Gute Besserung...

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Die vollkommene Stille, nur hier und da von leisem Rascheln durchbrochen, wenn eine Seite umgeblättert wurde, verabschiedete sich jäh, als ein schrilles Klingeln erklang. Eine auf- und absteigende Tonfolge, laut und störend. Genervt schaute Sasuke von seinem Buch auf und schoss seinem Handy einen finsteren Blick zu, ehe er sich in seinem Sessel nach rechts lehnte und das schwarze Mobilfunkgerät vom Fensterbrett nahm. Durch die Glasscheibe des Fensters konnte er erkennen, dass es mittlerweile komplett finster war. Wie er den Winter doch hasste. Ein kurzer Blick auf das hell leuchtende Display in seiner Hand sagte ihm, dass es Itachi war. Was wollte er jetzt schon wieder? Sie hatten doch erst vor zehn Minuten telefoniert. Ein leises Seufzen entwich ihm, ehe er den grünen Knopf drückte und das Handy an sein Ohr hob.

„Itachi, was willst du jetzt schon wieder?", fragte er schroff. Er wusste selbst, dass er nicht allzu nett war und sein Ton auf andere verletzend wirken würde, doch so war er nun mal. Wozu unnötige Emotionen heucheln? Itachi hatte ihn beim Lesen gestört und jeder, wirklich jeder wusste, dass Sasuke es hasste, gestört zu werden. Allerdings war sich Sasuke sicher, dass Itachi noch etwas anderes wusste. Nämlich, dass er für seinen älteren Bruder ohne zu zögern durch die Hölle und wieder zurück gehen würde.

„Uchiha Sasuke?" Sasuke stutzte. Das war nicht die Stimme seines Bruders. Diese Stimme hier klang weiblich, etwas nervös und leicht aus der Puste. Sasuke fing sich wieder und als er sprach, war seine Stimme noch kühler als ohnehin schon.

„Wer ist da? Und was machen sie mit dem Handy meines Bruders?"

Erleichtertes Ausatmen am anderen Ende der Leitung.

„Jashin sei Dank, endlich erreiche ich jemanden. Ich habe es schon bei Mr. Und Mrs. Uchiha probiert, aber beide hatten ihre Handys ausgeschaltet und jetzt..."

„Ino", klang eine tadelnde Stimme dumpf aus dem Hintergrund. Den rauschenden Geräuschen nach zu urteilen saß die Anruferin in einem fahrenden Auto. Als plötzlich ein Martinshorn losheulte, weiteten sich Sasukes Augen überrascht. Das klang nicht so, als ob die Frau neben einem Krankenwagen stand. Dafür war es zu laut. Er ging eher davon aus, dass sie sich in einem befand.

„Was ist los? Ist etwas passiert?", fragte er ungeduldig. Es fiel ihm schwer, die plötzlich aufkeimende Sorge zu unterdrücken. Was, wenn Itachi etwas Schlimmes passiert war? Gerade eben hatte er sich noch über die vereisten Straßen beklagt.

„Verzeihung, ich war etwas abgelenkt", erklang die entschuldigende Stimme der Frau. „Ihr Bruder Itachi hatte einen Autounfall, er ist wohl auf der glatten Straße ins Schleudern geraten. Wir bringen ihn gerade ins Konoha Hospital. Wenn sie bitte vorbeikommen möchten... Damit jemand Vertrautes bei ihm ist, wenn er aufwacht, da er im Moment..."

Den restlichen Satz hörte Sasuke schon gar nicht mehr. Ohne lange zu überlegen hatte er das Handy zugeklappt, das Buch, das noch immer auf seinem Schoß lag in die nächstbeste Ecke geschleudert und rannte durch das Wohnzimmer und die Küche in die Diele. Hastig warf er sich seine Winterjacke über, schlüpfte in die Schuhe, schnappte sich die Autoschlüssel und stürzte praktisch aus der Haustür. Die eisige Winterkälte stach ihm in die Wangen, er fühlte sich, als hätte man ihn in einen Bottich mit Eiswasser geworfen. Trotz der dicken Jacke fröstelte er. Kleine Schneeflocken tanzten um sein Gesicht und verfingen sich in seinem schwarzen Haar, hauchzarte Kristalle ließen sich auf seinen Wimpern nieder und schmolzen auf seinen Wangen. Sasuke hatte keinen Blick für ihre vergängliche Schönheit übrig. Mit langen Schritten bahnte er sich einen Weg durch den Schnee, auf seinen Wagen zusteuernd. Sobald er ihn erreicht hatte, drückte er hastig auf den Knopf des Schlüssels, der die Türen entriegelte und sprang ins Innere des schwarzen Autos, in dem ihn ebenfalls eisige Kälte erwartete. Hastig steckte er den Schlüssel ins Schloss, knallte die Fahrertüre hinter sich zu und legte den Gurt an. Dann startete er den Motor.

Gute Besserung...On viuen les histories. Descobreix ara