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Alexia

Treue
Ein Wort, das für viele Menschen keine Bedeutung hat.
Ein Wort, das mit Füßen getreten wird, achtlos weggeworfen wird.
In dieser schnelllebigen Welt wird so ein Wort nicht mehr ernst genommen und damit steht es nicht alleine da.
Vertrauen ist auch so ein Wort, das in der heutigen Zeit wie ein lästiger Kaugummi unter den teuren Designerschuhen behandelt wird.
Wo soll das mit dieser Welt nur enden, wenn solche Wörter unwichtig werden? Und das sind nur zwei von ganz vielen.

Seit dieser unschönen Entdeckung sind einige Wochen ins Land gezogen. Seit dieser Entdeckung habe ich nichts mehr von Tyler gehört und ich habe mich mehr als einmal ermahnt mich nicht zu melden. Meine Meinung habe ich nicht geändert. Nie nie wieder lasse ich mich auf jemanden ein. Nie nie wieder lasse ich mich so behandeln.
Ich habe die Nase gestrichen voll von diesen Möchtegerns.
Zwei Jahre habe ich mich von Tyler an der Nase herumführen lassen, weil ich naives Ding es einfach nicht wahrhaben wollte. Er sieht gut aus, ist durchtrainiert und hat Charme, unwiderstehlichen Charme. Er hat dieses hübsche, markante Gesicht, doch dahinter verbirgt sich nichts als Dunkelheit. Er lässt nichts anbrennen, kann nicht nur eine Frau lieben. Er kann gar nicht lieben.
Zwei Jahre habe ich ihm vertraut und gedacht er wäre mir treu und dann holt Megan mich sehr unsanft von meiner gemütlichen Wolke und ich lande geradewegs in einer Schlammpfütze. Eigentlich müsste ich sauer auf sie sein, weil sie mich mit Vollgas damit konfrontiert hat, aber das bin ich nicht. Sie hat mir nur die Augen geöffnet, die ich so lange verschlossen hatte. Sie lässt mich nach dieser unsanften Landung nicht einfach liegen, sondern legt sich eine Weile einfach zu mir und hilft mir dann wieder auf die Beine. Dafür liebe ich sie mehr als mein Leben.

Sie sagt eines abends, wo wir auf unserer Couch in der WG sitzen und vielleicht schon einen Sekt zu viel intus haben, mit mir zusammen allen Kerlen dieser Welt den Kampf an. Okay sie nicht wirklich, also nicht für sich, denn sie ist mit Colin schon seit fünf Jahren zusammen und die beiden sind das perfekte Paar. Doch die Geste allein zählt.

Total in Gedanken an die letzten Tage versunken, seufze ich und werfe einen Blick auf die Uhr. Oh shit. 7.45 Uhr leuchtet in bedrohlich roter Farbe auf mich herab und Panik bricht in mir aus. Ich springe hastig aus meinem mehr als kuscheligem Bett und wie soll es auch anders sein, verheddere ich mich in meiner Decke. So etwas nenne ich einen guten Start in den Tag und auch noch in die Woche, denn es ist Montag. Wäre ich nicht so in Eile, hätte ich mich kurz einen Moment einfach von meiner Decke fangen lassen und hätte gelacht, aber ...
Für die Dusche ist es eindeutig zu spät. Also bleibt mir nur eine schnelle Gesichtsrestauration und ein Kaffee und dann ab zur Uni.
Meine Schuhe ziehe ich mir im Gehen an. Ein Wunder, dass ich die Treppe nicht runtergefallen bin. Innerlich verfluche ich kurz meine Schwester, Savanna. Sie war mit ihrem Verlobten Cohen zu Besuch, denn sie leben in Kanada und wir sehen uns nicht all zu oft. Tja und da haben wir die Zeit wohl aus den Augen verloren und blieben so lange wach bis das Taxi kam und sie zum Flughafen brachte. Also bis heute morgen um drei Uhr. Ich hatte mir fest vorgenommen nicht einzuschlafen, aber der Plan ist wohl erfolgreich gescheitert. Trotz all der Flüche, die ich auf dem Weg zu meinem Auto innerlich herunterbete, vermisse ich sie jetzt schon. Warum musste sie sich auch in einen Kanadier verlieben? Sie ist viel zu weit weg für mich. Ich schüttle die trüben Gedanken ab und schließe meine kleine blaue Klapperkiste auf. Schnuffi ist nicht mehr der neuste, aber mir immer treu und ich liebe ihn.
Bis zu dem Moment als ich den Schlüssel ins Zündschloss stecke und umdrehe. Schnuffi gibt nicht einen Ton von sich. Auch nach mehreren Versuchen tut sich nichts, nada, nothing.
Das darf doch wohl nicht wahr sein. Wütend haue ich auf das Lenkrad, entschuldige mich aber sofort wieder bei meinem Auto.
Entnervt rufe ich Megan an, die nach dem ersten Klingeln fröhlich dran geht.
»Hey Süße. So früh schon Sehnsucht. Wir sehen uns doch gleich in der Uni.«
Ich stoße genervt die Luft aus und brumme: »Morgen Megan. Ich komm nicht zur Uni. Erstens habe ich verschlafen und zweitens bockt Schnuffi. Ich muss einen Abschlepper rufen.«
»Ach du scheiße ... Okay. Ich geb in der Uni Bescheid. Meld dich wenn ich dich irgendwo wegholen soll.«
Dann heute wohl kein Recht und Ordnung, sondern einen Doktor für Schnuffi auftreiben.
Megan und ich studieren seit gut zwei Jahren Jura und an drei Tagen die Woche arbeite ich nachmittags in einer Anwaltskanzlei. Viele denken sicher: Oh Gott eine Paragraphenreiterin, aber das stimmt nicht. Ich will Anwältin werden, um Leuten zu helfen, um Leuten Mut zu machen, nicht aufzugeben. Die Tochter von Bekannten meiner Eltern hat mich indirekt darauf gebracht, denn sie hat es nicht leicht im Leben und durch ihre Anwältin hat sie wieder Mut gefasst sich nicht kleinkriegen zulassen, sondern für sich und ihre beiden Kinder zu kämpfen. Ich möchte mich genau aus diesem Grund auf Familienrecht spezialisieren und zwar speziell für Frauen einstehen.

1,2 oder 3? Herz verschenkt... ✔ #LeseLiebe18 #Lagune18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt