Kapitel 11

793 43 7
                                    

Mit meinen zerrissenen Oberteil und nur der Leggings über meine Hüften, rannte ich buchstäblich, mit hoch roten Kopf den Flur zu meinem Zimmer hinauf. Sofort knallte ich die Tür zu als ich dieses betrat und keuchte. Zum Glück bin ich niemand weiteren begegnet, schon schlimm genug das Hanji einfach rein geplatzt war. Das ich überhaupt so schnell reagiert hatte, wunderte mich selber.
Levi's Stimmung hatte sich danach schlagartig verdunkelt. Als er sein Messer aus dem Türrahmen zog, zischte er mir mit kalten Augen zu, dass ich in mein Zimmer verschwinden soll, und dort bis morgen bleiben sollte. Zuerst reagierte ich nicht sofort auf diese Anweisung, erst als er das Messer in meine Richtung schwang, und es sich vor mir in den Teppich bohrte. Nickte ich heftig, verbeugte mich und verliess sein Büro zügig.

Mit zittrigen Beinen ging ich zum Bett hinüber und liess mich darauf fallen. Das alles hier war total verrückt! Hektisch entfernte ich seinen Gürtel von meinem Hals und warf ihn auf den Boden. Es war mir egal ob er es durch die Kamera's in meinem Zimmer seh'n konnte! Er hatte mir nicht befohlen es um zu behalten!
Seid ich hier war, besass ich absolut kein Zeitgefühl mehr. Ich wusste, als ich auf Hanji traf, war es früher Nachmittag gewesen. Doch wie spät war es nun? Mir tat alles weh, und mein Kopf pochte entsetzlich. Ich war nur froh das sich ein Klo an meinem Zimmer befand. Bis morgen hätte ich niemals aushalten können! Und gegessen hatte ich auch noch nichts!
Ein komisches Gefühl breitete sich in meinem Inneren aus, und ich wunderte mich über die Träne, die meiner Wange hinunter gliet.
Ich war abgespannt und einfach nur erschöpft! Innerhalb eines Nachmittags hatte ich so einen tiefen Einblick in die Welt von ihm geworfen, dass ich mir nun wünschte nicht hier zu sein.

Meine damaligen Besitzer waren nun auch keine Pfarrer gewesen, aber dennoch hatten sie nichts damit zutun Menschen zufoltern, oder zu quälen. Die einzigste Perversion die sie auslebten war beim Sex. Ich atmete hörbar aus, und schloss die Augen. Ich sollte mich wenigstens umziehen, egal ob ich nun in meinem Zimmer bleiben sollte, oder nicht. Schwerfällig stand ich vom Bett auf und kramte in der Tüte, die mir der Knilch gegeben hatte, nach neuen Sachen. Danach setzte ich mich wieder gedankenverloren auf die Bettkante, und liess meinen Körper zur Seite fallen.
Müde .... ich war so unbeschreiblich müde .....


Mit einen einen heisseren Brummen öffnete ich die Augen. Benebelt nahm ich wahr wie mir jemand zart gegen die Wange tippte. Als meine Sinne wach waren, fuhr ich erschrocken auf und fiel rücklings aus dem Bett. Blitzschnell nahm ich Haltung an und blinzelte.
Perplex, und auch etwas erschrocken, stand der Junge aus dem Keller, vor meinen Bett.
Scharf sog ich die Luft ein um etwas zu sagen, doch schnell hastete er zu mir und legte seine Hand auf meinen Mund.
"Psst! Bitte sei ruhig! Ich will dir nichts tun! Ich verspreche es dir!", flüsterte er mir ruhig zu. Obwohl sein Gesicht von Levi's Behandlung gezeichnet war, lag ein sicheres und freundliches Funkel in seinen grossen grünen Augen. Ich konnte nicht sagen was es war, aber er strahlte das aus was er zu mir meinte. Zögerlich nickte ich und er nahm seine Hand weg. Dennoch ging ich einen Schritt zurück.
"W-was ... was machst du hier?", fragte ich überfordert, "Ich verstehe nicht, du warst doch in diesem Kellerzimmer und-"
"Es tut mir Leid, aber keine Zeit für Erklärungen! Ich will das du mit mir kommst! Flieh mit mir!" Ich blinzelte und schluckte schwer.
"B-bitte ... was?! Was erzählst du da Junge?! Wenn Levi raus findet dass du hier und nicht mehr im K-", ich brach den Satz ab und schon allein die Vorstellung daran überzog meinen Körper mit einen Schauer.
Er sollte nicht hier sein!
Ich wollte damit nichts zutun haben!
Warum zum Teufel war er hier?
Konnte er seine Chance nicht einfach nutzen um alleine zufliehen?!
Ich konnte hier doch nicht einfach so weg .......
Nein .... das war unmöglich .....
Seine ungewöhnlich warme Hand umfasste meine, und ich schrak aus meinen Gedanken auf.
"Ich werde nicht fliehen und einen Unschuldigen zurück lassen! Komm mit mir! Da wo ich her komme wird man dich gut behandeln, nicht so wie dieser kleine Verrückte! Du hast das nicht verdient! Bitte, komm mit mir! Ich werde dir auch alles erklären!" Völlig überrumpelt staarte ich ihn an, und meine Kehle fühlte sich trocken an. Dann senkte ich ausdruckslos meinen Blick zum Boden.
"Wenn ich mit dir kommen würde, hätte ich auch nur die Wahl zwischen der Pest und Cholera.", murmelte ich.
"Was?!"
"Du kommst doch auch aus dem Untergrund! Was soll bei dir denn schon anders sein, als hier?!" Der Junge schob die Brauen zusammen, dann ergriff er auch meine andere Hand.
"Wir benutzen Menschen nicht wie Gegenstände! Gib mir die Chance es dir zu beweisen! Nur bitte, komm mit mir!", antwortete er mir entschlossen, und ich sah zu ihm auf. Seine Augen hatten soviel Ausdruck. Kraft und Entschlossenheit lag in ihnen.

Hatte ich jemals so einen Ausdruck?
Habe ich jemals was aus meinen Gefühlen heraus getan?
Habe ich jemals selbst gelebt?

Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen, meine Finger umschlossen seine. Mit ernster Miene öffnete ich wieder die Augen und holte Luft zur Antwort.

Dann spritzte mir Blut entgegen. Die Augen des Jungen weiteten sich schockiert und er sah hinunter zu seiner Schulter, in dieser steckte ein Messer. Zischend fluchte er, liess mich los und zog es heraus. Mein Körper war wie versteinert, jediglich mein Kopf bewegte sich langsam zur Tür hinüber.
Stiefelabsätze hallten vom Holzboden nieder.
Jede Faser meines Körpers begann zu zittern, als ich Levi's Silhouette erkannte, die sich immer mehr von der Dunkelheit abgrenzte und ihn in das schwache Licht des Mondes tauchte.
Sein Gesicht war völlig ausdruckslos und sein Blick so kalt wie Eis.
Ruckartig ergriff der Junge meine Hand und zog mich zu sich heran.
"Ich bring dich hier raus! Bitte vertraue mir!", flüsterte er mir zu und meine Versteinerung löste sich allmählich.
Nein!
Er musste hier weg!
Levi war unberechenbar!

Ein lauter Knall ertönte und ein brennender Schmerz durchfuhr meinen Hals. Reflexartig legte ich meine Hand auf die Stelle, und spürte Blut zwischen meinen Fingern. Hektisch sah ich zu den Jungen, dieser hustete und wankte, sich die andere Schulter haltend, nach hinten. Überfordert drehte ich mich zu Levi um, dieser senkte gerade seine Waffe, und ich realisierte das er den Jungen angeschossen hatte. Dabei war es ihm auch egal gewesen ob ich getroffen wurde! Jedoch hatte die Kugel mich nur gestreift.

Meine Beine zitterten, und mein Magen verkrampfte sich. Ich war nicht in der Lage die Situation zu erfassen. Wie Streichhölzer gaben meine Beine nach und ich sank zu Boden. Wie benebelt folgte ich Levi's Bewegungen. Seine Schritte brachten ihn langsam zu mir herüber.
Mit finsteren Augen sah er auf mich herab. Sah mich an, als sei eines seiner Spielzeuge kaputt gegangen. Eines seiner Spielzeuge das ihn eh schon gelangweilt hatte.

 ᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰ ||the playmate||✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt