Bittersweet Affection

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Und wieder einmal torkelte ich nach einer durchtanzten Nacht allein die Straßen entlang.

Den Kopf im Nacken, bewunderte ich den klaren Sternenhimmel dieses Samstagabends. Beziehungsweise Sonntagmorgens.

Dieser Anblick hatte etwas Bedrückendes. Man fühlte sich durch ihn mit einem Mal klein und unwichtig.

Um dieses Gefühl zu unterbinden, entschloss ich mich meinen Weg mit geschlossenen Augen fortzusetzen. Diese Idee konnte nur ein volltrunkener Teenie für genial und umsetzenswert halten.

Erst blind spürte ich, wie meine hellbraunen, gewellten Haare meinen Rücken leicht berührten und kitzelten. Mit meinen nackten Füßen wandelte ich über den harten Betonboden, bis ich langsam wegdriftete..

In dem Moment rutschten mir die schwarzen High Heels aus meiner kraftlosen Hand. Der Aufprall riss mich aus meiner Trance und den Kopf nach vorne ausrichtend, entwich mir ein lautes ,,Bin wach!".

Ok.. Irgendetwas war soeben passiert. Ein Geräusch. (Der Sherlock im Betrunkenen war also gefragt.)

Verwirrter Blick nach links.. Nichts, außer einem gepflegten Vorgarten. Rechts dasselbe Bild. Auch hinter mir war alles ruhig.

Letztendlich hatte ich dann beiläufig noch nach unten geguckt und siehe da: Das barfüßige Mädchen fand zufälligerweise ein Paar Schuhe, das genauso aussah wie jenes, welches sie heute bei der Hausparty einer Freundin an hatte.

Nach einer kurzen Bückbewegung war ich wieder vollständig, als ich plötzlich etwas einige Meter von mir entfernt sah..

Da saß jemand am Bordstein. Doch bei der Dunkelheit und Entfernung konnte ich nichts Spezifischeres erkennen. Das einzige was mir noch auffiel, war, dass das Haus, vor dessen Garten die Person hockte, das einzige war, in welchem noch Licht brannte.

In meiner alkoholbedingten Naivität ging ich also direkt auf den Unbekannten zu. Immerhin wirkte er geknickt.

Doch auch als ich nur noch einen Meter von ihm entfernt war rührte sich der Dunkelhaarige nicht.

Sein Kopf hang schlaff herunter, das Gesicht von seiner wüsten Frisur (wenn man das so nennen konnte) verdeckt. Ein Bein hatte er ausgestreckt, das andere angewinkelt. Auf diesem stützte er seinen Arm ab. Er sah echt übel aus. Seine dunkle Jeans war an den Knien schon aufgerissen und auch sein enges Shirt hatte vorne kleine Flecken. Von den abgetragenen Schuhen ganz zu schweigen. Trotzdem muss ich gestehen, dass sein Körper sonst ganz nett war.

,,Geht's dir.. also.. traurig?", meine Artikulation litt immer am meisten unter zu viel Alkohol.

Keine Antwort.

Vielleicht war er ja einfach genauso betrunken wie ich.

Auf einmal ertönte ein lautes Scheppern und ein männlicher Schrei aus dem Haus, vor dem wir uns gerade 'unterhielten'. Im Gegensatz zu meinem neuen Freund erschrak ich sofort und starrte besorgt zum Ursprung des Lärms.

,,Mal Hilfe holen?!", presste ich heraus, während der Typ sich mit einem Ruck aufrichtete, mit seinen warmen Händen plötzlich mein Gesicht umfasste und seine rauen Lippen auf meine legte.

Völlig bewegungsunfähig gab ich mich bald seinem leidenschaftlichen, wilden Kuss hin und schloss meine brennenden Augen und trotz meines kurzen Kleides war mir mit einem Mal überhaupt nicht mehr kalt.

Ich hatte erwartet, dass er wie ich nach Alkohol schmeckt, aber es war etwas vollkommen anderes.. Eisen..

Der Geschmack von Blut.

Bittersweet AffectionWhere stories live. Discover now