Berlin (überarbeitet)

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Kapitel Drei: Berlin

Lena PoV:

Es waren inzwischen ein paar Monate vergangen seit Flo mich das erste - und einzige - Mal besucht hatte. Wir schrieben oft über WhatsApp miteinander, blieben in Kontakt. Meine Beziehung zu Ma und Pa war angespannt wie noch nie, wir redeten kaum noch miteinander und ich verkroch mich meist in meinem Zimmer. Die anderen merkten es, jedoch ließen Alex, Vitali und Natalja mich wissen, das sie mich unterstützten und ich immer deren kleine Schwester bleiben würde. Emily hatte nichts gesagt, sondern mich einfach umarmt.
Doch heute... Heute gingen sie zu weit. Sie hatten mir etwas sehr wichtiges verschwiegen. Und dann erwartet, das ich stillschweigend wie ein braves, dummes Schaf mitmache.

"Komm schon Flo, nimm ab, nimm ab, nimm ab", murmelte ich vor mich hin während ich auf meinen nächsten Zug wartete. Es war inzwischen Februar, jedoch war das Wetter der Meinung, es wäre noch tiefer Winter weswegen es derbe kalt war. "Der Gesprächspartner-" "Scheiße", fluchte ich und wechselte auf WhatsApp. 'Geh ran, du Idiot. Ist wichtig' tippte ich und schickte es ab bevor ich es mir anders überlegen konnte. Schnell drückte ich wieder die Wahltaste... Und kam durch. "Flo. Verdammt, wieso bist du eben nicht ran gegangen?", fragte ich und beobachtete, wie mein Atem in einer weißen Wolke vor mir aufstieg, während ich vor mich hin zitterte. "1. Ich mag es nicht zu telefonieren. 2. und viel wichtiger: Ich habe geschlafen. Verdammt Lena, es ist 3 Uhr morgens. Wieso rufst du mich um diese Zeit an?", fragte Flo grummelig. Im Hintergrund hörte ich eine weibliche Stimme murmeln. "Ist das Ina? Hi Ina, sorry das ich dich geweckt habe", sagte ich, was jedoch von der Durchsage für die Ankunft meines Zuges übertönt wurde. "Endlich", murmelte ich, hob meinen Rucksack mit dem Nötigsten vom Boden auf, wo ich ihn zwischen meine Beine geklemmt stehen hatte und schwang ihn auf meinen Rücken. Ich hatte nur mein Portmonnaie, Laptop + Ladekabel, das Ladekabel für mein Handy, etwas zu Essen und zu Trinken und einige Wechselsachen eingepackt. "Lena, wieso bist du an einem Bahnhof? Um 3 Uhr morgens?", fragte Flo betonter. "Ma und Pa haben eine Entscheidung gefällt, da es jedoch eine dumbass decision war, habe ich beschlossen, sie zu ignorieren. Surprise, ich werde in wahrscheinlich 3 Stunden in Berlin am Bahnhof Friedrichsstaße sein", sagte ich aufgesetzt fröhlich während ich mich in einem Vierer in Fahrtrichtung setzte. "Woah, warte, warte, warte. Lena. Du bist am Bahnhof-" "Jetzt im Zug." Stille. "Jetzt im Zug und auf dem Weg nach Berlin? Wieso?" "Hab ich doch gerade gesagt. Dumbass decision auf Seiten meiner Adoptiveltern", antwortete ich defensiv. Dann seufzte ich: "Hör zu; ich erzähl es dir ausführlich wenn du mich am Bahnhof abholst. Deal?" Pause. "Deal. Aber ich erwarte Details. Bis nachher, Kleine", sagte Flo. "Bis nachher, Bro", antwortete ich und legte auf. "Erwarten wir das nicht alle?", murmelte ich leise und seufzte. Dann rappelte ich mich in meinem Sitz auf und schälte mich aus meiner Jacke. Anschließend griff ich mein Portmonnaie aus meinem Rucksack und suchte den Ticketautomaten. Ich hatte echt keine Lust für Schwarzfahren bezahlen zu müssen.

~*~

Floid PoV:

Ich starrte mein Handy stumm an bevor ich seufzte und mich aus dem Bett quälte. "Flo? Was ist?", fragte Ina, die während meinem Telefonat mit Lena die Nachttischlampe auf ihrer Bettseite eingeschaltet und sich gegen das Kopfteil unseres Bettes gelehnt aufgesetzt hatte. "Nichts", antwortete ich abgelenkt, schüttelte aber dann den Kopf. "Was heißt hier nichts? Lena hat angerufen. Sie ist um 3 Uhr morgens mit dem Zug unterwegs zum Bahnhof Berlin Friedrichsstraße", sagte ich und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Dann griff ich frischen Klamotten aus dem Schrank und zog mich an. "Wieso kommt sie denn her?", fragte Ina, die sich nun aufsetzte und die Beine aus dem Bett schwang. Ihre Haare waren vom Schlaf ganz zerzaust und sah aus wie ein dunkelbraunes Nest. Gott, diese wunderschöne, wundervolle Frau. "Keine Ahnung. Anscheinend haben die Koslows eine ziemlich blöde Entscheidung gefällt, der sie nicht zustimmt, und nun haut sie ab", sagte ich während ich mir ein Shirt über den Kopf zog. Ina stand auf um sich ebenfalls umzuziehen. "Hey", sagte ich und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Du musst das nicht tun. Du kannst einfach weiter schlafen und später aufstehen", sagte ich. Ina grinste mich an und sagte: "Nope." "Das hast du dir von Lena abgeguckt, oder?" "Vielleicht", antwortete sie mit einem frechen Grinsen. Dann wurde sie jedoch ernst, legte ihre Hände auf meine Arme. "Florian. Das ist deine kleine Schwester, die jetzt gerade quer durch Deutschland fährt um zu dir zu kommen, weil ihre Adoptiveltern anscheinend eine sehr dumme und rücksichtslose Endscheidung gefällt haben. Sie kommt zu dir. Weil sie dir vertraut. Und ich kenne dich. Du wirst jetzt die ganze Zeit in der Küche am Tisch sitzen oder in deinem Aufnahmezimmer am Computer und dich mit Arbeit ablenken bis du sie vom Bahnhof abholen kannst, weil du dir immer so unglaublich viele Sorgen machst." Ich lächelte schief und wollte was sagen, aber Ina ignorierte mich. "Und deswegen werde ich jetzt auch aufstehen. Frodo ist wahrscheinlich noch oder schon wach, also werde ich ihn anrufen und ihn bitten herzukommen und mit dir zum Bahnhof zu fahren. Keine Widerworte", sagte sie entschieden und ich konnte nichts anderes tun, als mich geschlagen zu geben. "Okay. Okay, okay", atmete ich und schlang meine Arme um Ina. "Also, wir ziehen uns jetzt was bequemes an, frühstücken mit einer Betonung auf früh und warten bis ich Lena vom Bahnhof abholen kann." "Genau so machen wir es. Und wenn sie hier ist werden wir uns alle schlafen legen. Ich weiß aus Erfahrung, das die Fahrt von München nach Berlin um die sieben bis acht Stunden dauert und ich wette mit dir; sie hat nicht eine einzige Stunde geschlafen. Du bist auch so, Flo." Seufzten. "Ich weiß."

Mein Leben bei LeFloidWhere stories live. Discover now