Wieder im Krankenhaus

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Nur langsam wachte ich auf. Ich blinzelte und sah eine weiße Lampe. Das Bett war eindeutig ein Krankenhausbett, das erkannte ich sofort. 'Und schon wieder. Home sweet home', dachte ich ironisch. "Lena? Bist du wirklich wach oder ist das nur ein kurzer zwischen Besuch?" Ich schaute nach rechts und sah Flo und Frodo. Beide hatten tiefe Augenringe unter den Augen. Flos waren extrem. Es schien, als hätte er nicht eine Stunde geschlafen. "Morgen?", fragte ich und gähnte. Meinem Gefühl nach musste es mindestens 10 Uhr sein. Vielleicht täuschte ich mich aber auch. "Scheint so, als seist du wieder unter den Lebenden", sagte Frodo und lächelte erleichtert. Ich bekam Schuldgefühle, weil ich den Jungs solche Sorgen bereitete. "Tut mir Leid", nuschelte ich und sah meinen Bruder nicht an. "Was tut dir Leid? Das deine Wunde wieder aufgegangen ist? Dafür kannst du nichts", sagte Flo und schüttelte energisch den Kopf. Die nächste Äußerung hatte ich nicht erwartet. "Außerdem ist es unsere Entscheideung, ob wir uns Sorgen um dich machen", warf jetzt auch Frodo in den Raum. Vorsichtig setzte ich mich im Bett auf. "Wirklich?", fragte ich noch einmal nach. "Natürlich. Und morgen wirst du die anderen kennenlernen. Die werden dich bestimmt genau so schnell ins Herz schließen wie ick", sagte Frodo und wurde dabei ein wenig rot. Ich kicherte hinter vorgehaltenener Hand und musste auf einmal husten. Erstaunt sah Flo mich an. Ich war ebenfalls überrascht, immerhin hatte ich schon seit einer Woche nicht mehr husten müssen. "Wahrscheinlich ein Rückfall", sagte ich leicht verwirrt. "Vielleicht", rätselte Flo und reichte mir dann eine kleine Tasche. "Sind ein paar Klamotten drin", sagte er und ich lächelte. Dann stand ich auf, um mich im Bad umzuziehen.

Ich öffnete die Tasche und zu Tage kam ein viel zu großens T-Shirt und eine Jogginghose. Beides war schwarz. Auf dem Oberteil war vorne ein grauer Wolfskopf mit grünen Augen und auf dem Rücken die Siluette eines heulenden Wolfes vor einem Mond gedruckt. Schnell zog ich mir beides an. Dabei kam ein zusammengefallteter Zettel zu Tage. Mit leicht zitterigen Fingern faltete ich ihn auf und begann zu lesen:

Hey, Lena,
Wir vermissen dich jetzt schon, obwohl es gerade mal ein Tag ist. Unglaublich, oder? Für uns wirst du immer unsere geliebte kleine Chaotin bleiben. Das T-Shirt haben wir alle zusammen gekauft. Sogar Oma und Opa waren dabei. Es solle eine Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit sein.
Wir lieben dich.
Deine Familie

Tränen standen mir in den Augen. Meine Familie hatte mir ein letztes Geschenk mitgegeben. Ich faltete den Zettel wieder zusammen und legte ihn zurück in die Tasche. Dann verließ ich das Badezimmer. Ich ging direkt zu Flo und umarmte ihn. "Danke, Flo", sagte ich leise. Danach setzte ich mich aufs Bett und fragte: "Wie lange darf ich dies Mal hier bleiben?" "Nur heute. Weißt du, die Ärzte waren ziemlich verwundert das die Wunde nicht genäht wurde. Jedenfalls", Flo schüttelte den Kopf, wie um einen Gedanken zu vertreiben, "muss der Verband vier Tage drauf bleiben und in einer Woche sollst du dann zum Fäden ziehen kommen." Ich nickte. Dann gähnte ich und fragte: "Hättet ihr was dagegen, wenn ich noch ein wenig schlafe? Ich bin müde." "Ne, ne. Du kannst ruhig ein wenig schlafen", sagte Frodo und Flo nickte. Ich umarmte Flo noch einmal. "Kriege ich auch eine Umarmung?", fragte Frodo und sah mich mit einem Hundeblick an. "Sorry, but no homo", erwiederte ich grinsend. Wir lachten los, beruhigten uns aber relativ schnell wieder. Ich umarmte nun auch noch Frodo und gab ihm sogar ein Küsschen auf die Wange. "Dafür, das du meinem Bruder so ein guter Freund bist", flüsterte ich ihm ins Ohr und kuschelte mich dann so gut wie möglich unter die Decke. Flo gab mir noch einen Kuss auf die Stirn -natürlich unter dem Verband- und sagte noch: "Schlaf gut." Ich gab nur ein zufriedenes Grummeln von mir, da ich nicht mehr in der Lage war, etwas zu sagen. Und ehe ich mich versah, war ich schon eingeschlafen.

Frodo PoV
"Was meinst du, wieso haben die Ärzte nicht genäht?", fragte ich Flo, dieser antwortete jedoch nicht. Ich sah ihn etwas verwundert an. Dann gab ich ein "Hmpf, kein Wunder" von mir. Mein Kumpel war vollkommen in Gedanken versunken. Ich schnipste mit den Fingern vor seinem Gesicht rum. Flo zuckte zusammen und sah mich leicht verwirrt an. "Was los?", fragte er und ich musste lachen. "Oh man. Ich habe dich gefragt, was du glaubst, wieso die Ärzte in -München wars doch, oder?- nicht genäht haben", sagte ich und schüttelte den Kopf. "Kein Plan. Weißt du, ich bin echt froh, dass ich sie gefunden habe. Was wohl passiert wäre, wenn nicht?" "Wie meinst du das?", fragte ich ihn leicht verwundert. "Ich meine, ob sie mit nach Amerika gegangen wäre oder sich früher oder später umgebracht hätte. Wegen dem Mobbing meine ich. Ich meine, ich konnte sehen, dass sie Deprissionen hatte, als ich in München war", seufzte Flo und legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. "Glaust du, sie könnte sich umbringen?", fragte ich, auch wenn es mir schwer fiel. Flo schüttelte den Kopf und sagte: "Nein. Als wir aus dem Krankenhaus raus waren, auf dem Weg zu meinem Auto, da sah ich einen Hoffnungsschimmer in Lenas Augen. Ich glaube, ob bewusst oder unbewusst, sie hofft auf eine bessere Zukunft. Ein Leben, in dem sie keine Probleme mit der Klasse haben wird. Ja", Flo nickte entschlossen, "Davon bin ich überzeugt. Sie wird es hier besser haben. Da bin ich mir sicher." "Ja", ich nickte, "Das hoffe ich auch."

Die Widmung geht an DieBunny, weil ich mich mit ihr in der letzten Zeit richtig gut unterhalten konnte und mich das wahrscheinlich davor bewahrt hat, irgendeine Dummheit (*hust Selbstmord) zu begehen. Und wenn ich schon mal dabei bin, sage ich auch noch einmal: Danke Lea_Euluin, das ich mich so gut mit dir unterhalten kann und du mir, genau so wie DieBunny, das Gefühl gibst, auf dieser Welt doch nicht überflüssig zu sein. 

Wirbly

Mein Leben bei LeFloidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt