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Rayan

Fünf Tage mit dieser Wahnsinnsfrau am Meer, alleine, sind einfach zu wenig. Am liebsten würde ich sie immer bei mir haben, sie nicht mehr in die WG lassen, aber das ist wohl noch zu früh. Als Megan aus dem Urlaub wieder da ist, ist Lexi auch öfter wieder in der WG. Die Beiden verbringen viel Zeit mit lernen, denn in einigen Wochen stehen wichtige Klausuren für sie an. Lexi kniet sich richtig rein und auch wenn es mich stört, dass ich sie so selten zu Gesicht bekomme, bewundere ich sie für ihren Ehrgeiz. Scarlett und Phoenix tragen nicht zu einer Besserung meiner Laune bei, denn die nächtlichen Störungen durch Gestöhne und »Phoenix« und »Babe« Rufe gehen mir gehörig gegen den Strich. Die beiden haben frei und ich gönne ihnen ihr Glück, aber müssen sie es jede Nacht miteinander treiben? Ich muss jeden Morgen um 5 Uhr aufstehen und der Schlafentzug zerrt an meinen Nerven. Vermutlich kommt Lexi Entzug noch erschwerend hinzu. Ich bin ein paar Mal kurz davor zu Lexi zu flüchten. So weit ist es schon gekommen, dass ich aus meiner eigenen Wohnung fliehen will. Es wird nicht mehr lange dauern und ich schlage etwas kaputt oder lasse meinen Frust an Phoe aus. Lexi bemerkt meine beschissene Laune und bietet sogar an bei ihr zu pennen, doch sie weiß so gut wie ich, dass wir dann nicht schlafen und damit ist keinem von uns geholfen. Um so erleichterter bin ich, als Scarlett verkündet auszuziehen. Das hört sich vermutlich wirklich mies an, aber dem ist nicht so. Scarlett ist wie eine Schwester für mich und ich würde sie jederzeit wieder bei mir aufnehmen, doch ich weiß auch, dass sie auf eigenen Beinen stehen möchte. Leider passen die Vorstellungen und die Wohnlage der Stadt nicht ganz zusammen und es tut mir ehrlich leid für Phoe, Scar, Ri und Mira. Die Wohnungen hier sind teuer und eine relativ große Wohnung für zwei Paare obendrein noch schwer zu finden. Die Snobs, die ihre Kinder nicht in die Wohnheime der Akademie stecken wollen, bezahlen eine Stange Geld, damit ihre Sprösslinge außerhalb unterkommen und es ihnen an nichts fehlt. Und das nutzen die Vermieter natürlich aus. Da winkt das schnelle Geld.

Doch Anfang Dezember kommt Leben in die Auszugspläne. Der reiche Ex oder wie auch immer dieser Elias betitelt werden kann, kauft ein leerstehendes Haus und lässt Scar nach ihren Wünschen renovieren. Geld regiert halt doch die Welt. Aber Scarlett wäre nicht Scarlett, wenn sie nicht einen Plan dahinter hätte. Sie hat sich wirklich Gedanken gemacht und zieht Phoe und die anderen beiden mit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Phoe diese Aktion von Elias total gegen den Strich geht und er nur Scarlett zu liebe die Füße stillhält. Lexi und ich helfen fleißig beim Renovieren und sind Weihnachten mehr als geflasht, was aus dem Laden geworden ist. Dieses Weihnachtsfest ist ganz nach meinem Geschmack und am liebsten würde ich da bleiben, aber am nächsten Tag trennen sich Lexis und meine Wege für kurze Zeit. Sie fährt zu ihrer Familie und ich merke ihr an, dass sie da nicht hinwill. Sie tut es für ihre Schwester, denn das beste Verhältnis hat sie nicht zu ihren Eltern. Mein Herz wird schwer, je näher ich meinem Zuhause komme. Weihnachten ist es immer besonders schlimm, egal wie viele Jahre schon ins Land gezogen sind. Ich parke in der Kiesauffahrt und gehe den Weg zur Haustür. Der Kies knirscht unter meinen Schuhen. Wie oft haben Sarah und ich die kleinen Kieselsteine an die oberen Fenster geschmissen und Ärger von unserem Dad bekommen? Wie gerne würden meine Eltern genau diese Geräusche hören?

Ich klingel und trete unruhig von einem Bein auf das andere. Meine Mutter öffnet die Tür und ich sehe ihr an, dass sie geweint hat. Schnell ziehe ich sie in eine Umarmung und versuche meine eigenen Tränen zu verbannen. Ich bin mindestens alle zwei Wochen bei ihnen zu Besuch und doch habe ich ihnen noch nichts von Lexi erzählt. Ich habe mir fest vorgenommen es heute zu tun, um die niederdrückende Stimmung zu umgehen. Meine Mutter löst sich von mir und geht in die Küche und ich gehe ins Wohnzimmer. Vor dem Kamin finde ich meinen Vater. »Hey mein Junge. Frohe Weihnachten. Schön, dass du da bist«, sagt er, ohne sich umzudrehen. Ich höre an seiner Stimme, dass auch er geweint hat. Mein Kloß im Hals wächst. »Hey Dad. Frohe Weihnachten.« Ich gehe auf ihn zu und klopfe ihm auf die Schulter. »Essen ist fertig«, ruft meine Mutter und wir nehmen an dem großen Esstisch Platz. Wir essen in Schweigen. Jeder hängt seinen Gedanken nach. Gedanken an Sarah. Nach dem Dessert setzen wir uns auf die Couch, machen Bescherung und stoßen mit Wein an. »Mum, Dad. Ich habe jemanden kennengelernt«, platzt es aus mir heraus. Beide blicken von ihren Geschenken hoch und starren mich an. Als ob das so ungewöhnlich wäre. Okay, ist es wahrscheinlich doch. Diesen Satz habe ich nämlich noch nie zu ihnen gesagt. »Dass ist schön. Wie heißt sie?«, fragt meine Mutter ehrlich interessiert. Und so kommt es, dass ich den restlichen Abend über Alexia rede und schwärme. Die Stimmung hat sich verändert. Sie ist leichter, irgendwie. Das erste Mal seit Jahren bleibe ich über Nacht bei meinen Eltern und fahre erst nach einem ausgiebigen Frühstück wieder zu mir.

Lexi ist bis Silvester bei ihrer Familie. Meine Wohnung ist leer und bevor mir die Decke auf den Kopf zu fallen droht, mache ich mich auf den Weg zu Phoe und den anderen. Da ist sicher was los und etwas zu tun. Und genauso ist es auch ...

1,2 oder 3? Herz verschenkt... ✔ #LeseLiebe18 #Lagune18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt