4. Susi und Strolch

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Sie hatte seinen Kontakt gelöscht und jetzt war es komisch nur seine Nummer und nicht seinen Namen auf dem Display zu sehen. Liz wollte die Nachricht nicht lesen, aber ihre Finger tippten ganz von allein und öffneten den Chat:

Hi,

Ich weiß, dass du nichts mehr von mir wissen willst und dass du diese Nachricht wahrscheinlich löschen wirst, ohne sie überhaupt gelesen zu haben, aber ich muss das hier schreiben. Ich wüsste sonst nicht wohin damit.

Also ... Ich wollte dir nur sagen, dass ich in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht aufhören konnte nachzudenken. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so lange einfach nur dagesessen und nachgedacht.

Weißt du noch wie wir uns kennengelernt haben? In dem Club damals? Es war verdammt dunkel in dem Laden, und obwohl man fasst nichts erkennen konnte, habe ich die ganze Zeit nur dich gesehen. Als wir getanzt haben, hatte ich zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder das Gefühl wirklich etwas wert zu sein. Der ganze Trubel um meine Person. Vergessen. Du hast mich als Menschen gesehen.

Wir haben die ganze Nacht getanzt. Und wir haben zu viel getrunken. Ich hab deine Haare zurückgehalten, als du dich übergeben hast. Dann hast du mich über deine Schulter angelächelt und für eine Minute war ich stocknüchtern. Ich hab dich festgehalten und als du mich gebeten hast über Nacht bei dir zu bleiben, habe ich gesagt, dass du dich ausruhen solltest.

Ab da ist alles angefangen. Ich habe dich lieben gelernt. Ich liebe dich wirklich. Und das tue ich immer noch. Ich werde dich immer lieben.

Als du mich gestern angeschaut hast, voller Enttäuschung und Traurigkeit, du hast keine Ahnung wie ich mich gefühlt habe. Und als du gesagt hast, dass ich dein Herz gebrochen habe...

Ich habe mir damals geschworen, dir niemals weh zu tun. Und jetzt habe ich mein Versprechen gebrochen und ich wäre lieber gestorben, als dieses Versprechen zu brechen. Das musst du mir glauben.

Was ich getan habe, kann man nicht mit Worten wieder gut machen. Das weiß ich. Ich habe keine Ahnung warum ich das getan habe. Ich war dumm, naiv und blind.

Jetzt kriege ich das, was ich verdient habe. Auch wenn ich meiner Meinung nach viel zu mild bestraft wurde. Dich zu verlieren ist das Schlimmste, was ich jemals erlebt habe und erleben werde. Aber selbst der schlimmste Schmerz reicht nicht aus, um das alles annähernd zu begleichen.

Liz, du sollst wissen, dass ich immer für dich da bin. Ich werde uns niemals aufgeben. Ich liebe dich.

Nathan

Liz hatte nicht bemerkt, dass sie schon wieder angefangen hatte zu weinen.

Wie konnte er ihr sowas nur antun?

Sie blockierte ihn und schmiss ihr Handy von sich.

In den letzten vierundzwanzig Stunden war so viel passiert. Ein reines Gefühlschaos hatte Besitz von ihr ergriffen. Sie fühlte sich krank. Nie wieder könnte sie so lieben, wie sie es getan hatte. Er hatte ihr Vertrauen missbraucht. Nie würde sie ihm jemals verzeihen können.

Es rumorte in ihrer Magengegend. Liz sprang auf und rannte ins Bad. Sie übergab sich in die Kloschüssel. Immer und immer wieder musste sie brechen. Sie würgte so lange bis nichts mehr kam.

Es klopfte an die Haustür. Völlig erschöpfte, die Haare klebten ihr im schweißnassen Gesicht, brach sie vor der Toilette zusammen. Ein Wimmern entwich ihr.

"Maus? Ich wollte nach dir sehen. Machst du auf?", erklang die Stimme ihrer Mutter vor der Tür. Ein krampfartiger Schmerz schoß Liz in den Magen. Sie schrie auf und krümmte sich.

"Lizzy?!" Die Wohnungstür öffnete sich.

"Wo bist du Schatz?" Schlüssel klimmperten. Ihre Mutter zog hastig ihre Jacke aus, bevor sie ins Bad geeilt kam. Erschrocken kniete sie sich neben ihre Tochter.

"Liz! Komm her Schätzchen." Sie zog ihre Tochter an sich und hielt sie fest.

"Ich habe schreckliche Bauchschmerzen, Mum", weinte Liz.

"Ich glaube du leidest nicht nur an Bauchschmerzen", murmelte ihre Mutter.

"Kannst du aufstehen?", fragte sie dann lauter. Liz zuckte die schlaffen Schultern.

"Warte ich helfe dir." Zusammen schafften sie es ins Wohnzimmer, wo sich Liz auf die Couch legte. Ihre Mutter wickelte sie in eine Decke ein. Dann füllte sie eine Wärmflasche mit heißem Wasser und platzierte sie auf der Höhe von Liz's Bauch. Mit einem nassen Waschlappen tupfte sie behutsam den Schweiß von ihrer Stirn.

"Du hast Fieber, Schätzchen", meinte sie ernst. "Ruh dich aus. Ich mache dir eine Hühnersuppe."

Liz hatte ihre Augen geschlossen. Sie war gar nicht mehr ganz anwesend, als ihre Mutter das Bad putzte und danach anfing in der Küche herumzuwirbeln. Es plagten sie immer noch schreckliche Bauchschmerzen. Ihr war heiß und kalt zu gleich und immer wieder wurde ihr aus heiterem Himmel schwindelig. Sie fühlte sich schrecklich. Um so glücklicher war sie, dass ihre Mum bei ihr war und sie umsorgte. Sie machte ihr Suppe, brachte ihr feuchte Waschlappen zum kühlen, holte Medikamente aus der Apotheke.

Die darauf folgenden Wochen waren die wohl schlimmsten in Liz' Leben. Sie schlief viel. Sie fühlte sich schlapp und unmotiviert. Nachts aber wachte sie oft auf und konnte dann lange nicht mehr einschlafen. Sie wälzte sich so lange herum, bis ihre Mum irgendwann müde ins Zimmer getapst kam und sich zu ihr legte. Erst dann wurde Liz wieder ruhiger.

Nach drei, vier Tagen schaute Kiera bei ihr vorbei. Mrs Parker - Liz's Mum - hatte Kiera erzählt, dass Liz krank war, damit Kiera sie bei der Arbeit entschuldigen konnte. Auch John, ein Arbeitskollege und guter Freund von Liz - war zweimal dagewesen.

Nach einer Woche ging es ihr wieder ein kleines bisschen besser. Liz war nicht mehr krank, dennoch fühlte sie sich nicht wie vorher. Sie wachte immer noch nachts auf und weinte sich immer noch in den Schlaf. Jeden Abend. Immer und immer wieder. Und sie konnte nichts dagegen tun. Trotzdem hatte sie ihre Mum gebeten nach Hause zu gehen und ihrem normalen Alltag wieder nachzugehen.

Haley, Nathans große Schwester, welche Liz fast wie eine eigene Schwester geliebt hatte, hatte sich mehrmals bei ihr gemeldet, aber Liz war standhaft geblieben und hatte ihr nie geantwortet. Auch wenn es sie unglaubliche Überwindung gekostet hatte.

Nathan rief jeden Tag an und Liz drückte ihn jedesmal weg. Er hatte ihr Briefe geschickt - aus Australien, Japan und Indien - und sie hatte sie ungeöffnet in den Müll geworfen. Er hatte ihr einen riesigen Blumenstrauß mit der Nachricht 'Ich weiß es ist wahrscheinlich sinnlos, aber ich muss das tun.' zu kommen lassen und Liz hatte sie genommen und in die Tonne geschmissen.

Keira und John schauten abwechselnd nach ihr. Jedesmal versuchten sie Liz davon zu überzeugen, mit ihnen nach draußen zu gehen und etwas zu unternehmen, aber sie blockte immer wieder ab. Was sollte sie draußen? Die Medien wussten mittlerweile Bescheid. Unteranderem auch, weil Nathan seinen Status auf allen Sozialmedia-Portalen in Offizielles Arschloch geändert hatte und immer wieder depressive Tweets postete.

Immer wenn Liz John und Keiras Vorschlag abblockte, folgte jedes Mal der gleiche Ablauf. Josh und Keira blieben. Josh machte Popcorn und Keira suchte einen Film aus Liz' Filmsammlung heraus. Nur nicht Susi und Strolch. Der war der absolute Lieblingsfilm von Nathan und Liz gewesen. Liz hätte ihn eigentlich wegschmeißen wollen, aber sie hatte es nicht übers Herz gebracht.

Nach zwei Wochen fing Liz wieder an zu arbeiten. Keira hatte sie sich zur Brust genommen. Sie hatte gesagt, dass nur ihr Herz gebrochen sei und nicht ihr verdammtes Leben und dass sie endlich in die Zukunft blicken solle.

Nach vier Wochen wurden die Anrufe von Nathan, sowie ihre Heulattacken weniger und auch schickte er keine Post mehr - Liz war froh drum.

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Enjoy :)

Feedback ist immer erwünscht.

Bis Bald.

xx

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⏰ Last updated: Feb 22, 2018 ⏰

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