♡7♡dance lesson

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"Wollen wir anfangen?", nuschelte er in meine Haare. Noch immer standen wir da und genossen den Moment, während neben uns die Sonne solangsam unterging. Ich wusste nicht, was dieser Moment mit mir machte. Ich wusste nicht, warum ich das gerade tat, aber es fühlte sich verdammt gut an.

"Mmh", macht ich nur als Antwort und zog unauffällig seinen Duft ein. Er roch nach Vanille und ein nach einem männlichen Parfüm- so einzigartig, das ich seinen Duft immer wieder erkennen würde.

Wir lösten uns voneinnander und begannen uns aufzuwärmen. Ihm war eine kleine Strähne ins Gesicht gefallen, was ziemlich niedlich aussah, als er sie versuchte weg zu pusten. Ich lächelte kurz, konzentrierte mich aber schnell wieder auf meine Dehnübungen und versuchte nicht rot zu werden, denn Jonas hatte es bemerkt, dass ich ihn beobachtet hatte.

Ich lehnte mich so weit es möglich war nach vorne und spürte einen kleines Ziehen in meinem Rücken, einen Schmerz, den ich so gut kannte. Früher wollte meine Mum immer die Bestleistungen aus mir herauszuholen. Wie oft habe ich Schmerzen gehabt und sie einfach ignoriert- ich wollte sie einfach stolz machen, wollte besser sein als die anderen- perfekter. Doch mittlerweile hatte ich gelernt, das es manchmal besser war, genau da aufzuhören, wenn es für einen noch erträglich ist, denn danach kommt die Hölle- in allen Hinsichten.

Jetzt war es Jonas, der mich zu beobachten begann. Anfangs ignorierte ich es, doch schließlich konnte ich mir einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen:

"Bin ich so toll, das man mich die ganze Zeit anschauen muss?", ich schmunzelte, als er nicht reagierte. Er war wie in Trance, seine Augen starr auf mich gerichtet, ohne jegliche körperliche Regung. Schließlich begann ich vor seinen Augen herum zu schnipsen und endlich hob er seinen Blick, um mir in meine Augen zu schauen. Dieses blau war unglaublich, aber noch schöner war es, wenn Licht in seine Augen fielen und sie begannen zu leuchten und zu glänzen.

Ich lächelte schüchtern und wand meinen Blick ab. Jonas seufzte und fuhr mit seiner Dehnung fort, doch ich hatte nicht gerade das Gefühl, das er anwesender als vor zwei Minuten war, im Gegenteil. Seine Bewegungen wirkten roboterartig - wie mechanisiert und er trug die ganze Zeit ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. Musste ich mir Sorgen machen?

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Anderthalb Stunden später wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und brach in Richtung CD-Player auf, um die Musik abzustellen. Ich stöhnte auf, die Sonne war mittlerweile untergegangen und die Fenster spiegelten den Probe- Raum. Als ich mich im Spiegelbild sah, fuhr ich erschrocken durch meine Haare, die sich mittlerweile aus meinem Dutt gelöst hatten.

Plötzlich ging die Musik wieder an, diesmal etwas andere:

"Thinking oud loud- Ed Sheeran", flüsterte ich und er nickte, bevor er mir seine Hand hin hielt. Zögerlich nahm ich sie an. Wir standen so nah aneinnander, das ich seinen flachen Atem hören konnte. Ich schaute in seine Augen, als er langsam anfing zu tanzen. Ich passte mich seinen Schritten an. Woher konnte Jonas Walzer? Seine linke Hand umklammerte meine rechte und seine andere lag ruhig auf meiner Tallie. Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus, als wir über den Fußboden schwebten. Ich hatte das Gefühl zu schweben, so sicher führte er mich durch den Raum. Auf seinen Lippen bildete sich ein kleines Lächeln und ich konnte nicht anders, als zurück zu lächeln. Wie viele Mädchen beneideten mich um diesen Moment- einmal mit Jonas tanzen zu dürfen.

Als das Lied zu Ende war, blieben wir noch eine Weile stehen. Keiner sagte etwas- es war mucksmäuschenstill. Meinen Blick hob ich in Richtung Uhr und erschrak. In genau 10 Minuten fährt der letzte Bus. Ich riss mich von Jonas los und begann hektisch meine Tasche zu packen und meine Schuhe zu wechseln. Er beobachtete mich die ganze Zeit und sagte nichts, nur ein leises Tschüss, verließ seine Lippen, als ich aus dem Raum hetzte. Es war, wie als könnte er das Geschehene ebenfalls nicht ganz einordnen. Aber etwas musste ich ehrlich zugeben: Es war wunderschön gewesen. Die Zeit mit ihm und vorallem der Abschlusstanz.

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Ein paar Minuten später hüpfte ich in der letzten Sekunde in den Bus und warf dem Busfahrer einen entschuldigenden Blick zu. Ich war gerade auf dem Weg nach hinten, um mir einen Platz zu suchen, doch dann passierte es auch schon: Der ältere Herr fuhr so überraschend an, sodass nur noch ein Aufschrei über meine Lippen kam, bevor ich zur Seite mit geöffneter Wasserflasche- geradewegs auf einen Jungen- kippte. Ich landete zwar weich, doch als ich mich halbwegs aufgerichtet hatte, wäre ich am liebsten im Erdboden versunken: Ich hatte mich mal wieder selbst übertroffen: Der arme Junge saß völlig schockiert mit einer pitschnassen Hose im Intimbereich da und starrte mich nur ungläubich an. Ich lief knallrot an und traute mich gar nicht richtig ins Gesicht zu schauen.

Der Busfahrer hingegen hatte wahrscheinlich von all dem nichts mitbekommen oder ignorierte es gekonnt. Bei der nächsten Kurve rutschte ich ein weiteres Mal- diesmal auf der Pfützte,- aus und landete mit einem lauten Rums auf dem Boden. Meine ganzen Sportklamotten hatten sich mittlerweile im Gang verteilt. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen und begann die ganzen Sachen zusammen zu suchen. Glücklicherweise waren wir beide die einzigsten Fahrgäste, sodass niemand von meiner Aktion etwas mitbekam.

Ich verstaute alles in meiner Tasche und ließ mich auf den gegenüber liegenden Sitz fallen. Sofort suchte ich in meiner Tasche nach einem Taschentuch um die Hose trocken zu reiben, doch dann fiel mir die ungünstige Stelle wieder auf und ich erstarrte in meiner Bewegung. Schweigend reichte ich ihm das Taschentuch, das er grinsend entgegen nahm.

Ich drehte mich nach vorne, mir war die ganze Sache extrem peinlich. Als wir an meiner Haltestelle angekommen waren, schnappte ich mir meine Sachen und wollte gerade flüchten, als mich jemand am Arme festhielt.

"Hey, es kommt jetzt ziemlich blöd, aber viellicht hast du ja mal Lust auf einen Kaffee", er reichte mir einen Zettel und ohne das ich ihn auseinnanderfalten musste, wusste ich schon was drauf stehen würde...

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Wieso erinnert mich Lynn so extrem an mich selbst? Was habt ihr so für peinliche Geschichten auf Lager?

Liebe Grüße

Kiesel1704

The Badboy's SnapsWhere stories live. Discover now