Welcome to New York

606 26 0
                                    

Seufzend liege ich auf meinem Bett und mache einen gedanklichen Vergleich.

Da haben wir einmal Hollywood: schönes Wetter, coole Leute und Designerläden ohne Ende. Außerdem wäre da noch meine Beliebtheit, die ich dank des Uternehmens meines Vaters hatte. Also zusammengefasst: mein perfektes Traumleben.

Und dann ist da noch New York: stinkende Abgase, lästige Menschen und unvorsichtige Taxifahrer, die gerne mal jemanden überfahren. Hab ich aus meiner Lieblingsserie, weshalb das ja auch stimmen muss.

Genervt stand ich von meinem Bett auf und zerrte meinen Lackkoffer hervor und hob ihn mit Mühe auf mein Bett. Dieser leere Koffer sollte in den nächsten Stunden mit all meinen Klamotten gefüllt werden. Der reicht nie und nimmer allein. Ich bräuchte gefühlt 100 Koffer, um meine Sachen zu verstauen.

Und da ich schon nach 30 Minuten keine Lust mehr aufs Packen hatte, beschloss ich, zum Abschluss noch mal mit meinen Freundinnen feiern zu gehen.

Mein Vater war ja eh nie da. Immer nur in seinem Büro und am Arbeiten.

Ziemlich schnell war der Treffpunkt in unserem Stammclub in einer Stunde vereinbart und keine zwei Stunden später tanzten wir stock besoffen über die Theken, bis mir dann übel wurde, ich kotzen musste und dann von meinem Buttler abgeholt wurde.

Als ich dann am nächsten Morgen aufwachte, fand ich mich im Privatjet meines Dads wieder. In der Luft.

"Ich hab mich noch nicht mal verabschiedet!" , fuhr ich ihn ziemlich hysterisch an. Doch Dad zuckte nur mit den Schultern: "Du hast es doch gestern noch mal richtig krachen lassen! Das vergessen die bestimmt nicht so schnell!"

Stöhnend lehnte ich mich in meinem Sitz zurück und sah aus dem Fenster.

"Warum fliegen wir überhaupt?" , fragte ich gereizt und tippte auf der Armlehne herum. "Ist entspannender!" , erklärte Dad ohne von seiner Zeitung aufzusehen.

Manchmal wünschte ich, Mum hätte den Sorgerechtsstreit gewonnen.

Ich war damals gerade mal 3, als sich meine Eltern trennten und sich nicht einig wurden, zu wem ich ziehen sollte.

Aber anscheinend war meine Mutter dann im Nachhinein ganz froh, dass ich bei Dad wohnte.

Seit Jahren hatte sie sich nicht mehr gemeldet, geschweige denn blicken lassen.

Wahrscheinlich war sie mit igrnedeinem Typen durchgebrannten und lebte jetzt ihr chilliges Leben.

Sauer biss ich mir auf die Unterlippe und sah zum Fenster raus.

Wie sollte ich denn jetzt mit diesem Neuanfang umgehen? Freunde auf dem College zu finden ist bestimmt anstrengend und total nervig.

Für eine Weile schwebte ich noch in Gedanken, bis wir dann endlich landeten.

Eine Limousine stand bereits vor dem Eingang der Privatbahn.

Der Fahrer setzte ein großes Lächeln auf und wollte etwas sagen, aber ich kam ihm zuvor: "Wenn Sie jetzt 'Willkommen in New York' sagen, lass ich Sie feuern!"

Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht und er hielt mir die Tür auf.

"Sei doch nicht immer so unhöflich, Jessi!" , lachte mein Dad, doch mir war nicht zu lachen. "Du hast mich so erzogen, also fass dir an deine eigene Nase!" , zischte ich und holte mein Handy aus meiner Handtasche.

Ich hörte ihn seufzen und sah auf. "Ich weiß, dass du wegen dem Umzug beleidigt bist, aber das wird ganz bestimmt toll!" , versuchte er mich aufzuheitern, "Außerdem weiß hier niemand etwas von deinen Sauforgien!"

Mit einem finsteren Blick zeigte ich ihm den Mittelfinger und gab mir dann die unzähligen Nachrichten auf meinem Handy.

Sweety: Wo bist du? Lebst du noch? Alles gut?

Sis: Morgen Abend 18.00 Uhr Party bei mir!!!

MyWorld: Boa ich hab Kopfweh :(

Loverboy: Hey, Jess... Können wir später telefonieren?

Als ich die letzte Nachricht von meinem Freund las, stieg ein unwohles Gefühl in meinem Bauch auf.

Schnell schrieb ich ihm zurück und erklärte, dass ich ihn anrufen würde, sobald wir bei unserem neuen Zuhause angekommen waren.

Die Hochhäuser zogen an uns vorbei und wir machten vor einem der größeren Gebäude halt.

Wütend starrte ich auf das Gebäude, in der Hoffnung, dass Superman mir seine Laseraugen leihen würde.

Der Fahrer trug unser Gepäck in die Lobby, wo uns bereits ein Mann im Anzug erwartete.

"Hey, Oli, lange nicht gesehen!" , begrüßte mein Dad ihn gleich mit einem breiten Grinsen. "Ich muss zugeben, ich hatte dich ein bisschen jünger in Erinnerung, John!" , lachte der Mann und drückte Dad gleich ein Sektglas in die Hand.

Dann schien er anscheinend auf mich aufmerksam zu werden. "Du musst Jessica sein!" , stellte er fest. Blitzmerker. "Ja, und Sie sind Oliver nehm ich mal an!" , erwiderte ich mit einem Fake-Lächeln und schüttelte kurz seine Hand.

Wir fuhren mit dem Aufzug in den 75.Stock, wo er anscheinend wohnte. Na ja, und wir halt jetzt auch.

Missmutig trottete ich hinter den beiden Männern her und ließ mir alles zeigen.

Wenigstens hatte ich ein eigenes Zimmer mit Bad. Ein Angestellter von Oliver brachte meine Koffer auf mein Zimmer und verschwand dann wieder.

Nach der kleinen Besichtigungstour setzten wir uns in die Küche mit Marmorboden.

"Ich hoffe sehr, dass ihr euch schnell hier einleben könnt!" , begann Oliver und faltete dabei seine Hände.

"Aber natürlich! Es ist wirklich sehr nett von dir, dass wir hier wohnen dürfen!" , erwiderte Dad sofort.

In dem Moment ertönte die Fahrstuhltür und Schritte waren zu hören.

Ein Junge so ungefähr in meinem Alter kam herein. Braune Haare, braune Augen, lässig gekleidet und etwas größer als ich.

"Hey, Dad, ich-" Er unterbrach den Satz, als er uns alle am Tisch sitzen saß und starrte zuerst meinen Dad, dann mich an.

"Hi, Luke! Das sind John und Jessica! Ich hab dir doch von den beiden erzählt!" , unterbrach Oliver die Stille.

"Wohnen die jetzt hier oder was?" , fragte er etwas unhöflich. Nicken seines Vaters.

Luke entließ ein genervtes Stöhnen und verschwand dann aus der Küche.

Na toll, jetzt kann ich mit so einem Riesenmacho in derselben Wohnung leben. Das geht doch keine 3 Tage gut. Der Typ nervt einfach nur.

"Ich muss noch mit meinem Freund telefonieren!" , entschuldigte ich mich und verschwand in mein neues Zimmer.

Too good for youWhere stories live. Discover now