Eddie

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Eddie war alles andere als begeistert. Eddie war niemals von irgendetwas begeistert, aber von dieser Katerine war er sowas von überhaupt nicht begeistert. Sie sah gut aus, klar, aber das machte das Ganze nur umso unangenehmer. Eddie witterte Schwierigkeiten. Frauen machten immer Schwierigkeiten, vor Allem die gutaussehenden. Diese Katerine schrie geradezu Schwierigkeiten mit jedem Quadratzentimeter ihrer Pfirsichhaut. Eddie schnaubte abfällig. Was hatte Rodrigo sich dabei gedacht? Woher konnte er wissen, dass er ihr vertrauen konnte? Wer sagte, dass sie nicht sogar ein Spitzel vom FBI war? Aber was geschehen war, war geschehen. Hätte Katerine sie auffliegen lassen wollen, hätte sie es vielleicht schon getan. Andererseits wartete sie vielleicht darauf, möglichst viele Mitglieder der Organisation kennenzulernen – ihn zum Beispiel, - damit sie dann alle zusammen schön verpackt der Polizei übergeben konnte…

Eddie schnaubte noch einmal. Das alles war zutiefst enervierend. Hätte Rodrigo ihn vorab ins Bild gesetzt, wäre er gar nicht erst hergekommen, aber jetzt war er nun einmal hier und saß genauso tief in der Scheiße wie Rodrigo auch. Wie tief genau das war, wollte Eddie lieber nicht wissen.

„Ja, da kann ich schon was draus machen“, meinte Eddie schließlich, nachdem er sich den Lastwagen gründlich angesehen hatte. „Wird keine leichte Arbeit, aber ja, man kann das Baby straßentauglich machen.“ Rodrigo war sichtlich erleichtert. Eddie hatte den Plan nicht ganz verstanden, war allerdings vorsichtshalber nicht allzu begeistert davon. Ja, man könnte die Bananen in diesem Ding transportieren – aber ausgerechnet mit einem Kühlwagen voller Bananen unauffällig über die Grenze – das kam ihm sehr unwahrscheinlich vor. Leider war das Ganze mittlerweile auch ein wenig sein Problem, denn er war nun involviert. Das hieß, entweder er erstattete der Baronin Bericht über Rodrigos Versagen, bereitete dem Ganzen ein Ende und zog sich damit aus der Schlinge, oder er half Rodrigo bei seinem bescheuerten Plan und machte sich damit für Erfolg oder Scheitern der Mission mitverantwortlich. Ach verdammt, der Familie musste man helfen, komme was wolle, also stand er nun hier und überlegte, was mit diesem verdammten Lieferwagen anzufangen war.

„Wie wär’s, wenn wir dem Ding einen neuen Anstrich verpassen?“ Schon überlegte Eddie, wie er dabei am besten vorgehen konnte. „Anstrich?“ Manchmal fragte Eddie sich wirklich, wie Rodrigo es jemals soweit hatte bringen können. Der Mensch war doch dumm wie Brot. „Natürlich du Schädel, oder hattest du vor, mit einem Eiswagen voller Bananen durch die Grenzkontrolle zu fahren? Jeder Lieferwagen wird an der Grenze kontrolliert und jetzt, wo das FBI Wind bekommen hat, werden die Kontrollen noch strenger sein. Und was werden sie denken, womit wir den Stoff rüber schmuggeln? Mit einem verdammten Lieferwagen! Deshalb war der ursprüngliche Plan ja auch, eben nicht mit einem Lieferwagen zu fahren.“ Eddie konnte gar nicht aufhören, sich zu ärgern. Dieser Plan konnte nur schiefgehen. Andererseits hatte Rodrigo mit einem recht gehabt – das einzige, das verdächtiger wäre als ein Eiswagen voller Bananen, wäre ein PKW voller Bananen. So gesehen war der Lieferwagen vielleicht wirklich die beste Option.

Skeptisch musterte Eddie erneut die Frau an Rodrigos Seite. Nein, vom FBI war die nicht, entschied Eddie. Die Weiber vom FBI waren immer derart bedacht darauf, einen auf harter Kerl zu machen, dass ihnen die unbeteiligte Miene geradezu ans Gesicht gefroren schien. Die Kleine hier, das merkte Eddie sofort, fand das aufregend und versuchte, es nicht zu zeigen. Wahrscheinlich gab ihr das hier einfach irgendeinen Kick oder was auch immer. Noch etwas, von dem Eddie nicht begeistert war. Wenn sie Pech hatten, dann rannte sie beim ersten Anflug von Gefahr zur Polizei. Und vom Glück gesegnet schien ihre Mission ja nicht gerade. Ein letztes Mal schnaubte Eddie missbilligend, dann drehte er sich um und ging. Er wollte weder Rodrigo, noch Katerine auch nur eine Sekunde länger sehen und wenn er diese Schrottkarre wirklich grenztauglich machen wollte, hatte er noch so einiges zu erledigen.

Wäre Abend gewesen...Where stories live. Discover now