[1] Überraschung, Überraschung

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   „Mr. Moriarty empfängt sie jetzt."

Diese Worte rissen ihn aus seiner Trance. Er blickte auf.
Die Frau, die ihm gegenüber stand trug einen für seinen Geschmack zu kurzen Rock.
Das war das Erste, das ihm auffiel.
Und doch war er keineswegs beschämt. Er gehörte aber auch nicht zu jenen Typen, die jetzt die ganze Zeit hinstarrten. Nein, dafür hatte er genug Anstand.
Es war nicht sein Problem, dass sich die Frau so anzog. Das Einzige, das ihn störte, war, dass sie ihn abwertend betrachtete. Ja, er wusste, er hatte auch schon bessere Tage gesehen. Doch das erlaubte ihr nicht, dass sie über ihn richten durfte. Nicht sie auch noch, dachte er.

Er trug zerschrissene Hosen. Einst waren sie ganz gewesen, als er sie gekauft hatte. Doch er fing sie an zu mögen und trug sie fast ständig. Und dabei gingen sie halt irgendwann kaputt. Und er war es sich zuwider, sie wegzuwerfen.
Sein schwarzes T-Shirt war sauber und nicht zu arg zerknittert.
Darüber trug er seine geliebte schwarze Lederjacke.
Er hoffte inständig, dass er nicht zu bemitleidenswert aussah. Denn das war das Letzte, das er wollte. Mitleid erwecken, schwach wirken. Er hatte viele solcher Menschen gesehen, die diese Karten ausspielen wollten. Aber nicht bei ihm. Darauf reagierte er nicht. Wieso auch?

   „Kathy, Sie können uns jetzt alleine lassen."
Er blickte auf.
Vor ihm stand ein Sessel und gegenüber befand sich ein Pult aus, er vermutete es mal, Ebenholz.
Der Mann hatte ebenfalls schwarze, nach hinten gegelte Haare und trug einen schwarzen Anzug, ein weisses Hemd und eine schwarze Krawatte mit weissen Ovalen drauf.
Anderen wäre das alles nicht aufgefallen, doch er hatte ein ziemlich gutes Auge. Musste er auch haben.
Er wartete nicht darauf, dass der Mann ihn bat, sich zu setzen. Er sass schon.
   „Sie sind also Mr. Sebastian Moran. Ehemaliger Colonel des britischen Militärs. Sozusagen pensioniert. Nach dem Einsatz in Afghanistan. Diverse Auszeichnungen. Ihre Mutter lebt in Wessex, ihr Vater ist bei einem Zugunglück ums Leben gekommen. Sie haben eine Schwester, doch mit ihr haben Sie keinen Kontakt mehr", sagte der Mann.

Er zeigte keine Interesse, starrte sein Gegenüber nur an. Hätte er beindruckt sein sollen? Diese Informationen konnte man einfach herausfinden. Nichts wirklich privates, nichts neues, das man nicht in irgendeiner Zeitung hätte finden können.

   „Das Einzige, das ich nicht über Sie herausfinden konnte, ist, wieso sie mich treffen wollten. Das ist mir ein Rätsel."

Er blickte ihn erstaunt an. Okay, das hatte er nicht erwartet.
   „Kennen Sie Langeweile", begann er. „Diese Momente, in denen man sich einfach langweilt. Etwas tun will, egal was? Einfach irgendetwas und einem egal ist was? Man einfach das beschissene Gefühl loswerden will? Das will ich gerade. Also was ist? Ist das so verkehrt?"

Er hatte während er dies gesagt hatte, nie die Augen von seinem Gegenüber genommen. Er wollte überzeugend wirken. Und das konnte er nur so tun.
   „Okay, das klingt überzeugend. Aber bevor ich sie anstelle, will ich Ihre Fähigkeiten überprüfen."

Sebastian nickte und stand auf. Er reichte Mr. Moriarty seine Hand und dieser griff zu. Er hatte einen festen Händedruck, war eine Person, die entschlossen war. Gut so, denn er war äusserst impulsiv.
   „Bis später Mr. Moran."
Er fragte sich, ob es wohl zu früh war, um ihn darauf hinzuweisen, dass er Sebastian hiess. Er bevorzugte seinen Vornamen. Er spielte einen Augenblick mit dem Gedanken, liess es aber doch sein. Es wirkte zu seltsam.

Dann drehte er sich um und verliess das Zimmer wieder. Er schloss die Tür hinter sich und ging schnurstracks zum Ausgang des Gebäudes. Er konnte wählen, ob er die Treppe oder den Lift benutzt. Aufgrund seines rasenden Herzens beschloss er die Treppe zu benutzen.

Er musste zwar nur fünfzehn Treppenstufen runter gehen und doch war er erschöpfter, als er es für möglich gehalten hätte.
Was stellte dieser Moriarty bloss mit ihm an? Er war noch nie so nervös gewesen.
Ach er verstand die Welt nicht mehr. Besser gesagt er verstand James Moriarty nicht. Und jetzt dachte er schon wieder an Moriarty.

Er irrte noch einige Zeit durch die Strassen und holte sich bei Joe's noch ein Sandwich, das er dann auf dem Nachhauseweg hungrig verschlang.
Na ja Hunger konnte man das nicht nennen.
Schliesslich ass er die ganze Zeit. Langsam war es für ihn zur Gewohnheit geworden.
Aber er war nicht fett.
Im Gegenteil, er war gross und drahtig. Nicht zu dünn, aber er besass schon Muskeln. Der grösste Teil hatte er noch von seinem täglichen Training in Afghanistan. Und hier hatte er das trainieren auch nie richtig aufgegeben. Er rannte noch und schoss hobbymässig noch. Aber mehr auch nicht mehr.

Mittlerweile war er bei seiner Wohnung angelangt. Er kramte seinen Schlüssel aus der Hosentasche und öffnete die Tür. Oder wollte es zumindest. Denn sie war schon offen. Dann hatte er wohl vergessen, sie abzusperren. Na dann halt.
Er trat ein und sog die Luft ein. Es roch etwas abgestanden.

Er wusste nicht, wann er das Letzte mal gelüftet hatte. Er ging in sein Zimmer und zog sich sein T-Shirt über den Kopf und warf es in den Wäschekorb. Mit einem neuen in der Hand betrat er das Wohnzimmer.
Er wollte es sich gerade anziehen, als er ihn sah.
James Moriarty.

Da sass er auf seinem Lieblingssessel und starrte ihn an. Na ja, er trug nicht viel. Hosen, das war alles. Kein T-Shirt. Das hatte er noch in der Hand. Er zog es sich an und blickte James Moriarty dann an.
   „Was machen Sie hier? Und wie sind sie hier herein gekommen? Nur ich besitze einen Schlüssel."
Demonstrativ verschränkte er seine Arme vor der Brust.

   „Na ja, ich wollte Sie eigentlich abholen kommen. Ach und glauben Sie wirklich, dass ich einen Schlüssel benötige?"
   „Wieso abholen?", fragte Sebastian.
   „Weil Sie nicht mehr hier wohnen werden. Na ja, ich mag es nicht, wenn Angestellte kreuz und quer verteilt sind. Ich mag es einheitlich."



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SoooDas wär das erste Kapitel

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Sooo
Das wär das erste Kapitel.
Und was denkt ihr?
Viel will ich jetzt wirklich noch nicht verraten.
Aber jaa

Catch you later

Lucy Meyer

MISS ME? (A Moriarty FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt