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Alexia

Rayan bringt eine Seite von mir zum Vorschein, die ich nie auch nur ansatzweise für vorhanden gehalten habe. Ich muss zugeben, dass es mir gefallen hat. Ich habe noch nie so guten Sex, der mich explodieren lässt, gehabt und der mich in eine andere Sphäre katapultiert, die ich nicht mehr missen will. Doch auch wenn zwischen uns wieder alles okay ist, habe ich Angst seine Freunde, die Crew, kennenzulernen. Ich weiß auch nicht so genau, wieso das so ist. Vermutlich weil es alles Tänzer sind und ich da nicht wirklich reinpasse. Zumindest rede ich mir das ein.

Rayan versucht mir meine Angst zu nehmen und das ist wirklich süß, aber sie will den Platz nicht räumen. Dafür hat sie es sich viel zu gemütlich gemacht. Vor dem Wohnheim könnte ich mich am Sitz festtackern. Es hat etwas Bedrohliches an sich, obwohl das sicher totaler Quatsch ist. Ich kenne schließlich schon Scarlett, mit der ich mich gut verstehe. Und auch Mira, die mir nicht so geheuer ist und Riley, den ich nicht einschätzen kann und noch Phoenix, der mir unheimlich ist. Okay, wenn ich recht überlege, sind das nicht die besten Voraussetzungen, aber ich tue es doch Rayan zu liebe. Es sind seine Freunde und die gehören zu ihm, sind seine Familie.

Also betrete ich mit ihm zusammen das Wohnheim und sofort verstummen alle Gespräche. Ach genau, das ist es auch noch, weswegen ich so verdammt nervös bin. Ich hasse es in Räume zu kommen, wo sich mir fremde Menschen aufhalten. Wieder fühle ich mich wie der neuste Hit im Zirkus. Jetzt bloß nicht zur Lachnummer werden. Scarlett kommt auf uns zu und zieht mich in eine herzliche Umarmung. »Keine Angst. Die haben alle schon gegessen ... So ging es mir damals auch und guck ich lebe noch.« Bei ihren Worten muss ich schmunzeln. Stimmt, sie ist ja auch nicht von Anfang an dabei, obwohl ich sie mir woanders gar nicht vorstellen kann. Sie scheint genau dahinzugehören. »Hey Lexi. Schön, dass du da bist. Hast den richtigen Weg gewählt«, begrüßt mich Mira und ich weiß genau, was sie meint. Auch sie zieht mich in die Arme und flüstert mir zu: »Lexi, du hast den Test bestanden. Rayan ist wie ein Bruder und meinen Segen habt ihr.« Ihre Worte hauen mich um. Sie sind keine Spur gehässig, sondern freundlich und ehrlich. »Danke, Mira.« Anscheinend passt hier jeder auf jeden auf, wie in einer großen Familie.

»Alle mal herhören.« Rayans Stimme lässt alle erneut verstummen und Mira löst sich von mir. Mein Freund, oh wie sich das anhört, zieht mich zu sich, bevor er weiterspricht. »Für alle, die sie noch nicht kennen: Das ist Alexia, mein Mädchen. Jungs, Finger weg von ihr oder ich breche euch jeden einzelnen. Mädels, seid lieb.« Auch wenn Rayan lacht, bin ich mir ziemlich sicher, dass er die Sache mit den Fingern durchziehen würde. Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn und ich fühle mich eingelullt und gut verpackt. Sein Mädchen. Ach wie schön es sich doch anhört. Das kleine gefühlsduselige Mädchen in mir tupft sich gerade mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augenwinkeln und seufzt. »Die drei Vollpfosten auf der Couch sind Zac, Scott und Connor. Riley und Phoe kennst du bereits. Die beiden Ladies sind Leni und Zoe.« Ein schüchternes »Hey« verlässt meinen Mund und sie nicken mir zu. Bei den drei »Vollpfosten« bin ich mir sicher, dass ich mit ihnen auskommen werde, auch wenn ihre Blicke mich fast nackt fühlen lassen. Doch bei den Ladies, wie Rayan sie nennt, bin ich mir das überhaupt nicht. Allein bei dem Blick von der einen, keine Ahnung wer das ist, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Hätte sie ein Messer in der Hand, sie würde es gegen mich verwenden, da bin ich mir sicher.

Scarlett zieht mich in die Küche und zusammen mit Mira mixt sie mir einen Cocktail. Sie versucht es zumindest. »Hey Lex, entspann dich. Die sind alle schwer in Ordnung«, gibt Scarlett von sich und begutachtet ihr Werk. Mira stellt drei Gläser auf die Theke und verteilt das Gesöff. Na hoffentlich schmeckt das. »Leni und Zoe darfst du nicht für voll nehmen. Gerade Leni ist angepisst.« Ich schaue Mira verdutzt an. »Wieso?« »Prost, Mädels.« Wir stoßen an und vorsichtig nippe ich an dem Getränk. »Igitt, Scarlett, das ist total sauer. Das brennt dir ja die Zunge weg«, schreit Mira und Scarlett prustet los. Ich kann nicht anders und steige mit ein. Es schmeckt wirklich, als ob man in eine Zitrone gebissen hätte. Ich schaue mich in der Küche um und finde eine Tüte Orangensaft. Das müsste klappen und so schütte ich bei jedem etwas dazu. »So macht man Cocktails«, lobt Mira mich und hält ihre Hand hoch und ich schlage ein. »So und nun nochmal zu Leni und Zoe.« Ach da ist ja noch was, habe ich fast vergessen. Mira deutet Richtung Wohnzimmer. »Zoe vögelt eigentlich nur noch Scott aus der Crew, weil unsere Primaballerina hier, ihr Phoenix weggeschnappt hat.« Kichernd wedelt Scarlett mit der Hand. Es sieht einfach zu lustig aus. »Und unser Flittchen, Leni, kann jetzt nur noch auf Zac und Connor zurückgreifen. Erst geht ihr Phoenix durch die Lappen und jetzt auch noch Rayan.« Bitte was? Was sind sie, die persönlichen Huren? »Ja so in der Art«, erwidert Mira und ich schlage mir erschrocken die Hand vor den Mund. »Hey Lexi. Alles cool. Du hast es auf den Punkt gebracht, hätte ich nicht besser sagen können.« Scarlett grinst über das ganze Gesicht und Mira zeigt mit dem Daumen nach oben. Plötzlich schlingt jemand seine Arme um mich und platziert sein Kinn auf meinem Kopf. Rayan, wer sonst? »Hey Baby. Alles gut?« »Ja alles gut.« Er sorgt sich um mich und mein kleines Herz schmilzt dahin und packt schon wieder Taschentücher aus.

Als wir im Wohnzimmer sitzen, sitze ich auf Rayans Schoss und er spielt mit meinen Locken, wirkt total entspannt und mit geht es auch wirklich gut. Niemand stellt mir Fragen. Okay hier und da mal eine, aber ich fühle mich nicht wie bei einem Verhör. Alle reden so, als ob ich schon ewig dazugehören würde. Jedoch bei einem Thema merke ich, dass ich es nicht tue und auch nicht tun werde. Phoenix fragt nämlich irgendwann: »Alexia, tanzt du auch?« Ich spüre, wie Rayan sich verändert, er spannt sich an. Ich glaube, er könnte seinem besten Kumpel gerade eine Klatschen. »Nein. Das ist nichts für mich. Ich habe zwei linke Füße.« »Dann wohl andere Qualitäten ...«, erwidert er und mustert mich von oben bis unten. Ich starre ihn an. Will er mich provozieren? Scarlett boxt ihrem Freund gegen die Brust. »Phoenix, halt die Klappe.« »Was denn? Jeder hat Qualitäten.« »Phoenix«, zischt sie und er nickt grinsend. »Dann kann sie ja wenigstens zum Streetdance und uns anfeuern.« Allein das Wort bereitet mir Kopfschmerzen. Ich merke, wie Rayan hinter mir die Luft einzieht, doch er ist zu langsam, denn Mira kommt ihm zuvor. »Phoe, du bist echt ein Arschloch. Halt deine Fresse oder ich stopfe sie dir.« Ihr Ausbruch überrascht mich und da bin ich anscheinend nicht die Einzige, denn alle schauen Mira verwirrt an. »Mira, lass gut sein«, höre ich Rayan hinter mir sagen. Ich sehe in Phoenix' Augen, dass es ihn brennend interessiert, wieso Mira so ausflippt und diesmal bin ich schneller. »Ich gehe nicht zum Streetdance. Würde ich da auftauchen, würde es vielleicht nicht gut enden. Denn ...« »Du musst nichts sagen, Lex«, unterbricht Rayan mich, doch ich schüttle den Kopf und rede schnell weiter. »denn Rayan würde meinen Ex, Tyler, kalt machen.« Sobald ich das letzte Wort ausgesprochen habe, liegt eine unheimliche Stille im Raum. Egal, in welches Gesicht ich schaue, alle starren mich erschrocken an. »Tyler von den Raybands?«, fragt Zac oder Scott oder Connor, keine Ahnung. »Ja.« Ich halte diese Blicke gerade nicht aus und stehe auf. Rayan will mich festhalten, doch ich entziehe ihm meine Hand. »Alles gut. Ich muss nur aufs Klo.« »Erste Stock, zweite Tür rechts. Wirklich alles okay?« Ich nicke und gehe in den ersten Stock. Ich will nicht hören, wie sie jetzt über mich reden. Aus diesem Grund lasse ich mir extra viel Zeit, damit sie auch Zeit haben. Als ich die Tür öffne, steht jemand wartend davor, entweder ist es Leni oder Zoe. Die Arme vor der Brust verschränkt. Sie sieht angriffslustig aus. »Hättest du nicht dann bei der Giftgruppe bleiben können? Wieso musstest du Rayan verseuchen, du kleine Schlampe? Aber glaub mir, Rayan wird nicht lange bei dir bleiben, denn du hast verseuchtes Blut an deinen Händen. Wir sind die PCrew und nehmen keine Streuner auf.« Sie schubst mich zur Seite und ich kann mich nur mit Mühe auf den Beinen halten, dann stolziert sie an mir vorbei und knallt die Badezimmertür zu. Was ist das? Ich fühle mich wie vom Schnapswagen angefahren. Mein Kopf pocht bedrohlich und mir ist schummrig. Ich möchte nach Hause und mich klein machen, einrollen. In der Stimme lag so viel Hass und auch wenn sie nur sauer ist, weil wieder einer weniger für sie abfällt, geht man doch nicht so auf jemanden zu oder?

Ich wanke die Treppe herunter, als ob ich sturzbetrunken wäre. Aus dem Wohnzimmer höre ich Stimmengewirr und Gelächter. Erst habe ich den Verdacht, dass sie über mich lachen, aber je näher ich komme, desto unwahrscheinlicher wird es. Es scheint um Zac und Connor zu gehen. Auch als ich den Raum betrete, verstummen sie diesmal nicht. Nur Rayan hört auf zu lachen, erhebt sich und kommt auf mich zu. »Lexi, alles okay? Geht es dir nicht gut?« Er hebt prüfend mein Kinn an und ich sehe die Sorge in seinen Augen. Sehe ich so scheiße aus? »Du bist total blass. Wir gehen.« »Nein. Quatsch. Die Luft ist hier nur to ...« »Wir packen es. Bis dann. Ciao«, ruft Rayan in die Runde und schiebt mich zur Tür und zu seinem Auto. Kann er noch fahren? Hat er nicht auch getrunken? »Lexi, ich habe ein Bier getrunken und jetzt steig ein.« Blöde laute Gedanken.

1,2 oder 3? Herz verschenkt... ✔ #LeseLiebe18 #Lagune18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt