ansonsten war es eher langweilig.

Heather verleibte sich einen Müsli-Riegel ein und betrachtete die Gegend. „Es ist so schön grün hier", sprach sie. „Und alles blüht."

„Du warst noch nie in Irland, oder?", erwiderte ich grinsend.

„Nein, das ist mein erstes Mal."

In diesem Moment beschloss ich, dass wir die Rückfahrt nach Rosslare (dort befand sich ebenfalls ein Fährhafen), mitten durch die Pampa erledigen würden, damit Heather etwas von der wunderschönen Insel sah.

Da ich im Navigationsgerät bereits die Adresse der Firma eingegeben hatte, die ich zu kaufen gedachte, gelangten wir ohne Umwege dorthin. Das Gelände befand sich im Industriegebiet Corks, der zweitgrößten Stadt Irlands.

„Und was machen wir nun? Wie sieht dein Plan aus?", fragte Heather neugierig, bevor wir das Auto verließen.

Kurz drehte ich mich zu ihr. „Lass' die Unterlagen im Wagen, die brauchen wir nicht."

Gehorsam tat sie, was ich verlangte und folgte mir auf den Fersen. Die große Fabrikhalle fiel einem sofort ins Auge. Hier wurden Medikamente hergestellt und zum Teil auch entwickelt. Die beiden Bereiche ließen sich gut aufteilen, sodass ich jede Menge Kohle machen würde, wenn ich diese einzeln verhökerte.

Langsam pirschten wir um das Gelände herum, das ich gespannt in Augenschein nahm. Es war größer, als ich es mir vorgestellt hatte, bestimmt konnte man mit dem Grundstück ebenfalls etwas verdienen.

Zwar hatte ich nie sehr viel mit meinem Vater zusammengearbeitet, aber ich wusste, wie der Hase lief. Er machte alles zu Geld und ich wollte diesen Deal auf keinen Fall in den Sand setzen. Daran hing nämlich mein weiteres Leben.

„Willst du dir keine Notizen machen, oder ein Sprachmemo aufnehmen?", meinte Heather, als ich mich umdrehte.

„Warum sollte ich?"

„Weil Informationen sammeln sehr wichtig ist. Man könnte etwas Bedeutsames übersehen oder vergessen."

Lässig zuckte ich mit den Schultern. „Dann mach' du das doch, immerhin sollst du mir auf die Finger schauen." Empört schnappte sie nach Luft, doch bevor sie etwas entgegnen konnte, redete ich bereits weiter. „Das Sprachmemo sollte beinhalten, wie viele Gebäude es gibt und wie sie sich anordnen, zudem wie groß die Grundstücksfläche ist und wenn du schon dabei bist, könntest du das große Schild am Eingang des Geländes fotografieren."

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